Leinz will die Abläufe neu ordnen

Mitgliederversammlung der Freien Wähler folgt dem Nominierungsvorschlag des Vorstands

Klare Sache für Rolf Leinz: Dem Wunsch des Vorstands, das Fraktionsmitglied zum Bürgermeisterkandidaten zu wählen, folgte die Versammlung der Mitglieder am Dienstagabend einstimmig. Fraktionschef Albrecht Marufke gratuliert dem einstimmig Nominierten.(gus/Foto: Steinacker)

GINSHEIM-GUSTAVSBURG (gus) – Die Freien Wähler Ginsheim-Gustavsburg (FW) schicken erstmals einen eigenen Bewerber ins Rennen um den Chefposten der Stadtverwaltung. Bei der Bürgermeisterwahl am 6. Dezember wird Rolf Leinz (51) für die FW den Versuch antreten, sich gegen die Bewerber der großen Parteien durchzusetzen. Die Mitgliederversammlung folgte dem Vorschlag des Vorstandes einstimmig. Da von den rund 20 Mitgliedern des Vereins 15 den Weg in den Rheinischen Hof fanden, kann Leinz damit guten Gewissens behaupten, von einer qualifizierten Mehrheit seiner Gruppierung unterstützt zu werden.

Zusammen mit CDU-Bewerber Thies Puttnins-von Trotha, der als Gast der Versammlung der Konkurrenz folgte, treten am Nikolaustag somit zwei Polizeibeamte gegen Bauingenieur Thorsten Siehr (SPD) an. Seit 2001 wohnt der gebürtige Koblenzer Leinz in Ginsheim, geht wie sein CDU-Mitbewerber also als Zugezogener ins Rennen um die Rathausspitze.
Das Selbstbewusstsein, ohne Erfahrungen aus einer Kommunalverwaltung die Aufgabe bewältigen zu können, zieht er aus seiner Ausbildung als Diplom-Verwaltungswirt mit rund 30 Jahren Berufserfahrung bei der Polizei. Seit fünf Jahren ist Leinz in der Groß-Gerauer Polizeidirektion im Fachbereich Verkehr tätig und hat dabei über Projektarbeit Erfahrungen mit Behörden und Verwaltungen gesammelt.
Zwar trug Leinz in seiner Bewerbungsrede bereits ein neun Punkte umfassendes Wahlprogramm vor, das allerdings nur vorläufigen Charakter hat. Der eigentliche Wahlkampf um die Führung in der Stadt, zeichnet sich ab, wird sich durch die späten Sommerfeien erst Mitte September entwickeln. Dann will Leinz auch einen konkretisierten Handlungsplan vorlegen. Allerdings lässt der Entwurf wenig Fragen offen, wie Leinz sich zu den die Stadt bestimmenden Fragen positionieren wird.
Ganz allgemein gehe es ihm um die künftige Entwicklung der Stadt, betont er. Durch die jahrzehntelange Vorherrschaft der SPD in Parlament wie Rathaus seien viele Abläufe und Verfahren eingeschliffen. Das erleichtere zwar das tägliche Handeln, „indem nicht alles hinterfragt wird“. Doch er wolle die Abläufe in der Stadt genau analysieren, „und da, wo notwendig, auch aufbrechen“, betonte Leinz.
Demnach wird Stadtbürgermeister Leinz alle Tätigkeiten und Ausgaben im Rathaus einer gründlichen Bestandsaufnahme unterziehen. Dabei gehe es ihm um Optimierungen und nicht um eine Arbeitsverdichtung oder gar einen Stellenabbau, beruhigt er die Mitarbeiter. Leinz will dabei fein säuberlich zwischen den Aufgabenstellungen unterscheiden, die es in den beiden Stadtteilen gibt. Ein „Überstülpen“ eines gemeinsamen Konzeptes auf beide Stadtteile werde nicht funktionieren, ist der Freie Wähler überzeugt.
In seinem vorläufigen Programm stehen die „gesunden Finanzen“ an erster Stelle. Das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts gelte es „ohne Überlastung der Bürger“ zu erreichen. Das Lieblingsthema der Freien Wähler folgt auf dem Fuße. Für Ginsheim steht die Ortsentlastungsstraße, von der bisherigen SPD/CDU-Zusammenarbeit zuletzt als derzeit nicht umsetzbar auf Eis gelegt, weiter auf der Agenda der Gruppe. Sie bilde „die Grundlage für die zukünftige Verkehrsplanung in Ginsheim“, betont Leinz. Anders als von Landrat Thomas Will (SPD) im Mai behauptet, sei das Projekt auch nicht als Freiwillige Ausgabe und damit bei unausgeglichenem Etat zu streichende Investition einzustufen.
Dies ergebe die Gefahrenlage auf der Hauptstraße, dass die Gehwege Kindern, Älteren und Menschen mit Einschränkungen keinen Schutz biete. Polizist Leinz bedient sich deshalb beim Berufsvokabular und sieht in der Hauptstraße „Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“. Deshalb sei die Umgehungsstraße auch als Pflichtaufgabe einzustufen.
In Gustavsburg sind für ihn der hohe Anteil an LKW-Verkehr und den entsprechenden Lärmbelastungen auf der Darmstädter Landstraße Hauptthema. Hier setzt er die Hoffnungen auf eine veränderte politische Vorgabe, nachdem die Verkehrsminister der Länder die Ausweisung von Tempo-30-Zonen auch auf Landesstraßen erleichtern wollen. Hier gelte es die Entwicklung zu verfolgen und entsprechende Initiativen auf den Weg zu bringen.
Beim Themenkomplex „Wirtschaftsförderung und Tourismus“ will Leinz künftig mehr beschäftigungsintensive Betriebe anwerben, die Ansiedlung weiterer Logistikunternehmen im Gewerbegebiet „Am Mainspitz-Dreieck“ vermeiden und eine Bestandsgarantie für die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft aussprechen. 
Die bereits zitierte „öffentliche Sicherheit und Ordnung“ sollen in den Abend- und Nachtstunden mehr Streifenfahrten der Stadtpolizisten gewährleisten, der Radverkehr soll eine „sichere Infrastruktur“ erhalten. Ein Radverkehrskonzept soll zudem mehr Alltagsradverkehr fördern, das Fahrrad zum „Verkehrsmittel bei den täglichen Verrichtungen“ werden.
Den Vereinen will Leinz zusätzliche Hallengebühren ersparen, Feuerwehr und Ehrenamt gelte es zu unterstützen. Bei den Grundschulen spricht Leinz sich für die Optimierung der Schulkinderbetreuung aus, „mit dem Ziel eines Ganztagsangebotes“. Die Forderung des Nachtflugverbotes zwischen 22 Uhr und sechs Uhr unterstützt Leinz. Der Anspruch auf passiven Schallschutz müsse „massiv ausgeweitet“ werden anstatt nur für den schmalen Gustavsburger Streifen zu gelten.
Schließlich sollen entsprechende Konzepte und Modelle helfen, die Wohn-, Verkehrs- und soziale Infrastruktur dem demographischen Wandel anzupassen.

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