Szenen einer schwierigen Beziehung

 

 

BISCHOFSHEIM (gus) – Ein Frühstück mit einer Weltpremiere: Im Heimatmuseum durften die 30 Gäste am Sonntagmorgen nicht nur Kaffee und Brötchen genießen, untermalt durch leicht-beswingte Klaviermusik, sondern sich zwischendurch des besonderen Humors eines kürzlich verstorbenen Großmeisters der Unterhaltung erfreuen: Der Kulturkreis des Heimat- und Geschichtsvereins bot das Paar Barbara und Herbert Zill auf, das erstmals im öffentlichen Rahmen einige Szenen auf Loriots Werken aufführte. Solche Sketche, die sich unter dem Titel „Szenen einer nicht mehr ganz so glücklichen Ehe“ zusammenfassen lassen.
„Bisher haben wir das nur im privaten Kreis gemacht“, erläuterte Herbert Zill am Ende, der bei den Sketchen, auch durch den typischen Sprech?rhythmus, eine erstaunliche stimmliche Nähe zum Vorbild Victor von Bülow erkennen lässt.
Es mag stimmen, dass die Zills ihre Loriot-Interpretationen bisher auf einen privaten Kreis beschränkten, aber diese Aussage könnte irreführen. Zwar betreiben die Zills die Schauspielerei rein aus Hobby. Aber in der Kelkheimer Theatergruppe „Familie Krause“ sind sie seit vielen Jahren regelmäßig bei Bühnenproduktionen dabei und haben daher einen sehr geübten Vortagsstil.
Besonders Barbara Zill freute sich nach jedem Sketch diebisch über die Impertinenzen, die sie ihrem Gatten dank der literarischen Vorgaben des Altmeisters überbraten durfte. Etwa über das Generve der Ehefrau, die ihren ruhebedürftigen Gatten mit der Unterstellung nervt, dass er in Wirklichkeit viel lieber spazierengehen wolle. Dies war die Zugabe des Paares, die die Zuhörer einforderten.
Zuvor entpuppten sich die vergessenen alten Socken in der Jacketttasche des Herren als Quelle des unangenehmen Geruchs, über den sich die Eheleute zuvor aufs Kleinste gestritten hatten. Auch, wie ein harmloses Frühstücksei den schönsten Morgen ruinieren kann, wenn die bornierte Einfalt eines streitlustigen Paares sich ihm widmet, sahen die Gäste im Heimatmuseum.
Das Paar war über die Bischofsheimer Künstlerin Irene Böß mit dem Heimat- und Geschichtsverein in Kontakt gekommen. Deren Acrylbilder waren am Wochenende letztmals an den Wänden des Heimatmuseums zu sehen. 
(Foto: Steinacker)
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