Närrische Okrifteler „auf der Insel“

Erste Kampagnen-Sitzung des Carneval Club Mainperle im Haus der Vereine

Der Jugend-Comedygruppe “sinnFrei” kam im Himmel eine (ganz spezielle) „Alexa“-Box zur Beantwortung dringender Fragen gerade recht.
(Fotos: A. Kreusch)

OKRIFTEL (ak) – Traditionsgemäß startete auch in 2018 die erste Kappensitzung des Okrifteler Carneval Clubs Mainperle (CCM) mit dem Protokoll des „Vers-Fürsten mit der spitzen Feder“, Thorsten Schweinhardt, der es auch diesmal wieder verstand, Weltgeschehen sowie Lokales wohlgereimt und äußerst witzig Revue passieren zu lassen. Er glossierte so nicht nur das vergangene Lutherjahr (sogar „mit Plätzchen aus dem Hause Luther, gebacken noch von Luthers Mutter!“), „Jamaika – des war nix wie Zores!“ und Angela Merkel, die auf ihrem Weg zum „Honecker-Rekord“ ja nun schon Helmut Kohl an Amtsjahren übertroffen hat. Ob G20-Gipfel oder Hollywood-Affäre, Thorsten Schweinhardt fand für alle wichtigen Ereignisse in 2017 die richtigen Worte, doch bevor der Protokoller sich mit den Worten: „Ich mach‘ de Lindner – ich hau ab!“ verabschiedete, bot er noch Boris Becker seine Besenkammer als Unterkunft an, flachste auf höchstem humoristischem Niveau über Horst Lichter, Prinz Harry, die Reichsbürger sowie über „Inas Nacht“ und empfahl den Fußballern der Frankfurtert Eintracht ob ihrer vielen gewonnenen Auswärtsspiele gut gelaunt: „Die müsste halt ihr Geeschner fraache, aach des Heimspiel stets bei dene auszutraache!“ 
 

Das Thema „Alm“ wurde von den „Hofsängern“ des CCM, der Gesangsgruppe „Haste Töne“, musikalisch aufgearbeitet, nach dem vom ganzen Saal mitgesungenen „Vogelbeerbaum“ und der Zugabe „Fliege mit mir“ konstatierte Sitzungspräsident Axel Knauber, der die CCM-Sitzungen nun schon seit 20 Jahren souverän und mit viel karnevalistischem Humor leitet, zufrieden schmunzelnd, wie schwierig es nach solche einem gesanglichen Stimmungsvortrag doch ist, „die Ekstase zu bändigen.“ Das Haus der Vereine wogte nur so von schunkelnden, schön kostümierten Närrinnen und Narrhalesen.

Dass schon die Jugend im CCM viel Sinn für närrische Vorträge und gemeinsames Singen und Spielen auf der Fassenachtsbühne hat, bewies die seit neun Jahren bestehende vereinseigene Jugend-Comedy-Gruppe „sinnFrei“. In ihrem Vortrag bekam ein laut zeternder Okrifteler im Himmel (erkennbar an der Bembel-Mütze und der Speisekarte der Radfahrerhalle in seiner Hand) Besuch von einem E-Gitarre spielenden Teufel – und von Udo Jürgens, Rex Gildo, Heinz Schenk, Trump und Helmut Kohl. Perfektioniert werden könnten die musikalischen Teile des Vortrages vielleicht nur noch durch Gesangsunterricht bei „Haste Töne“ – sonst wurde viel gelacht und gestaunt über die Ideen, die von der Vereinsjugend präsentiert wurden. Vor allem der Einsatz einer vom Okrifteler zusehends genervten „Alexa“ riss die Sitzungsgäste immer wieder zu Lachstürmen hin. Dass sich unter den Zuschauen auch eine Delegation aus Eddersheim befand, zeigte die Reaktion auf die Ankündigung von „Trump“: „I will baue e Mauer between Okriftel un Eddersheim – and the Eddersheimer will pay for it!“ Da mischten sich doch auch „Buh!“- Rufe unter den brausenden Beifall.

Tim Fischer brachte eine kleine Plastik-Palme mit in die Bütt, er kam mit Bermudas und Hawaii-Hemd offenbar direkt aus dem Mallorca-Urlaub nach Okriftel. Nach seinem Bericht hat er dort Boris Becker als Hausmeister, Jorge als DJ und Lothar Matthäus als Bademeister in seinem Hotel getroffen, Christian Lindner habe über seinen neuen Job als Kellner dort zu ihm gesagt: „Lieber gut servieren als wirklich schlecht regieren!“ Aber auch Vereinskollegen will der Mallorca-Urlauber dort getroffen haben, unter anderen „Haste Töne“ beim Bierkönig („statt zu Haus in de Stubb zu hocke, tun die da die Bühne rocken!“) und Bürgermeister Klaus Schindling bei einer Sitzung auf einer Finca, bei der Planung eines „Hattersheimer Ballermanns“ mit umgestaltetem und „gesalzenem“ Weiher und dem Namen „Schindling-Park“.

