70-jährige SPD-Dominanz soll 2016 enden

CDU-Stadtverband wählte 33-jährigen Thies Puttnins-von Trotha zum Bürgermeisterkandidaten

Froh mit ihrem Kandidaten Thies Puttnins-Von Trotha (Mitte) sind Stadtverbandschef Lothar Nachtmann und der Fraktionsvorsitzende Mario Bach (r.)?(gus/Fotos: Steinacker)

 

GINSHEIM-GUSTAVSBURG (pm) – Der Mann ist ziemlich schnell angekommen in seiner neuen Wahlheimat. Das heißt, „Wahlheimat“ ist in diesem Fall vielleicht nicht der passende Begriff, denn die Liebe zu seiner Ehefrau zwang den gebürtigen Norddeutschen vor drei Jahren geradezu, seine angestammte Heimat mit der Rhein-Main-Idylle des Hofguts Nonnenau zu tauschen.

 

Thies Puttnins-von Trotha heißt der 33-jährige Polizeibeamte seit der Hochzeit mit Johanna von Trotha, die er im Jahr 2010 kennengelernt hatte. Standesamtlich geheiratet wurde im Mai 2012 in Bramsche, im August 2014 kirchlich in der evangelischen Kirche in Ginsheim. Puttnins-von Throtha ist ein Ginsheimer Neubürger, der sich als politischer Mensch versteht, dokumentiert durch eine Mitgliedschaft in der Jungen Union. Ob er in die CDU eintreten wird, wenn er mit dem Abschluss des 35. Lebensjahres in etwas mehr als einem Jahr aus Altersgründen aus der Nachwuchsorganisation austreten muss, hat er noch nicht entschieden, berichtete er den Ginsheim-Gustavsburger CDU-Freunden nun bei der Mitgliederversammlung im Ginsheimer Bürgerhaus. Da mag sich manches der langjährigen Mitglieder gewundert haben, aber das Angebot des Neubürgers nahmen sie mit fast einstimmigem Votum dennoch an: Puttnins-von Trotha soll für die CDU im kommenden Jahr als Bürgermeisterkandidat ins Rennen gehen, entschieden 26 Jastimmen von den 27 Mitgliedern, die mitwählten.
Er möchte als „freier Kandidat“ antreten, stellte Puttnins-von Trotha bei seiner Vorstellungsrede klar. Das dürfte angesichts des JU-Labels für die Wählerin und den Wähler nicht den Unterschied machen. Ganz sicher ist sich Puttnins-von Trotha schon, worum es geht im März 2016. Er wolle „mit einem konsequenten Wahlkampf bis zum Tag der Wahl die 70-jährige Dominanz in Ginsheim-Gustavsburg beenden“, versicherte er den CDU-Stadtverbandsmitgliedern. Das wollten diese hören, auch wenn ihr Kandidat bisher nur drei Leidensjahre unter Richard von Neumann vorweisen kann. Die Landtagsabgeordnete Sabine Bächle-Scholz verdeutlichte, dass die Stadt den Wechsel nicht nur verdient habe, sondern einen Bürgermeister brauche , „der nicht aus der SPD oder dem engen Bereich einiger weniger Familien kommt“.
„Wenn uns das Glück nicht verlässt, werden wir nächstes Jahr den Bürgermeister stellen¨, zeigte sich Stadtverbandschef Lothar Nachtmann überzeugt. Er habe den Kandidaten als „zuverlässigen, pflichtbewussten, freundlichen jungen Mann“ kennengelernt. Genau das, was bei den Wählern ankommen wird, wie er vermutet. „Das Glück“, das ist der Aufstieg der CDU zur Siegerpartei bei den Bürgermeisterwahlen im Landkreis, dem soll Puttnins-von Trotha ein weiteres Kapitel hinzufügen. Einst außer im tiefkatholischen Gernsheim chancenlos bei den Wahlen durch die Gemeindeparlamente, stellt die Partei in Zeiten der Direktwahlen derzeit sieben von 13 Bürgermeistern im Landkreis.
Der Kandidat ist der selten gewordene Fall eines Bürgers, der sich ohne große Aufforderung von außen berufen fühlt, eine führende Rolle in der Kommunalpolitik zu übernehmen. Das ist im Elternhaus so angelegt, in der Familie ist Politik machen quer durch das Parteienspektrum nicht unbekannt. Thies Puttnins-von Trothas Mutter ist derzeit gar stellvertretende Bürgermeisterin in Bramsche, und das für die Grünen.
Die Kontaktaufnahme mit dem hiesigen CDU-Stadtverband gestaltete sich für Puttnins-von Trotha etwas schwierig, da eine erste Anfrage per Mail unbeantwortet blieb. Inzwischen ist man sich einig, dass hier ein technisches Problem vorgelegen haben muss. Er ließ sich davon nicht abschrecken und suchte bei der nächsten Gelegenheit einen Infostand der Partei auf. Man lernte sich kennen und schnell schätzen, nicht oft passiert es einer Partei heutzutage, dass jemand ernsthaftes Interesse an einer intensiven Mitarbeit signalisiert.
Als Lothar Nachtmann den Neuen vor längerer Zeit anrief und unumwunden fragte, ob er sich vorstellen könne, für die CDU bei der Bürgermeisterwahl anzutreten, da war das für ihn „eine doch überraschende Frage“. Ende Januar war das Nachdenken so weit abgeschlossen, dass Thies Puttnins-von Trotha der Partei sein Okay gab.
Zutrauen würde sich der Polizeibeamte mit einem 2004 erworbenen Abschluss als Diplom-Verwaltungsfachwirt die Rathausaufgabe allemal. Wobei er dies bei der Mitgliederversammlung vornehmlich mit seiner persönlichen Eignung begründete. „Du bist genau der Typ für einen Bürgermeister“ sei ihm bei seinen Gesprächen mit Freunden und Verwandten über seine mögliche Kandidatur versichert worden. „Ein Typ, der kommunikativ, offen für neue Ideen und ein engagierter Teamarbeiter ist, der seine Ziele konsequent verfolgt“, so die Einschätzung, die er aus dem Freundeskreis erhalten habe, berichtet Puttnins-von Trotha.
Natürlich fiel dem Interessenten bei seinem Kontakt zur hiesigen CDU sogleich auf, dass die jüngere Generation in der Partei eher rar vertreten ist. Er wünsche sich, junge Menschen für die Politik zu begeistern und wolle sie motivieren, sich bei den Listen aufstellen lassen. Über die Kontaktmöglichkeiten zu den Bürgern macht der Kandidat sich keine Gedanken. Als Wochenend-Fährmann auf der nach seiner Frau benannten Altrheinfähre „Johanna“, seiner „häuslichen Arbeit“, wie er es bezeichnet, hat Thies Puttnins-von Trotha immer wieder Themen aufgeschnappt, die die Menschen seiner neuen Heimatstadt beschäftigen. Schlimmen Zeitgenossen scheint er dabei nicht begegnet zu sein, denn der Kandidat hat vor, sich für alle Bürger einzusetzen. „Ich will und werde ein bürgernaher Kandidat für jeden in unserer Stadt sein“, betonte er. 
Die CDU und Puttnins-von Trotha gehen davon aus, dass der Gegenkandidat der SPD nicht Richard von Neumann heißen wird. Das kann dem Kandidaten aber letztlich egal sein, der seine näheren programmatischen Ideen ab Mitte Mai – wenn auch die Sozialdemokraten ihren Bewerber bestimmt haben – auf der erstaunlicherweise zuvor noch nicht belegten Internetadresse www.der-kandidat.de darlegen will.

 

 

 

 

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