Wertvolle Holzskulptur in Gefahr

Eine Flörsheimer Familie kritisiert die fortgesetzte Außenpräsentation

In der Kirche scheint für die Marienstatue kein Platz, aber ihr wurde an der Außenmauer immerhin ein eigenes, repräsentatives Häuschen geschaffen, dass auch vor dem gröbsten Wetter schützt.

Ist die altehrwürdige Holzskulptur der Gnadenspenderin, die mit dem Abschied der Dominikanerinnen vom damaligen Marienkrankenhaus in den Besitz der Kirchengemeinde St. Gallus überging, an ihrem neuen Standort an der Außenwand des Kirchengebäudes richtig aufgehoben? In einem offenen Brief an den Verwaltungsrat der Katholischen Kirchengemeinde fordert die Familie Vergeiner aus der Friedrich-Ebert-Straße eine Unterbringung der Figur in der Kirche selbst, um sie so besser vor Wind und Wetter zu schützen.

„Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass der Holzrahmen der Immerwährenden Hilfe und die Skulpturen im Inneren von St. Gallus aufwendig vergoldet wurden, aber für eine Muttergottesstatue mit einem fünfstelligen Wert in Euro kein Platz in der Pfarrkirche St. Gallus ist“, schreibt die Familie an den Verwaltungsrat.

Wie die Vergeiners erläutern, wurde die Holzfigur, nachdem die Dominikanerinnen das Hospital 1955 von der Stadt übernommen und in „Marienkrankenhaus“ umbenannt hatten, von einem der Kirche eng verbundenen Flörsheimer in Auftrag gegeben und den Ordensschwestern zur Aufstellung in der Eingangshalle gespendet. „Es handelt sich dabei um ein handgeschnitztes Unikat der weltbekannten Holzbildhauerei Albl“, unterstreicht die Familie den Wert der Figur.

Das Oberammergauer Unternehmen fertige Auftragsarbeiten stets aus besten Materialien, in reiner Handarbeit und nach den Vorstellungen des Kunden an. „Entsprechend der vorgesehenen Verwendung werden Holzart und Leim gewählt.“ Daher seien für den Innenbereich hergestellte Holzskulpturen für den Außenbereich in der Regel nicht geeignet.

Dass die Skulptur neuerdings an der Südseite der Pfarrkirche St. Gallus zu finden ist, sieht die Familie daher als Problem. Die Holzfigur habe bereits im Vergleich zum Zustand, den sie bei der Schließung des Krankenhauses 2017 hatte, sichtbar gelitten. „Um weiteren Schaden zu vermeiden, müsste die Schnitzarbeit wieder nach innen gebracht werden.“

Witterungseinflüsse, Temperaturschwankungen und UV-Strahlung werden nach Einschätzung der Familie Vergeiner „unweigerlich zur Zerstörung der Gnadenspenderin führen“. Zudem müsse die Skulptur fachgerecht restauriert und der Anstrich entfernt werden.

„Jedes Mitglied des Verwaltungsrates ist aufgerufen zu prüfen, ob es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, dass ein derart wertvoller Kunstgegenstand allein durch einen falsch gewählten, nicht sach- und fachgerechten Aufstellungsort dem sicheren Verfall preisgegeben wird“, schließt der Brief an den Verwaltungsrat. Sollte die Gnadenspenderin in der Pfarrkirche keine Herberge finden, „würden wir es begrüßen, wenn Sie sie freigäben.“ Ein Kloster etwa werde sie liebend gerne im Sinne des Spenders der 1950er-Jahre in seinen Mauern beherbergen.

Die Pfarrgemeinde hat sich, wie an der Südseite von St. Gallus zu sehen ist, einige Mühe gegeben, die Statue mit einem gewissen Wetterschutz zu versehen. Neben einen allerdings nach vorne offenen Glasbau und auf einem neu gegossenen Betonsockel erhöht stehend, hat die Gnadenspenderin auch ein kleines Spotlicht zu ihren Füßen bekommen. Diese Präsentationsform reicht nach Meinung der Familie, die sich bei den Nachfahren des Künstlers über die fachlichen Belange informierte, nicht aus, um die Figur dauerhaft zu erhalten.

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