Nach der Pause erwartete die Sitzungsgäste das Bild der nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel gestrandeten „Bänd ohne Namen“. Ein klavierspielender Kapitän, ein Handtäschchen tragender Steward mit rot geschminkten Lippen, ein Rasta-Locken tragender „Öko“ und ein Banker im zerrissenen Anzug waren sich mit dem die Insel bewohnenden Robinson einig: „Wir halten’s hier nicht länger aus, wir wollen heim zu Bürgermeister Klaus!“ Mit einem Handy-Anruf erreichen sie Schindling – der aus dem Off zu hören war und ihnen versprach: „Ich sitz hier grad beim Bier im Nanu, aber nach dem Essen kann ich euch holen!“ Den Ausruf der Gestrandeten „Du bist unser Retter!“ kommentierte die Telefonstimme: „Des hammse bei der Stadt Hattersheim auch gesagt!“

Sitzungspräsident Axel Knauber war ebenfalls wieder in der Bütt zu erleben – allerdings hatte er in diesem Jahr die Kanonenkugel des „Münchhausen“ zu Hause gelassen und statt dessen modernes „technisches Geschütz“ mitgebracht: Ausgerüstet mit einem iPad brachte er den Saal als „Fachmann für den deutschen Schlager, Professor Dr. h.c. Dieter Thomas Heckmeck“, sehr schnell zum Kochen. Seine geschickte Kombination von Wortakrobatik, Zungenbrechern und passend von ihm selbst eingespielten Schlagern brachte die Narren schnell zum Mitsingen, manche alten Texte kamen von ganz alleine aus dem Publikum dazu, Professor Dr. Heckmeck brauchte nur noch zu dirigieren. Knauber beantwortete Fragen der Zeit mit Schlagertexten, schilderte mit ihnen das Leben vor 30 Jahren („Guten Morgen, guten Morgen“, „Bodo mit dem Bagger“, „Das bisschen Haushalt“ oder „Komm‘ ein bisschen mit nach Italien“) und zählte mit seinen Einspielungen musikalisch die „wunderschönen Frauen“ der damaligen Zeit auf: Maja, Anita, Bianca, Heidi, Joanna. Natürlich ging er auch auf die Vorstellungen der Damen ein, wie Männer dieser vergangenen Zeit sein sollten. Bei „Schöner fremder Mann“, „Ein Student aus Uppsala“ und „Ich will nen Cowboy als Mann“ wurde lauthals mitgesungen. Und beim Blick unter die Decke in den Schlafzimmern der vergangenen Zeiten wurde dazu noch Tränen gelacht: „Komm unter meine Decke“, „rata rata“, „Ohoho, wann kohommst du“ und „Völlig losgelöst“ wurde mit einem kräftigen gemeinsamen „Hossa!“ abgeschlossen. Dass die Sitzungsband „SpitzBube“ Knauber schließlich als „Simply the best!“ feierte, hatte er sich mit diesem wunderbaren innovativen Vortrag wirklich verdient.

Als „Motzer“ wetzte Stefan Käck – der schon über dreißig Jahre in der Bütt steht – in diesem Jahr zum zweiten Mal die Messer. Dabei war sein großes Thema die „Hattersheimer Alm“, obwohl er an der eigentlich gar nichts zu meckern hatte. „Viel Rauch um nix, der Schindling hatte eine Vision, bei einer Hefeweizen-Session“ reimte er und kreidete den Kritikern an, das sie nur deshalb sauer seien, weil „der Einfall nicht von ihnen kam“. „Die machten aus dem guten Einfall glatt den größten Reinfall unserer Stadt“ monierte er. Einen Verantwortlichen für den „Shitstorm“ und das „Aufhetzen des Hotels“ hatte er schon parat: „Dazu mein‘ ich nur pragmatisch, nicht jede Glatze ist sympathisch.“ Der „Motzer“ jedenfalls „hofft, dass die Alm mal wieder kommt, wer’s nicht mag, der bleibt zu Haus!“ Wirklich was zu „schenne und zu motze“ gab es für Stefan Käck in Sachen „Elternralley“ vor den Schulen. „Ich wart nur druff, bis einer sinnentleert bis ins Klassenzimmer fährt!“ Mit philosophischen Betrachtungen zu „Magenwinden“ ging sein Vortrag zu Ende, seinen lachenden Zuhörern gab er als Ratschlag mit auf den Weg: „Merr soll sich einfach desdeweesche nit über jeden Forz uffreesche!“ Auch bei seiner Zugabe, der „kleinen Geschichte vom Eddersheimer Affen“ durfte noch einmal herzhaft gelacht werden – und die humorvollen Eddersheimer lachten mit!

Eingerahmt wurde das tolle Programm des CCM wieder von vielen Tanznummern, die das breite Spektrum der Tanzkultur in diesem Verein aufzeigten. Den Beginn machte die CCM-Garde „Cascadas“, die von Axel Knauber die „ganz besondere Julia und Lena-Garde“ genannt wurde, mit einem temperamentvollen Tanz in rot-weiß, das CCM-Jugendballett I, die „Little Stars“, leuchteten als strahlend süße Formation von der Bühne. Die zehn Damen des CCM-Jugendballetts II überzeugten mit golden glänzenden Kostümen und „starken“ Hebefiguren in ihrer Choreographie, die „Magic Pearls“ begannen ihren „leuchtenden“ Auftritt mit einer eleganten Show zwischen den Reihen der Zuschauer, sie zeigten auf der Bühne besonders viel von ihren schönen Beinen. Wie gut das CCM-Männerballett, die „Nachteulen“, auch als blondbezopfte „Madeln“ im Dirndl ankam, kann man sich vorstellen – und natürlich wurde von ihnen auch diesmal wieder die „eins, zwei, heititei“- Zugabe lautstark begrüßt.

Mit einem großen, bunten Finale ging die erste Kappensitzung des CCM zu Ende.

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