Von der Pflicht, zu einer besseren Welt beizutragen

Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertages am Ehrenmal auf dem Hattersheimer Friedhof

Bürgermeister Klaus Schindling und Stadtverordnetenvorsteher Georg Reuter legten am Ehrenmal einen Kranz nieder. Die Ehrenwache übernahmen die zahlreich erschienenen Mitglieder der Feuerwehren der Stadt Hattersheim am Main.

Es waren andere, ungewohnte Vorzeichen, unter denen am vergangenen Sonntag vor dem Ehrenmal auf dem Friedhof in Hattersheim die Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertages stattfand. Der Magistrat der Stadt hatte hierzu eingeladen, die städtischen Feuerwehren übernahmen einmal mehr die Ehrenwache.

In den vergangenen Jahren war es so, dass man den Opfern von Krieg und Gewalt zwar gedachte, diese jedoch gleichzeitig weit weg von sich wähnte: Man verortete sie zum einen geografisch in weit entfernte Krisenherde, mit denen man "lediglich" über hierhin Geflüchtete unmittelbare Berührungspunkte hatte, oder in die hiesige Vergangenheit, als auch in Deutschland und von Deutschland ausgehend Kriege tobten.

All das änderte sich grundlegend und nachhaltig, als Russland am 24. Februar diesen Jahres die Ukraine überfiel. "Das ist gar nicht mehr weit von uns entfernt", stellte Bürgermeister Klaus Schindling in seiner Rede fest und bekannte, dass dies auch ihn mit Angst erfülle. Beide Seiten rufen nach Waffen modernster Technologie. Waffen, die nur zu einem Zweck gebaut werden: Zum Zerstören von Menschenleben, zum Töten von Menschen. Menschen werden aus ihren Familien gerissen, Elend wird hinterlassen. "Und wir beteiligen uns alle", führte Schindling weiter aus", "nicht wir, jeder für sich - aber die Mächte, wie man so schön sagt, um den Schauplatz des zerstörerischen Krieges herum." Diese beliefern dort die beiden verfeindeten Parteien mit Waffen. "Damit sie sich totschießen mögen und vielleicht am Ende einer gewinnt", so der Bürgermeister.

Die Frage nach Schuld und Verantwortung

Jeder sollte sich die Frage stellen, wer bei einem Krieg gewinnt. Kann es überhaupt einen Gewinner geben? Schindling verneinte dies deutlich und übte Kritik an den Medien, die Putin als Gewaltverbrecher hinstellen - was er auch dem Bürgermeister zufolge "mit Sicherheit" ist - und die Ukraine als Land, das sich wehren müsse. Der biblische Spruch "Auge um Auge, Zahn um Zahn" komme hier nicht so recht zur Geltung, so Schindling, sondern man müsse sich vielmehr auch die Frage stellen, ob der "Herr Selenskyj" denn so unschuldig an allem sei: "Ruft er doch die Westmächte dazu auf, durchaus den nuklearen Erstschlag in Erwägung zu ziehen."

Es obliege weder ihm noch anderen, darüber zu urteilen, wer wieviel Schuld an einem Krieg trage. Aber es obliege uns sehr wohl zu erkennen und zu bewerten, wie solche Konflikte entstehen und jede Art von Gewalt abzulehnen und im Rahmen unserer Möglichkeiten etwas dagegen zu tun. Man könne das Bewusstsein verbreiten, dass Krieg niemals eine Lösung für irgendetwas darstellen kann. Dies gelte es, in die Familien, Freundeskreise und Vereine hineinzutragen. Dieses Engagement gehe alle etwas an, und so könne man vielleicht irgendwann einmal erreichen, dass sich das Sprichwort "Stell' Dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin" tatsächlich bewahrheitet.

Und schließlich sei es auch von größter Wichtigkeit, die Vielfalt, die Meinungsfreiheit und die freiheitliche demokratische Grundordnung unseres Staates aufrechtzuerhalten, für diese Errungenschaften dankbar zu sein und wählen zu gehen. Und das "nicht nur mit 40 oder 50 Prozent".

Man gedenke nun an diesem Tage der Opfer aller Kriege. Die Ukraine stehe dabei nur exemplarisch für mehrere Krisenherde auf dieser Erde. Man solle sich besinnen und ein Zeichen setzen, indem man das gute Miteinander pflege sowie Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft an den Tag lege. "Auf dass unsere Welt ein Stückchen besser werde", so Bürgermeister Schindling abschließend.

Im Anschluss an seine Rede legte dieser zusammen mit dem Stadtverordnetenvorsteher Georg Reuter einen Kranz am Ehrenmal nieder.

Für den passenden musikalischen Rahmen der Gedenkfeier sorgte erneut der Sänger und Gitarrist Christian Duchhardt mit dem Song "Don't You Wish It Was True" (John Fogerty) und dem Volkslied "Kein schöner Land in dieser Zeit".

Weitere Artikelbilder:

Noch keine Bewertungen vorhanden


X