„Spielend“ geistig fit bleiben und kranken Kindern helfen

Seit fast 20 Jahren trifft sich der Senioren-Spielekreis zum Spiele-Nachmittag

OKRIFTEL (ak) – „Elfer raus ist mir zu langweilig“, erklärt Ilse Spengler resolut, „spielen wir lieber Rummikub!“ Auch mit Mitte Achtzig bringt gemeinsames Spielen noch Unterhaltung und viel Spaß. Und wie bei den jungen Spielern fordert und fördert es auch im Alter noch Hirn und Geist, wenn man spielerisch gegeneinander antritt und zu gewinnen versucht.

 

An jedem vierten Mittwoch im Monat trifft sich der von Marianne Gartenmaier in der Okriftler evangelischen Matthäus-Gemeinde vor etwa 20 Jahren ins Leben gerufene Senioren-Spielekreis. Mehr als 30 Senioren im Alter zwischen 70 und 95 Jahren treffen sich dann zu Kaffee und Kuchen und zum anschließenden Skat, Rommè, Uno oder auch Mensch-Ärger-Dich-Nicht spielen. „Die Gesellschaftsspiele machen einfach allen Spaß“, sagt Marianne Gartenmaier lachend, „ich hab‘ auch schon mal so was wie ,Gedächtnistraining' angeboten, aber das hat den Senioren gar nicht gefallen, das höchste ist dann mal „Stadt-Land-Fluss“, was sie mitmachen!“
Wie an jedem Senioren-Spiele-Nachmittag sind die guten Seelen des Seniorentreffs, Hanni Rummel, Lili Weber und Martha Oosterling, fleißig dabei in der Küche zu wirken, Geschirr einzusammeln und schließlich die Spiele auszuteilen. „Ja, man kann sagen, diese drei Damen halten unseren Senioren-Spiele-Kreis am Laufen!“, erklärt Marianne Gartenmaier stolz. Dabei hilft sie selbst aber natürlich auch nicht unwesentlich mit – sie und Martha Oosterling holen „ihre Senioren“ sogar auch von zu Hause ab, wenn sie anders nicht teilnehmen könnten. Und was ganz wichtig ist – sie hütet das Heftchen mit den handschriftlich niedergeschriebenen Spielregeln: „Damit es über die Auslegung von Regeln keinen Streit gibt!“, sagt sie augenzwinkernd dazu.
Wie an jedem Spiele-Nachmittag soll auch an diesem Mittwoch später wieder das Spendenkörbchen rumgehen. Eigentlich sollte mit dem Inhalt des Körbchens nur der eigene Kaffee- und Kuchenkonsum des Senioren-Spiele-Kreises finanziert werden, aber es sammelte sich immer wieder ein Überschuss an, mit dem inzwischen schon einige gute Dinge auf den Weg gebracht werden konnten. Zum Beispiel konnte die Bank vor dem Gemeindehaus oder die Rollstuhlrampe an der evangelischen Kirche in Okriftel erneuert werden. Die Senioren besprechen immer zuvor, wer in den Genuss des Spenden-Guthabens kommen soll – mit den aktuell angesammelten 1.400 Euro soll nun krebskranken Kindern in Tschernobyl geholfen werden. Daher ist zu diesem Senioren-Spiele-Mittwoch auch Prof. Dr. Valentin Gerein eingeladen, um die Spende entgegenzunehmen.
Natürlich wollen die Senioren gerne wissen, wer Dr. Gerein denn ist und was er genau mit dem von ihnen gespendeten Geld machen wird. Also erzählt Prof. Dr. Gerein von seiner Geburt in einem russischen Kriegsgefangenenlager als Sohn elsässischer Eltern, davon, dass er vor 30 Jahren nach Deutschland gekommen ist und davon, dass er als russisch sprechender Arzt immer noch enge Beziehungen z.B. nach Minsk unterhält. Dabei erfahren die Zuhörer auch, dass es in Minsk die größte Kinder-Krebs-Klinik der Welt gibt, mit 180 Betten (zum Vergleich: In der Uniklinik in Frankfurt gibt es 18 Betten für krebskranke Kinder).
Sie hören ergriffen zu, als er ihnen schildert, dass zum Beispiel an Kehlkopfkrebs erkrankte Kinder im Laufe ihrer Kindheit unter Umständen mehr als 100 Operationen erdulden müssen, bei denen immer nur jeweils kleine Krebswucherungen entfernt werden können. Dieser Krebs bricht gleich nach der Geburt aus, die Kinder haben oft Probleme sprechen zu lernen, ihr Selbstbewusstsein leidet, sie können nicht „normal“ in den Kindergarten und zur Schule gehen, weil sie so oft im Krankenhaus sein müssen. Und sie erfahren, dass es gegen diese Art von Krebs nun einen Impfstoff gibt – das gleiche Impfserum, welches gegen Gebärmutterhalskrebs hilft, wirkt auch gegen Kehlkopfkrebs.
Krebskranke Kinder haben es überall schwer – in den Ländern Weißrussland, der Ukraine und auch in Tschernobyl kommt noch dazu, dass Familien mit einem solchen leidenden und behandlungsbedürftigen Kind häufig „gebrandmarkt“ sind: „Oft ist man dort noch der Ansicht, besser ein Kind stirbt, als das es jahrelang behandelt werden muss. Die Menschen sind die gleichen – die Gedanken sind andere“, macht Prof. Dr. Gerein die Not kranker Kinder dort deutlich. Zwei Dinge will der 90-jährige Gerhard Klann dann doch noch genau von Prof. Dr. Gerein wissen: „Und wie viel ist das dann in Rubel? Wie vielen Kindern kann damit geholfen werden?“, fragt er ihn direkt. „Oh – das ist sehr viel, 1.400 Euro sind so etwa 15 Millionen Rubel“, ist die Antwort (im ukrainischen Tschernobyl sind es in der dortigen Währung Griwna auch mehr als 14 Millionen), „damit können wir sicher 100 kranken Kindern helfen!“ „Das Geld ist dort gut angelegt, kranken Kindern in Tschernobyl zu helfen ist eine gute Sache – die haben ihr ganzes Leben doch noch vor sich!“, befindet Gerhard Klanns Ehefrau Lucie Klann dann zufrieden.
Der Senioren-Spiele-Treff nimmt seinen gewohnten Gang, im inzwischen herumgereichten Spendenkörbchen häuft sich schon der nächste Betrag für einen guten Zweck an.
Mehr Informationen über die „Dr. Valentin Gerein Stiftung“ und deren Wirkungsbereiche bekommt man im Internet unter www.gerein.kidshilfe.de.
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