Farbenpracht und ein wenig Besinnlichkeit

Ostermarkt im Heimatmuseum bot wieder einige neue Anbieter im gewohnten Rahmen

Organisatorin Gerlinde Beisiegel war mit ihren kunstvoll verzierten Ostereiern diesmal wieder in den ersten Stock gezogen. Zudem sorgt sie bei der Palette der Aussteller immer für etwas Bewegung.

 

GINSHEIM (gus) – Die farbenfroheste Zeit des Jahres ist zweifellos Ostern. Es kann vielen Menschen gar nicht bunt genug zugehen beim Dekorieren der Wohnung kurz vor dem Fest, bei dem sich, genau wie bei Weihnachten, eine Brauchtumskultur herausgebildet hat, die sich vom ursprünglichen religiösen Hintergrund gelöst hat.

 

Das beschränkt sich keineswegs auf das Symbol des Osterfestes schlechthin, das bemalte Hühnerei. Das Osterfest findet schließlich rund um den Frühlingsbeginn statt, wenn das Wintergrau sich verabschiedet und die Natur ihre Farbpracht beweist. Und so sind die Wochenenden vor Ostern die passende Gelegenheit, sich mit kunsthandwerklichen Dekorationsgegenständen einzudecken.
Zum inzwischen elften Mal bot der Heimat- und Verkehrsverein (HVV) dazu die ideale Gelegenheit, indem die Organisatorinnen um Gerlinde Beisiegel sich, auf die Räume des Ginsheimer Heimatmuseums verteilt, mit ihren kunsthandwerklichen Produkten rund um das Thema Ostern und Frühling zwei Tage lang präsentierten. Daneben gab es wieder Einblicke in eine alte Handwerkskunst, wie sie zuletzt verbreitet war, als die Menschen so lebten, wie es die musealen Räume zeigen. Viele Besucher ließen sich ein paar besinnliche Minuten neben Wally Riesel oder Elfriede Fröhlich nieder und schauten ihnen eine Weile beim Klöppeln zu. Ein Handwerk, das mit der Sorgfalt und Bedächtigkeit, mit der es betrieben werden muss, so gar nicht in unsere Zeit passen will und dennoch (oder gerade deswegen) beim bloßen Zusehen fasziniert.
Beisiegel sorgt stets dafür, dass von Jahr zu Jahr etwas Bewegung in den Kreis der Aussteller kommt. Diesmal waren unter den einschließlich ihr selbst elf Anbietern drei Stände zu sehen, die erstmals im Heimatmuseum Station machten. Grundsatz ist, dass es sich um handgemachte Werke von Hobbykünstlern handelt, dem HVV-Ostermarkt hängt kein bisschen die Atmosphäre einer Gewerbeausstellung an.
Manche Anbieterin hat Österliches als Nebentätigkeit zu ihrem sonstigen kunsthandwerklichen Schaffen entdeckt. So wie die Malerin Luitgard Ilg, vor zehn Jahren aus dem Schwarzwald zugezogene Mainzerin mit einer Vorliebe für Blumenmotive und erstmals in Ginsheim dabei. Was in ihrer Malkunst ein Schwerpunkt ist, überträgt sie für die Osterzeit auf die Eier. Dabei bevorzugt die Aquarellkünstlerin die größeren Exemplare, sprich Straußen-, Puten- und Gänseeier.
Es gilt, die Gegebenheiten der Pflanzen auf den Kunstträger anzupassen. Die länglichen Gänseeier sind ideal für Tulpen, die schließlich stets mit Stängel gemalt werden. „Die Rosenmotive passen hingegen besser auf die eher runden Eier“, erläutert Ilg, und dafür bieten sich die riesigen Straußeneier an.
Auch die Hechtsheimerin Petra Schäfer konzentriert sich bei ihren Osterarbeiten auf das Ei selbst, sie dekoriert die Eier jedoch lieber, etwa mit Seidenblumen. Ihr Spektrum beginnt schon beim kleinen Wachtelei. Auch Gerlinde Beisiegel widmet sich in ihrem Schaffen ganz dem Ei. Sie nimmt sich vor allem das klassische Hühnerei vor und präsentiert auf ihrem Tisch ein wahres Farbenmeer. Aber bei näherer Betrachtung der Exemplare wird schnell klar, dass die Farbe nur den Untergrund für filigrane Verzierungen und Auftragungen bietet.
Auch Elke Guthmann, die Stoff einsetzt, um die Eier kunstvoll zu verkleiden, und die Treburerin Erna Rödner, die Naturverfahren für die Eierfärbung und -dekoration präsentierte, konzentrieren sich hauptsächlich auf das Ostersymbol schlechthin. Daneben gab es natürlich auch anderes zu sehen, das zum Osterfest gehört wie kunstvolle Grußkarten von Martin Hofmann und Seifen aus der Hand Karin Hollfoths.
So gab es in jedem Museumszimmer wieder etwas anderes zu entdecken, manches mehr auf Ostern, anderes eher auf das Frühlingsthema konzentriert. Jahreszeitliches Kunsthandwerk hat eben viele Facetten zu bieten.
Nachdem es den Weihnachtsmarkt nicht mehr gibt, hat sich Beisiegel eine Neuerung im HVV-Terminkalender ausgedacht, wie sie mitteilt. „Wir planen in diesem Jahr erstmals eine Herbstausstellung“, informierte sie. Für das neueste Kind – ob es „Herbstmarkt“ heißen wird oder eine schillerndere Bezeichnung erhält, ist noch nicht entschieden – werden sich vermutlich am ersten Oktoberwochenende (3./4.) die Türen im Heimatmuseum öffnen.

 

 

 

 

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