Wenn die Welt eingeschränkt ist

Mehrgenerationentreff bot Parcours an, der den Alltag Dementer simuliert

Teilnehmer des Demenzparcours beim Versuch, mit Messer und Gabel Papierkugeln auf Teller zu legen, ausschließlich unter Benutzung eines Spiegels – eine Herausforderung, die Einblicke in die koordinativen Schwierigkeiten von Menschen mit Demenz bietet.

Der Mehrgenerationentreff öffnete am Dienstagnachmittag seine Türen für eine besondere Veranstaltung: den "Demenzparcours". Der Kurs bot unter dem Leitmotiv "Demenz bewegt im Main-Taunus-Kreis" eine interessante Gelegenheit, die Welt durch die Augen eines Menschen mit Demenz zu sehen. Diese Veranstaltung ist Teil des „Jahres der Demenz 2024“, ein Projekt, das von der Fachstelle Demenz der Caritas in Zusammenarbeit mit dem Main-Taunus-Kreis ins Leben gerufen wurde.

Die Veranstaltung zielte darauf ab, das Bewusstsein und das Verständnis für die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die Menschen mit Demenzerkrankungen tagtäglich erleben, zu schärfen. Teilnehmer hatten die Möglichkeit, durch verschiedene interaktive Stationen zu gehen, die alltägliche Situationen nachstellen. Unter der Leitung von Ulrike Goretzka, Diplom-Pädagogin bei der Caritas, ermöglichte der Parcours den Besuchern, die Auswirkungen der Demenz am eigenen Leib zu erfahren und somit ein tieferes Empathiegefühl zu entwickeln.

Der Demenzparcours bestand aus mehreren sorgfältig konzipierten Stationen, die verschiedene Alltagssituationen des täglichen Lebens abbildeten – vom Anziehen über das Frühstücken bis hin zum Einkaufen, Straßenverkehr und Kochen. Ziel war es, den Teilnehmenden vor Augen zu führen, dass selbst einfache Tätigkeiten für Betroffene zu komplexen Herausforderungen werden können. Speziell entwickelte Aufgaben, wie die Mittagessen-Aufgabe, bei der Teilnehmer versuchten, mit Messer und Gabel und nur durch die Betrachtung in einem Spiegel Papierkugeln auf Teller zu legen, illustrierten die Schwierigkeiten, die mit feinmotorischen Fähigkeiten und Koordination einhergehen können.

Eine weitere Aufgabe simulierte das Einkaufen auf dem Wochenmarkt. Zuerst sollten sie die Produkte und ihre Preise in einem Zeitlimit von zwei Minuten im Spiegel betrachten. Anschließend sollten sie die Produkte aus dem Gedächtnis aufschreiben und den Gesamtpreis berechnen. Diese Übung sollte verdeutlichen, wie Demenz die Fähigkeit beeinträchtigt, Informationen zu behalten und komplexe Aufgaben zu bewältigen.

„Die Reaktionen auf die Aufgaben im Parcours sind sehr vielfältig“, erklärte Goretzka, „manche verspüren Wut, andere haben keine Lust mehr oder sind traurig, wenn sie gescheitert sind“. Doch anders als beim Parcours, der nach der Veranstaltung wieder abgebaut wird, erleben Menschen mit Demenz diese Schwierigkeiten und Gefühle rund um die Uhr. Viele äußerten, dass sie durch das Programm ein besseres Verständnis für die Herausforderungen entwickelt haben, denen sich Menschen mit Demenz gegenübersehen. Unter den Teilnehmern befanden sich nicht nur Angehörige von Betroffenen, sondern auch Auszubildende und Fachkräfte im Pflegebereich.

Goretzka betonte zum Abschluss der Veranstaltung die Bedeutung der Sensibilisierung für die frühen Anzeichen einer Demenz, wie das Verlegen von Gegenständen, die dann unerwartet wieder auftauchen, oder die zunehmende Unfähigkeit, Mahlzeiten zuzubereiten, die über das einfache Abendbrot hinausgehen.

Der Demenzparcours steht exemplarisch für innovative Ansätze im Umgang mit Demenz und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Entstigmatisierung der Erkrankung und zur Förderung eines empathischen Umgangs mit Betroffenen.

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