Ist Hattersheim ein Kandidat für die SolarInvest Main-Taunus eG?

Stadtverordnetenversammlung: Magistrat präsentierte Bericht nach Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Bei der SolarInvest Main-Taunus eG handelt es sich um eine Energiegenossenschaft, die - nach eigener Aussage - mit ihren "Mitgliedern und starken Partnern die Energiewende vor Ort gestaltet". Die Genossenschaft ging aus einer Interessengemeinschaft hervor, die Ende 2010 von zehn Hofheimer Bürgerinnen und Bürgern gegründet worden war. Man wollte "nicht länger auf andere zu warten und die Energiewende selbst in die Hand nehmen", und bereits im März 2011 wurde aus der Interessengemeinschaft hervorgehend die SolarInvest Hofheim am Taunus eG gegründet. Die Genossenschaft nahm zügig eine stattliche Größe an: Schon Ende 2011 blickte man auf 64 Genossenschaftsmitglieder, 2012 waren es dann sogar schon 125. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger aus anderen Städten der Region kamen hinzu, es folgte die Umbenennung der Genossenschaft in SolarInvest Main-Taunus eG .

Mittlerweile ist die Zahl der Genossenschaftsmitglieder auf 250 angestiegen, und jene finanzieren die Entwicklung und den Betrieb vor allem von Photovoltaik-Anlagen, man fördert aber auch die LED-Umrüstung und setzt sich für neue Mobilitätskonzepte in der Region ein. Bürgerinnen und Bürgern bietet man günstigen und sauberen Bürgerstrom und BürgerÖkogas aus genossenschaftlicher Produktion.

Neben Privatpersonen zählen auch sieben Kommunen des Main-Taunus-Kreises, der Main-Taunus-Kreis selbst sowie drei Hofheimer Firmen, eine Schule, eine Stiftung und ein Frankfurter Verein zu den Genossenschaftsmitgliedern unter dem Dach der SolarInvest Main-Taunus eG.

Ob es auch für Hattersheim potenziell vorteilhaft wäre, dieser Genossenschaft beizutreten - damit beschäftigte sich ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der zur Stadtverordnetenversammlung am 23. Februar eingereicht worden war. Der Vorschlag dies zu prüfen wurde fraktionsübergreifend begrüßt, bereits die Zustimmungsempfehlung des Ausschusses für Umwelt, Bauen und Verkehr fiel einstimmig aus. Das Stadtparlament folgte dieser Empfehlung ebenfalls unisono, ergo lag es nun am Magistrat zu prüfen:

  • Inwiefern die Stadt Hattersheim - bei ihrem Ziel klimaneutral zu werden – durch
    eine Mitgliedschaft bei SolarInvest Main-Taunus eG unterstützt werden kann?
  • Inwieweit das städtische Potenzial zur solaren Energieerzeugung durch eine
    Mitgliedschaft einfacher genutzt werden kann?
  • Welche Erfahrungen die MTK-Nachbarkommunen (Flörsheim, Hofheim, Kriftel)
    und der Main-Taunus-Kreis als Mitglieder mit SolarInvest Main-Taunus eG
    gemacht haben?
  • Welche niedrigschwelligen Projekte, die bereits in den Nachbarkommunen
    erfolgreich von der SolarInvest Main-Taunus eG angeboten wurden, auf
    Hattersheim übertragen werden können?
  • Wie hoch der Mitgliedschaftsbeitrag für die Stadt Hattersheim in der SolarInvest Main-Taunus eG wäre?

Zur jüngsten Stadtverordnetenversammlung am 25. Mai legte der Magistrat nun seinen entsprechenden Bericht vor.

Demnach wurde festgestellt, dass Kommunen bei der SolarInvest durch das dort verfügbare Know-how im Bereich der Photovoltaik und die durch für Photovoltaik-Projekte verfügbaren Betreiber-Modelle Bedingungen vorfinden, welche die Umsetzung von PV-Projekten vereinfachen oder beschleunigen können. Insbesondere finanzschwachen Kommunen werde hier eine Möglichkeit geboten, Photovoltaik-Projekte zügiger umzusetzen.

Seitens des Magistrats erachtet man jedoch angesichts der erheblich umfassenderen Maßnahmenpakete, die bezüglich der Klimaneutralität einer Kommune wie Hattersheim gefordert sind, sowie aufgrund der in der Stadtverwaltung Hattersheim vorhandenen Expertise und der bereits geplanten Projekte speziell im Bereich der Photovoltaik eine Mitgliedschaft in der SolarInvest Main-Taunus eG nicht als "nennenswerte Unterstützung auf dem Pfad zur Klimaneutralität".

Auch bezüglich der durch die SolarInvest gebotenen Möglichkeiten der Finanzierung von Photovoltaik-Projekten hält der Magistrat fest, dass die Potenziale der Stadt Hattersheim am Main bereits erfasst seien und seitens der Verwaltung mit ambitionierten Zeitplänen und mit stabilen Finanzierungsplänen ausgestattet verfolgt werden. "Eine Vereinfachung von Projekten der Energieerzeugung auf städtischem Gebiet ist daher durch eine Mitgliedschaft nicht zu erwarten", so das Fazit.

Den Blick über den eigenen Tellerrand richtete man im Rahmen der Prüfung auf Liederbach. Dort wurde vor einigen Jahren auf der Liederbachhalle eine Photovoltaik-Anlage installiert, die seitdem problemlos läuft und auch zügig installiert wurde. Aktuell sei die Ausstattung des Liederbacher Rathauses mit einer Photovoltaik-Anlage vorgesehen, die von SolarInvest finanziert und betrieben werden soll.

Die Stadt Hofheim verfügt zudem, als eines der ersten Mitglieder der Genossenschaft, über mehrere Anlagen über Pacht- und Finanzierungsmodelle. "Alles in allem sind die benachbarten Kommunen zufrieden", stellt der Magistrat in seinem Bericht fest.

Im Bereich der niedrigschwelligen Projekte wird seitens SolarInvest insbesondere der Erwerb von Photovoltaik-Anlagen für den Balkon angeboten, was natürlich potenziell auch für Hattersheimer Bürgerinnen und Bürger nutzbar wäre. Auch im Bereich e-Car-Sharing gibt es erste Projekte, wobei hier noch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung ausstehe, so der Magistrat, der allgemein festhält: "Grundsätzlich bietet der Erwerb von Anteilen der SolarInvest den Hattersheimer Bürgern eine Möglichkeit, in klimafreundliche, regionale Projekte zu investieren." Einen Mitgliedsbeitrag verlagt die Genossenschaft nicht, ein Stimmrecht wird per Anteilskauf erworben.

Auf Basis dieser Ausführungen fand im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung keine weitere Aussprache statt, auf Bitte der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wurde der Bericht in den Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr überwiesen. Dort wird man sich mit den erlangten Erkenntnissen über die SolarInvest Main-Taunus eG in der nächsten Sitzung ausführlich beschäftigen und den potenziellen Nutzen für die Stadt Hattersheim am Main erörtern.

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