Voller Leidenschaft in das „Abschiedsprogramm“

Sound of Musicals ist derzeit mit fünf Werksausschnitten auf der Bürgerhausbühne zu sehen

Die Verschwendungssucht der Aristokratie der Vorrevolution in Frankreich ist Thema des Musicals „Marie Antoinette“, das am Anfang der diesjährigen Aufführungen von Sound of Musicals mit acht Stücken präsentiert wird. (gus/Fotos:Steinacker)

 

BISCHOFSHEIM (gus) – Halbzeit bei den sechs Aufführungen von Sound of Musicals in diesem Jahr: Dreimal „ausverkauft“ verkündeten die Hobby-Musicalmacher vor ihren Auftritten im Bürgerhaus am Wochenende und am Dienstagabend. 
Musicalfans bekommen bei „Sound of Musicals“ stets einen breit angelegten Einblick in die Welt der opulenten Bühnenwerke, die diesem Genre eigen sind. Der Kostüm- und Bühnenbildwechsel, den „SoM“ seinen jeweils knapp 600 Zuschauern bei den sechs Vorstellungen im Bürgerhaus derzeit wieder bietet, fällt in diesem Jahr besonders ausgiebig aus. Das Publikum nimmt das Konzept der ausschnittsweisen Präsentation auch in diesem Jahr wie gewohnt begeistert auf und feiert seine lokalen Musical-Stars, die wieder ein, für eine rein als Hobbysänger antretende Truppe erstaunliches Niveau an Darbietung, Koordination und technischer Umsetzung erreichen.

 

Die Besucher können seit 2003 unter dem Namen „Sound of Musicals“ Aufführungen der 2001 als „Die Ohrwürmer“ gegründeten Musiktheatergruppe erleben. Im Jahr 2011 feierte SoM somit zehnjähriges Bühnenjubiläum, und bot seinerzeit ein Medley-Event mit Auszügen aus 19 Musicals. Seither kamen „Der Schuh des Manitu“, „Elisabeth“, „Ich will Spaß“ und „Vom Winde verweht“ sowie „Tanz der Vampire“ im Jahr 2012, „Cats“, „Footloose“, „Sister Act“, „Die Drei Musketiere“ im Jahr 2013 sowie im vergangenen Jahr „Mozart“, „Tarzan“, „Der Schuh des Manitu“ und „Aida“ hinzu.
Und immer noch wissen die Bischofsheimer Musicalfreunde ihrem Publikum Abwechslung zu bieten, denn auch das diesjährige Aufgebot „Marie Antoinette“, „Grease“, „Dracula“, „Der König der Löwen“ und „We Will Rock You“ musste die 31-köpfige Sängerinnen- und Sängercrew zwischen 12 und 62 Jahren sich in vielen Probenstunden und -wochenenden über Monate hinweg erarbeiten.
Jedes Musical hat dabei andere Stärken zu bieten: Kostümparade bei „Marie Antoinette“, Jugendliebe der späten 50er-Jahre bei „Grease“, Düsteres (die Bühne ist weitgehend in dunkles Blau getaucht) bei „Dracula“, Tierisches bei „Der König der Löwen“ sowie das, in der Musical-Bearbeitung in die ferne Zukunft verlegte Rockepos „We will Rock You“.
Die, allerdings oft nur notdürftig konstruierten Handlungsfäden, die die originalen Musicals zu bieten haben und im Programmheft erläutert werden, sind bei SoM nicht zu erkennen, denn der Verein hält sich auch diesmal strikt daran, das zu bieten, was sein Name verspricht, eben den Sound der jeweiligen Werke zu präsentieren.
Umso höher ist die Leistung der fünfköpfigen SoM-Hausband einzuschätzen, die unter der Leitung von Patrick Pietschmann ein dreistündiges Livekonzert mit mehrmaligem Wechsel der Stilrichtungen zu absolvieren hat. Besonders tapfer die Schlagzeuger René Lotz und Tim Mathes, die dazu in einem schalldämpfenden Kasten verschwinden, weil sonst der Sound nicht in der gewünschten Abmischung rüberzubringen wäre.
Überzeugend sind beim SoM nicht nur die künstlerische Umsetzung, sondern alle Bereiche, für die die vom Gesang Begeisterten Unterstützer mit technischem Verständnis gewinnen mussten. Das ist ihnen gelungen, denn die großen Emotionen, um die es bei Musicals immer geht, erreicht SoM nicht zuletzt auch durch die sehr gut abgestimmten Licht- und Geräuscheffekte. 
SoM-Vorsitzende Simone Wolf geht im Programmheft auf die unsichere Zukunft in Bezug auf die Aufführungsstätte ein. Da die Gemeinde wegen der geplanten Sanierung oder des Abrisses und Neubaus des Bürgerhauses über den Februar 2016 keine Termine für das Gebäude mehr vergibt, kann SoM derzeit nicht davon ausgehen, dass der alljährliche Rhythmus der Aufführungen beibehalten werden kann – jedenfalls nicht in Bischofsheim. Den Überlegungen nach wird der Hallenraum in einem neuen Bürgerhaus zudem deutlich kleiner ausfallen als im derzeitigen Gebäude. Ob sich SoM mit seinem doch großen Platzbedarf dann noch in Bischofsheim zeigen kann, bleibt abzuwarten.
Wolf sprach von einem „Mammut-Abschiedsprogramm“, das SoM in Bewusstsein des möglichen Aus nach diesem Jahr seit dem vergangenen Sommer auf die Beine zu stellen begann. Die Probezeit sei mit noch mehr Leidenschaft und Passion als je zuvor verlaufen. „Wissen wir doch, was für uns alle auf dem Spiel steht und genießen die Tage, die uns bleiben“, schrieb Wolf. Da möchte man den engagierten Kulturverein fast beruhigen und auf das Tempo der Bischofsheimer Mühlen verweisen, um ihm Hoffnung zu machen: 2015 ist schließlich schon wieder zur Hälfte um, und die Gremien haben immer noch keine weiteren Beschlüsse zum Projekt gefasst. Viel wahrscheinlicher als Abriss- oder Umbauarbeiten wird SoM im kommenden Jahr daher wohl die Bauaufsicht in die Quere kommen, sollte der Zustand des Gebäudes tatsächlich so kritisch sein, wie es immer beschrieben wurde. Für den Verein wäre das Ergebnis freilich das gleiche.

 

 

 

 

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