Erst viel Trubel, dann Besinnlichkeit

Tadelloses Spätfrühlingswetter lässt die Ginsheimer vier Tage lang am Altrhein feiern

Beim Altrheinfest sind die Kinder selbstverständlich Könige und erobern den Kirmesplatz auf den Schultern der Väter. (gus/Foto: Steinacker)

GINSHEIM (gus) – Ein wahres Volksfest bleibt bei seinen Leisten und hält sich an die bewährten Muster. So war auch am Wochenende auf dem Ginsheimer Bansen alles wieder auf seinem gewohnten Platz. Fahrgeschäfte, die Essensstände der Vereine, die längs gedrehte Bühne, vor die kaum Menschen passen, ehe der Schlenderweg zugestellt ist, und das Rahmenprogramm auf dem Altrhein –der Wiedererkennungswert der Veranstaltung war einmal mehr sehr hoch. 

Das begann schon mit der Eröffnung am Freitagabend, als SKG-Chef Klaus Metzger und der Erste Beigeordnete Franz Birle die drei Tage und vier Abende Traditionsfest mit dem Fassanstich eröffneten – in Ginsheim ist das als Besonderheit stets der Anstich eines Weinfasses. Die elf beteiligten Vereine fuhren anschließend groß auf. Mit dem Backfisch beim Angelsportverein, Spießbraten oder Fleischkäse im Brötchen sowie Spundekäs bei der TSV, Steaks und Nuggets beim TTC, das Grillhähnchen bei den Vogelfreunden, den Kartoffelpuffer der RSG, Brezel und Spundekäs beim HVV, der Klassiker Brat- und Currywurst beim Kanuverein sowie Pizza bei der Chorgemeinschaft – die Palette der Magenfüller war so breit, dass jeder etwas fand, zumindest die Nichtvegetarier.
Fleischloses gab es immerhin beim Partnerschaftsverein mit seinen Crêpes und Galettes, der einzige Verein auf dem Bansen, der auch schon vor zwei Wochen auf dem Burgfest im Einsatz war. Die Altrheinschützen schließlich waren Anlaufpunkt für alle, die Flüssiges aller Art suchten, und zwar auch der härteren Art. Schiffschaukel, Autoscooter, Karussells, Los- und Schießbude sowie alles, was an Süßigkeiten beliebt ist: Trotz des recht beschränkten Festplatzareals fehlte es eigentlich an nichts in Ginsheim.
Anders als beim Burgfest ist die Entwicklung des Bühnenprogramms des Altrheinfestes zu einem, ein eigenes Publikum anziehenden Event nicht zu empfehlen, weil dazu einfach der Raum fehlt. Dennoch passierte durchaus einiges und auch Abwechslungsreiches auf dieser Bühne. Neben den Abendprogrammen mit „Frantic“ am Freitag, „Studio No. 1“ am Samstag, „Jever“ am Sonntag sowie den Mainzer „Edelweiß Spitzbuam“ zum Abschluss am Montag war vor allem am Samstag mit dem Jugendnachmittag für Bewegung auf der Bühne gesorgt.
Ein besonderer Beitrag des Kanu-Vereins zum Fest ist die Organisation und Durchführung der Drachenbootrennen. Um die Wettbewerbe nicht zu sehr in die Länge zu ziehen, teilte der Veranstalter das Event wieder in ein samstägliches Rennen der Jugendlichen und ein sonntägliches der Erwachsenenteams auf. Das erwies sich zumindest in diesem Jahr als unnötig, denn nur die RSG und die TSV schickten am Samstag den Nachwuchs mit eigenen Mannschaften auf das Wasser. Am Sonntag, bei immerhin acht beteiligten Booten, hatte Moderator Klaus Metzger schon etwas mehr zu tun.
Sah es zunächst so aus, als könnte der TTC seine aus den vergangenen Jahren gewohnte Rolle als Topmannschaft fortsetzen, wurde der Favorit im Finale letztlich deutlich von der Formation „War Machine“ abgehängt, die Kanuverein-Jugendwart Julius Zink zusammengestellt hatte und echte Könner aufbot. Die beiden Boote des VfB folgten auf den nächsten Plätzen, mit Spaß dabei waren auch die TSV-Judoabteilung, die Chorgemeinschaft, sowie zwei weitere, nicht vereinsgebundenen Formationen, die „Altrheindrachen“ und die „Leibwehgass“-Freundesgruppe.
Die Freiwillige Feuerwehr fügte als Bestandteil ihres Aktions- und Werbejahres vor dem Drachenboot-Finale eine Showeinlage ein, bei der das Szenario vier gekenterte Kanuten zu retten vorgab. Selbstverständlich gelang die Rettung der Unglückseligen, die ehrlich gesagt aber auch einfach hätten zum Ufer hätten schwimmen können, denn natürlich dauerte es einige Minuten, bis das alarmierte Einsatzboot vor Ort sein konnte.
Sehr gut spielte an diesem Wochenende das Wetter mit, das eher zu viel als zu wenig Sonne und Temperatur bot. Eindrucksvoll ist es beim Althreinfest immer wieder, wie am Montagabend die Stimmung mit Einbruch der Dunkelheit kippt. Weniger zum Schlechten, als vielmehr zum Besinnlichen. Denn während auf der Festmeile die Verkaufsstände anfangen allmählich die Vorbereitungen zum Abbau einzuleiten, sammeln sich die Menschen hintendran am Altrheinufer und verfolgen still das Schauspiel des Lampioncorsos auf dem Wasser.
Schlagartig still wird es dann auf dem Festplatz, wenn von der Nonnenau aus der erste Böller am Himmel zerplatzt und so das Altrheinfestfinale mit dem Brillantfeuerwerk eingeleitet wird. Während an den Buden und Geschäften das große Einpacken beginnt, erfreuen sich die Ginsheimer am Ufer der knapp viertelstündigen, bunten Raketenschau am Himmel über der Insel. Dabei sind die Spiegelungen auf dem Wasser das Besondere an diesem Schauspiel, das die Zuschauer nach dem finalen Böller mit Applaus bedachten.
Hilfreich für diesen gemütlichen Abschluss war es, dass mit dem Tageslicht auch die Schnaken den Rückzug antraten, die an den späten Nachmittagen und besonders am Eröffnungstag doch auffällig intensiv auftraten und den Leuten den Spaß etwas verdarben. Aber das ist eben das Leben am Wasser, die Ginsheimer wissen damit umzugehen und machen ein paar Bewegungsübungen mit Händen und Armen, um die Plagegeister zu verscheuchen.

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