Energie aus einer leichten Brise gewinnen

Ausschuss UBV: CDU, FDP und FWG beantragen Aufstellung von "Wind Trees" in Hattersheim

Ein Wind Tree aus der Nähe, gezeigt in einem Promo-Video des französischen Startups New World Wind aus dem Jahre 2014.

Im Rahmen der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Bauen und Verkehr legte die Regierungskoalition, bestehend aus CDU, FDP und FWG, am Dienstagabend einen Beschlussvorschlag vor, demzufolge die Energiegewinnung durch sogenannte "Wind Trees" in Hattersheim auf deren technische Umsetzbarkeit und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit hin geprüft werden soll.

Möglichst alle vor Ort vorhandenen Ressourcen sollen dem Antrag zufolge bestmöglich genutzt und so intelligent wie möglich miteinander vernetzt werden. Neben Solarenergie, Wasserkraft, Biomasse und Erdwärme zähle auch Windenergie zu den erneuerbaren Energien und könne zu einer günstigeren städtischen Umweltbilanz beitragen.

Ausschussmitglied Torben-Roland Buß (CDU) stellte den Inhalt des Antrags ausführlich mündlich vor. Demnach sei es der Koalition ein wichtiges Anliegen, Windenergie nutzbar zu machen und diese beispielsweise zum Betrieb der hiesigen Straßenbeleuchtung zu nutzen.

Die potenziellen Ausmaße eines solchen "Wind Trees" sind beträchtlich: Bis zu zehn Meter Höhe und acht Meter Durchmesser können diese erreichen. Sie erinnern optisch an einen Baum - können dabei jedoch auch kaum mit einem echten Exemplar verwechselt werden.

Kein Baum ohne Blätter

"Wind Trees" sind ausgestattet mit "Wind Leaves", also entsprechenden Blättern. Dabei handelt es sich um 36 kleine, grüne 300-Watt-Windturbinen, die auf den "Ästen" des Baumes montiert sind. Der Energieoutput eines solchen "Wind Trees" beträgt somit bis zu 10,8 Kilowatt, so Buß.

Die Koalition ist nun der Ansicht, dass man ruhig einmal erörtern sollte, ob das Aufstellen solcher "Wind Trees" im Stadtgebiet von Hattersheim lohnend sein kann und eine Installation dieser Anlagen auch technisch möglich ist. Dies könnte man auch durchaus noch erweitern, beispielsweise auf den Betrieb von Elektrofahrzeugen: Mit einem "Wind Tree" lässt sich laut Angabe des französischen Herstellers New World Wind genug Energie gewinnen, damit ein E-Auto damit über 16.000 Kilometer im Jahr fahren kann. Auch die energetische Versorgung von 100 Quadratmetern Bürofläche bei einem Verbrauch von 20 Kilowattstunden pro Quadratmeter sei mit einer solchen Anlage möglich.

Ein "gepflanzer" Windbaum kann pro Jahr auch den Verbrauch von 864 Kilogramm Kohle oder 615 Liter Benzin einsparen.

Sozialdemokraten zeigen sich skeptisch

Kolja Franssen (SPD) begrüßte das grundsätzliche Ansinnen und die Einsicht seitens der Koalition, dass man im Zuge der Energiewende deutlich mehr tun müsse als bisher. Auch die Sozialdemokraten sind der Meinung, dass hierfür alle Möglichkeiten und Ressourcen ausgeschöpft werden sollten.

Franssen bedauerte in diesem Zuge, dass im Rahmen der letzten Stadtverordnetenversammlung mehrere Anträge der Opposition bezüglich der Nutzung von Solarenergie abgelehnt worden waren.

Die Nutzung von Windkraft erachtet er in Hattersheim als "sehr schwierig": Große Anlagen können hier nicht betrieben werden; dem steht der naheliegende Frankfurter Flughaben im Wege (in Deutschland müssen Windkraftanlagen mindestens 15 Kilometer vom nächstgelegenen Radarstandort entfernt stehen).

Bezüglich des "Wind Trees" haben sich die Sozialdemokraten im Zuge des Koalitionsantrages auf der Homepage des Betreibers dieser Anlagen kundig gemacht. Dabei stellte man fest, dass der "Wind Tree" das Vielfache einer normalen Photovoltaik-Anlage kosten würde, gerade auch in Hinsicht auf den Preis pro Kilowattstunde Leistung. Zudem sei die Energieertrag pro Jahr selbst bei vollständiger Nutzung des Potenzials eines "Wind Trees" deutlich geringer.

Selbst bei guten Windverhältnissen sei deshalb nicht damit zu rechnen, dass man mit diesen Anlagen einen wirtschaftlichen Betrieb erzeugen könne - und Hattersheim sei ohnehin nicht dafür bekannt, gute Windverhältnisse zu haben, so Franssen.

Aus diesen Gründen könne die SPD dem Antrag deshalb "schweren Herzens" nicht zustimmen. Der Einsatz von "Wind Trees" sei in Hattersheim wenig aussichtsreich, die Verwaltung würde deshalb mit dieser Prüfung unnötig belastet. Man sei jedoch gerne weiter bemüht, gemeinsam mit der Koalition neue und bessere Wege im Zuge der Energiewende in Hattersheim zu beschreiten.

Grüne hoffen auf Erkenntnisgewinn durch Prüfung

Wohlwollender gestimmt zeigte sich die Grünen-Fraktionsvorsitzende Nathalie Ferko: Sie könne der Argumentation von Kolja Franssen zwar folgen, dennoch haben sich die Grünen dazu entschlossen, dem Antrag der Koalition allein schon aufgrund dessen Natur als Prüfantrag zuzustimmen. Vielleicht gibt es ja Alternativen zu diesen "Wind Trees", die im Rahmen der Prüfung durch den Magistrat erst ins Hattersheimer Blickfeld geraten könnten und die dann gemeinsschaftlich im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden können.

Auch nach Ansicht von Ferko ist Windkraft gerade im Main-Taunus-Kreis ein sehr schwieriges Thema, eben durch die Nähe zum Flughafen. Gerade deshalb könnten die "Wind Trees" eine gangbare Alternative zu waschechten Windrädern darstellen. Dies solle jedoch keinesfalls bedeuten, dass man andere Maßnahmen wie Photovoltaikanlagen nicht auch weiterhin fördern sollte.

Mehrheitliche Zustimmung

Torben-Roland Buß (CDU) fügte noch ergänzend an, dass Hattersheim zwar im Einzugsgebiet des Flughafens liegt, aber anhand von Karten des Deutschen Wetterdienstes könne man erkennen, dass hier Windgeschwindigkeiten von immerhin bis zu 2,5 Metern pro Sekunde erreicht werden können. Zudem gebe es mehrere Hersteller und Arten dieser "Wind Trees", und nicht alle seien so kostenintensiv wie von Kolja Franssen (SPD) beschrieben. Auch Modelle in Kombination mit Solarpanels seien verfügbar.

Letztendlich votierten die Ausschussmitglieder von CDU, FDP, FWG sowie die Grünen für den Antrag, bei Gegenstimmen seitens der SPD.

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