Glasfaser kommt nach Hattersheim

Stadtverordnetenversammlung votiert einstimmig für Kooperation mit Gigabitregion FrankfurtRheinMain

Informationsveranstaltung vor drei Jahren im Haus der Vereine: Bürgermeister Klaus Schindling (Mitte) hätte es schon damals begrüßt, wenn es in Okriftel und Eddersheim zeitnah ein Glasfasernetz gegeben hätte. Die Resonanz seitens der Bevölkerung fiel jedoch noch nicht ausreichend aus. Nun wird ein neuer Versuch unternommen, alle drei Hattersheimer Stadtteile ans Glasfasernetz anzubinden.

Der Einigkeit in den Ausschüssen folgte die Einigkeit in der Stadtverordnetenversammlung: Einstimmig wurde die Vorlage des Magistrats von den Parlamentariern befürwortet, der zufolge die Stadt Hattersheim am Main den Rahmenkooperationsvereinbarungen zwischen der Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH und den drei Anbietern Deutsche GigaNetz GmbH, der Deutschen Glasfaser Wholesale GmbH sowie der Telekom Deutschland GmbH beitreten soll.

Bürgermeister Klaus Schindling erläuterte die Pläne trotz der Zustimmung aller Fraktionen noch einmal, gerade auch weil im Vorfeld der anstehenden Bürgermeisterwahl am 8. Mai diesmal besonders viele interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer in die Städtische Sporthalle am Karl-Eckel-Weg gekommen waren. Ziel des Ganzen ist die flächendeckene Umsetzung des Glasfaserprojekts in Hattersheim sowie den Ortsteilen Okriftel und Eddersheim.

Bereits 2019 wurde schon einmal ein ähnliches Projekt zum Ausbau der hiesigen Glasfaserinfrastruktur unternommen, damals zusammen mit dem Unternehmen Deutsche Glasfaser. Die einstige Bedingung: Im Rahmen der sogenannten Nachfragebündelungsphase hätten etwa 40 Prozent der Haushalte in den drei Ortsteilen die Bereitschaft zum Abschluss eines entsprechenden Nutzungsvertrags erklären müssen. Erst dann wäre man bereit gewesen, die kostspielige flächendeckende Versorgung mit Glasfasertechnik in Angriff zu nehmen. Dieses Ziel wurde seinerzeit verpasst, ergo wurde für Privathaushalte noch kein Glasfasernetz in Hattersheim gelegt - lediglich Unternehmen, die selbst direkt in Glasfaser investiert haben, wurden an das Netz angeschlossen.

Was 2019 noch nicht auf genug Gegenliebe stieß, wäre ein Jahr später womöglich schon zum Renner geworden: Die Pandemie mit dem immensen Ausbau an Homeoffice-Arbeit im Schlepptau ließ schnelles Internet in Wohngebieten plötzlich nicht nur für hochauflösendes Privatvergnügen wie Netflix und Konsorten oder Online-Gaming attraktiv erscheinen; es wurde zuweilen sogar zu einem beruflichen Muss.

Nun will die Stadt Hattersheim mit dem Beitritt zu dieser Kooperationsvereinbarung eine Plattform schaffen, auf der die stadteigenen Interessen und die Interessen der drei besagten Anbieter gebündelt werden, so dass ein neuer Anlauf in dieser Sache unternommen werden kann. Es soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass sich Privathaushalte an das Glasfasernetz anschließen können, ohne dass auf dem Weg dorthin Kosten für den Steuerzahler entstehen. Am Ende sollen einzelne Verträge zwischen dem jeweils willigen Nutzer des schnellen Internets und dem jeweiligen Anbieter stehen.

SPD lobt Offenheit des Vertrags

Auch Thomas Abicht (SPD) begrüßt diesen Schritt. Der Bedarf an schnellen Datenleitungen sei mittlerweile stark angewachsen, und das nicht nur bei Unternehmen, sondern eben auch in Hinblick auf Privathaushalte. Und auch nach der Pandemie wird Homeoffice nie wieder komplett verschwinden, und man wird froh sein, die ein oder andere Arbeit von zu Hause aus mit einer optimalen Internetverbindung erledigen zu können.

Den Sozialdemokraten war es sehr wichtig, dass im vorliegenden Vertragswerk nicht schon festgelegt worden ist, mit welchem Anbieter jeder Einzelne letztendlich ins Geschäft kommen muss. "Dieser Vertrag ist schon sehr offen gestaltet", stellte Abicht fest und richtete diesbezüglich seinen Dank an die Verwaltung. Die SPD wünscht sich, dass die Konditionen letztendlich auch für die Endverbraucher attraktiv und erschwinglich genug sein werden, so dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger sich dafür entscheiden, ins digitale Zeitalter voranzuschreiten.

Lob an Regionalverband und Verwaltung

Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Minnert verwies darauf, dass man in Zeiten der Pandemie erlebt habe, wie wichtig eine gute digitale Infrastruktur ist - sowohl in wirtschaftlicher, als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Der Regionalverband FrankfurtRheinMain habe hier in Zusammenarbeit mit fast 180 Kommunen für den Großraum Rhein-Main ein wunderbares Gebilde geschaffen, das schnelle Glasfaserleitungen direkt bis an die Häuser bringen wird, und dies sogar ohne die üblicherweise notwendige Vorvermarktungsphase, die sich in Hattersheim 2019 schon einmal als Hemmschuh erwiesen hatte. Insgesamt 1,6 Millionen Haushalte und 640 Gewerbegebiete in diesem Großraum werden dabei für schnelles Internet erschlossen. Und die Stadt Hattersheim am Main sei nun eine der ersten im gesamten Main-Taunus-Kreis, die dieser Rahmenverordnung zustimmt.

Startschuss für Gigabitregion FrankfurtRheinMain fiel im August

Vor sieben Monaten unterzeichnete der Regionalverband FrankfurtRheinMain im Namen der Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH die Rahmenkooperationsvereinbarungen mit den drei genannten Anbietern. Die Ziele der Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH fallen ausgesprochen ehrgeizig aus: Spätestens im Jahre 2025 sollen alle Gewerbegebiete und die Hälfte aller Haushalte in der Region mit einem Glasfaserzugang erschlossen sein; bis 2030 soll die Quote gar schon auf 90 Prozent der Haushalte angestiegen sein.

Derzeit sind noch nur wenige Standorte im Gebiet FrankfurtRheinMain mit echten Glasfaser-Internetleitungen bis an das jeweilige Gebäude ausgestattet. Zudem sind die Ressourcen und Baukapazitäten der Telekommunikationsbranche begrenzt, und zwischen den einzelnen Regionen in Deutschland läuft deshalb ein gewisser Konkurrenzkampf. Die Branche bevorzugt den Ausbau in großflächigen Ausbauprogrammen mit einem zentralem Ansprechpartner, und deshalb wird hier im wirtschaftlich attraktiven Ausbaugebiet Rhein-Main eine zentrale regionale Umsetzungs-, Rechts- und Kooperationsstruktur geschaffen.

Durch den Abschluss der Rahmenkooperationsvereinbarung mit den Providern werden die Kapazitäten dieser Anbieter an die hiesige Region auf der Basis gemeinsamer Grundsätze für den Ausbau gebunden. Die Gigabitregion FrankfurtRheinMain GmbH gewährleistet im Gegenzug für die Unternehmen ein sicheres Investitionsklima. Dies wird zum Beispiel durch standardisierte Verfahren oder digitale und verkürzte Genehmigungsverfahren erreicht. Für beide Seiten wird so eine verlässliche Ausbauplanung sichergestellt.

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