Kunstrasenprojekte haben Konjunktur

Sportfreunde und Genclerbirligi starten Initiative zum Umbau des gemeindeeigenen Hartplatzes zum Kunstrasen

Gleich zwei Hartplätze weist der Sportplatzkomplex am Ginsheimer Sand noch immer anf. Nach der SV 07, der das Feld links oben gehört, wollen nun auch die Sportfreunde Bischofsheim und Genclerbirligi als Nutzer des gemeindeeigenen Tennenfeldes den Umbau zum Kunstrasenfeld forcieren.
(gus/Foto: Google Earth)

BISCHOFSHEIM (gus) – Hartplätze sind out, so viel steht fest. Fußballvereine, die ihren Übungs- und Spielbetrieb auf den verbliebenen Tennenfeldern der Republik abhalten müssen, fühlen sich benachteiligt gegenüber der Konkurrenz, die auf den schönen, neuen und vor allem ganzjährig bespielbaren Kunstrasenplätzen zuhause ist.

Die beiden Bischofsheimer Vereine Sportfreunde Bischofsheim und Genclerbirligi Bischofsheim haben sich nun zusammengesetzt und beschlossen, ihr Problem mit dem Hartplatz auf der Gemeindesportanlage Am Ginsheimer Sand in die Hand zu nehmen. Unter dem Titel „2 Vereine – 1 Gemeinsames Kunstrasenprojekt“ wollen SFB und Genclerbirligi den Umbau des Platzes zum Kunstrasen angehen.

Nun mag sich der Laie wundern: Die Vereine spielen doch eigentlich auf dem Rasenfeld der Gemeinde um Punkte. „Der Rasenplatz wird vom Bauhof in der Regel erst Ende April für den Spielbetrieb freigegeben, fünf Wochen später ist für beide Vereine bereits die Saison gelaufen“, halten die Vereine jedoch in einem Positionspapier fest.

Weil nach Saisonschluss auf dem Rasenplatz noch Turniere und sonstige Veranstaltungen folgten, bekomme das Gras erst im Juli die notwendige Regenrationsphase – mitten in der Saisonvorbereitung der Vereine, wie diese betonen. SFB und Genclerbirligi müssen deshalb für ihre Testspiele auf fremde Sportplätze ausweichen, „weil kein Gastverein auf dem staubigen Hartplatz im Sommer spielen will“. Die Zeiten, als Fußballer voller Stolz ihre aufgeschrammten Knie durch die Gegend trugen, sind eben unwiederbringlich vorbei.
Was macht die vor zwei Jahren für einiges Geld als Spielwiese hergerichtete Rasenfläche südlich der Funktionsgebäude? Die befinde sich derzeit „in einen schlimmeren Zustand als vor der Maßnahme“, sagen die Vereine. Niemand wolle darauf auch nur trainieren, die Verletzungsgefahr durch Unebenheiten und Maulwurflöcher sei zu hoch.

Im August beginnt für die beiden Vereine die neue Saison, doch dann dauere es nur noch vier Wochen, bis wegen des fehlenden Flutlichts am Rasenplatz das Training in den Abendstunden nicht mehr möglich sei. Im Oktober sei dann aufgrund der Witterung auch der Spielbetrieb am Tage auf dem Rasen nicht mehr drin. Aber auch der Hartplatz sei im Herbst und Winter immer wieder unbespielbar, so dass Punktspiele ausfielen.

All diese Bedingungen machten es den beiden Vereinen extrem schwer, Neuzugänge zu gewinnen, so dass teilweise der Spielbetrieb in Gefahr gerate. Und Jugendarbeit sei auf Hartplätzen heutzutage schon gar nicht mehr möglich, weil die Eltern ihren Kindern die Verletzungsgefahr nicht zumuten wollten.

Die Problemschilderung der Vereine ist insoweit nachvollziehbar, mit den Konsequenzen wird es schon schwieriger. Natürlich erwarten die Vereine nun eine Unterstützung der Gemeinde beim Umbau des Hartplatzes zum ganzjährig nutzbaren Kunstrasenfeld. „Nur gemeinsam und zusammen mit der Gemeinde Bischofsheim, die Eigentümerin der Gemeindesportanlage ist, kann ein solches Kunstrasenprojekt umgesetzt werden“, betonen SFB und Genclerbirligi.

Zur Finanzierung können die Vereine wenig sagen, außer dass ihnen bewusst sei, dass die Gemeinde nicht in Geld schwimme. „Dennoch sind wir der Meinung, dass eine Investition in die Zukunft längst überfällig und unausweichlich ist.“ Selbstverständlich seien beide Vereine bereit, Eigenleistung in das Kunstrasenprojekt zu investieren, „sowohl finanziell als auch in Form von Arbeitsstunden durch Mitglieder“.

Sportfreunde und Genclerbirligi hoffen auf eine Unterstützung der Gemeindegremien für ihr Vorhaben. Allerdings ist es absehbar, dass die „zeitnahe Lösung“, die beide Vereine anstreben, nicht erreichbar sein wird. Von der Gemeinde werden für das Projekt so gut wie keine Mittel fließen können, das ist absehbar. Es geht also darum, das Sportfeld auf einen Spitzenplatz für die Projektförderung in Landkreis und Land zu bekommen. Auf der Liste des Kreises hatte sich vor kurzem erst der Hartplatz der SV 07 platziert und auch die Landesmittel hätte es schon im vergangenen Jahr gegeben – wenn der Verein mit der Einwerbung des Eigenfinanzierungsanteils bis dahin so weit gewesen wäre.

So ist es zweifelhaft, ob Sportfreunde und Genclerbirligi dieses Finanzierungsproblem besser in den Griff bekommen als die SV 07. Die Sportfreunde als D-Ligist und Genclerbirligi als B-Ligist werden es schwer haben zu vermitteln, worin angesichts sinkender Nachwuchsbreite in einer Gemeinde der Größenordnung Bischofsheims die langfristigen Perspektiven für die Existenz von drei Fußballvereinen liegen sollen. Andererseits haben die Vereine ungeachtet ihrer Leistungsstärke ein Recht auf Gleichbehandlung durch Verwaltung und Politik, bei der die Vereine aber vor dem Lostreten einer solchen Initiative besser erst einmal für Unterstützung geworben hätten.

 

Weitere Artikelbilder:

Durchschnitt: 1 (3 Bewertungen)


X