Fassenacht wie in alten Tagen

Gemütlichkeit feiert an alter Wirkungsstätte – Ochs verspricht Weilbachern Apfelwein-Pipeline

WEILBACH (drh) – Nach elf Jahren kehrte die „Gemütlichkeit“ am Wochenende mit ihren beiden Fastnachtssitzungen wieder heim an ihren Ursprungsort. Durch die Sanierung der Weilbachhalle wichen die Fastnachter auf die Jahnturnhalle aus, wo sie früher regelmäßig zu Sitzungen eingeladen hatten. Viele Besucher fühlten sich allein durch das gemütliche Ambiente um elf Jahre zurückversetzt und freuten sich auf einen vergnügten Abend wie in „alten Tagen“. 

 

Das Sitzungsmotto „Baustelle“ war für 2012 schnell gefunden, plagte die Weilbacher im vergangenen Jahr doch so manche Baustelle. Alexander Becker und Andreas Dörhöfer nutzten das Thema, um im Eröffnungsspiel als Vermesser die Bühne zu betreten. Sie prophezeiten, dass die neue, sanierte Weilbachhalle den Namen „Klaus-Press-Arena“ erhalten werde. Anschließend erwiesen themengerecht 17 junge Bauarbeiterinnen im Alter zwischen fünf und acht Jahren dem berühmten „Bodo Bagger“ die Ehre. Die „Müllis“, Wolfgang Metzke, Manfed Schwambach und Bernd Wagner, luden zum lustigen Airline-Raten ein und warteten mit verblüffenden Erkenntnissen auf: zum Beispiel könne man ein türkisches Flugzeug am Dachgepäckträger und einen holländischen Flieger an der Anhängerkupplung erkennen. Einen flotten Gardetanz legten die Hattersheimer Tänzer der „Wild Wings“ aufs Parkett, bevor die Truppe in stärkerer Besetzung später noch einmal als „Alice im Wunderland“ beeindruckte. Vier Stunden Vorbereitungszeit investierte die Gruppe ins Schminken, Aufwärmen und Herrichten der Tänzerinnen und Tänzer. 
Ein Nachwuchstalent in der Bütt machten die Weilbacher in Eddersheim aus. Der 14-jährige Tim Fischer berichtete als Debütant vom besten Opa der Welt, der das Taschengeld nicht mehr klimpern, sondern nur noch rascheln lässt. Ebenfalls zum ersten Mal in der Bütt war der Weilbacher Paul Klimkiewicz. Sonst in der Theaterspielgruppe TAKT zu sehen, gab Paul Klimkiewicz nun einen witzigen Vortrag als Weltenbummler zum Besten. Mit Frack und Zylinder zeigten sich die Nachwuchstänzerinnen der Turngemeinde in der ersten Halbzeit, bevor Renate Flach mit ihren beiden Musikern Christian und Ulrich Duchardt zur live gesungenen Schlagerparty einlud. Dass bei der Germania nicht nur Fußball gespielt wird, bewiesen die Tänzerinnen der Truppe „Fantasia“ mit „Rhythm of the night“. 
Nur unter der Kategorie Wahlkampf ist der Auftritt von Erstem Stadtrat Markus Ochs zu verbuchen, der als Kerbeborsch erneut in die Weilbacher Bütt stieg und die Stadtpolitik des Bürgermeisters arg kritisierte. Ochs reimte unter anderem: „Rot-Grün bringt doch genau für Weilbacher nur noch mehr Stau“ und spielte dabei auf die geplante Kreuzungsänderung in der Rüsselsheimer Straße an. Vom Transthermos-Kühllager wollte Ochs für die Weilbacher eine Apfelwein-Pipeline legen lassen, um sie vom Verkehr zu entlasten. 
Als fesche Matrosen tanzten die „Black Pearls“ der Turngemeinde, bevor Ilona Hartmann sich zur Schönheitskur in die Hände von Dr. Himsel begab.
Absoluter Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Gruppe „DIDOs“. Die Tanzgruppe verabschiedete sich nach 20 Jahren von der Bühne und beeindruckte ein letztes Mal mit einer liebevoll inszenierten Wasserballett-Darbietung. Sitzungspräsident Harald Staudt verlas die Namen von ehemaligen Mittänzern der Gruppe, die einmal als Kindertanzgruppe begonnen hatte, und meinte dazu: „Das ist das Who-is-Who von Weilbach“. Einige Sprösslinge der DIDOs sind aber bereits in der Kindertanzgruppe zu finden, sodass die Gruppe in anderer Form weiterleben wird. 
Als spätes Mädchen begab sich Rosi Wojtnyiak in die Bütt und ging auf Männersuche im Supermarkt, auf dem Maskenball und im Hallenbad, wurde letztendlich aber doch nicht fündig. Ein weiterer Bühnenabschied stand mit den „Mixed Pickles“ an, die nach 23 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen möchten. Seit 1989 nahm die Truppe Jahr für Jahr immer wieder lokales Ortsgeschehen aufs Korn. In ihrer Abschiedsshow ließen sie so manchen Rocksong noch einmal aufleben, bevor die Sitzung mit einem großen Finale und dem Schlager „Amsterdam“, der auf Wunsch des Publikums gleich zwei Mal gesungen werden musste, kurz nach Mitternacht endete. 
Für die Mitglieder der „Gemütlichkeit“ ist die Fastnachtszeit aber noch lange nicht beendet, nehmen sie doch noch an den beiden Flörsheimer Fastnachtszügen teil. Außerdem lädt die „Gemütlichkeit“ am Rosenmontag zu einer Party ins Vereinsheim, bevor am Aschermittwoch das traditionelle Heringsessen ansteht.

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