Schüler wollen hoch hinaus

Kletter-AG der Edith-Stein-Schule trainiert in der Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins in Mainz

Sich etwas zutrauen wird an der Kletterwand schnell belohnt und bringt zudem Spaß. Das lernen die Schülerinnen und Schüler der Kletter-AG der Edith-Stein-Schule im Antoniushaus in der Halle des Deutschen Alpenvereins in Mainz.
(Foto: privat)

HOCHHEIM (pm) – „Letzte Nacht habe ich sogar noch vom Achterknoten geträumt“, berichtet die 19-jährige Zehra und bindet das Seil, mit dem sie gleich ihre Kletterpartnerin sichern wird. Gemeinsam mit 13 weiteren Mitgliedern der inklusiven Kletter-AG der Edith-Stein-Schule stehen die beiden Schülerinnen gespannt in der Halle der DAV-Sektion Mainz und wollen an der Kletterwand hoch hinaus. Im Rahmen einer Schul-Kooperation mit der Sektion Mainz des Deutschen Alpenvereins trainieren Schüler mit und ohne Körperbehinderung wöchentlich in der Kletter-AG in der Vereinshalle in Mainz. Ihre individuellen Klettererfolge zeigen, dass man mit Teamgeist und Selbstvertrauen weit nach oben kommt.

Bevor es ans Klettern geht, heißt es: Safety first! Eifrig werden Klettergurte angezogen und eingestellt, Sicherheitsgeräte verteilt und Zweierteams gebildet. Denn: Geklettert wird nie alleine. Einer klettert, einer sichert. „Die Schüler lernen hier, anderen zu vertrauen, aber auch ihre Ängste zu überwinden und an ihre Grenzen zu gehen“, erklärt Kirsten Kaib, eine der „Kletterlehrerinnen“ an der Edith-Stein-Schule. Gemeinsam mit drei Kollegen betreut sie die AG. Die vier qualifizierten Betreuer sind immer mit dabei, behalten die Kletterer im Auge, unterstützen beim Sichern und helfen beim Abstieg.

Jedes Team sucht sich passend zur individuellen Klettererfahrung und der körperlichen Voraussetzung einen Wandabschnitt aus, den es „erklettern“ will. An den Wänden der Kletterhalle der DAV-Sektion Mainz gibt es verschiedene farblich gekennzeichnete Routen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Während der Großteil der Wände senkrecht nach oben führt, steht ein Wandabschnitt leicht nach vorne gekippt, sodass man nach hinten gelehnt klettern muss. Da ist für jeden etwas dabei. Und so wagen sich die erfahrenen Schüler schon etwas höher, während die Kletter-Anfänger sich erst einmal an den einfacheren Routen versuchen.

Alina ist schon das zweite Jahr in der Kletter-AG dabei. Zielsicher lenkt sie ihren Rollstuhl auf die Wand zu. Mit den Händen an zwei Haltegriffen und der Unterstützung von Betreuern und Mitschülern richtet sie sich auf, geht ein paar Schritte an der Kletterwand entlang, bis sie den richtigen Einstieg für sich gefunden hat. Dann beginnt sie den Aufstieg. Mit eigenem Kraftaufwand und der helfenden Hand von Kirsten Kaib klettert sie an der Wand empor. So lange, bis der Arm der Lehrerin nicht mehr lang genug ist, um sie zu stützen. „Im Idealfall klettert einer von uns parallel mit, sodass es noch weiter nach oben geht“, erklärt Kaib. Erschöpft aber glücklich macht Alina sich wieder an den Abstieg: „Das macht richtig viel Spaß!“, sagt sie. In Absprache mit ihrer Kletterpartnerin schaukelt sie mit ausgebreiten Armen einen Meter über dem Boden im Seil. „Ein bisschen wie fliegen“, stellt eine Mitschülerin fest.
Die Jugendlichen haben sichtlich Freude an der Kletterwand. Wenn ein Kletterer das obere Ende der Wand erreicht, wird laut gejubelt. In der Kletter-AG der Edith-Stein-Schule geht es nicht primär darum, wer was kann oder wer wie hoch kommt. Wichtig ist, dass alle Freude an Bewegung haben und jeder seine ganz eigenen Erfolgserlebnisse hat. Zwischendurch können die Jugendlichen sich in Absprache mit den Sichernden immer wieder in die Seile „hängen“ und kurz ausruhen. In den Verschnaufpausen reden sie über ihre Klettererfolge, den Schultag oder auch die Sportfrisur. „Jeder klettert nach seinen Möglichkeiten“, so Kaib. „Das Tolle ist: An der Kletterwand gibt es schnell Erfolgserlebnisse!“

Umso größer ist die Freude über den kürzlich vorgenommenen Umbau an der Kletterwand: die Sektion Mainz hat die Kletterrouten an den Einstiegsstellen barrierefreier geschraubt. „Jetzt kann ich auch ohne Hilfe die unteren Haltegriffe mit den Füßen erreichen“, freut sich Alina.

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