Seit 50 Jahren „Sportfamilie“

Festkommers der SG DJK mit vielen Ehrengästen – Landesehrenbriefe für Hilse und Breuckmann

Landrat Michael Cyriax (links) verlieh im Rahmen des Festkommerses an Monika Hilse und Dr. Axel Breuckmann den Ehrenbrief des Landes Hessen.
(Foto: A. Kreusch)

HATTERSHEIM (ak) – Mit einem sehr interessant gestalteten, unterhaltsamen und kurzweiligen Festkommers im Barbarahaus feierte die Sportgemeinschaft Deutsche Jugend Kraft (SG DJK) Hattersheim am Samstag, 23. April, ihr 50-jähriges Bestehen. Schon die Begrüßung durch den Moderator Jochen Kilb ließ ahnen, dass die Veranstaltung mit ihren zahlreichen Grußworten und Ehrungen kein langweiliger „offizieller Abend“ werden würde.

Kilb erzählte zunächst einmal, warum er als „exemplarisches“ Mitglied des Hattersheimer Sportvereines angesehen werden kann: er sei seit 40 Jahren Mitglied und „die SG“ spiele immer noch eine wichtige Rolle in seinem Leben. „SG heißt für mich Familie und Heimat“, erzählte er den Festgästen unter Beifall, „ob von der allerersten Station, dem Mutter-Kind-Turnen, über die Leichtathletik – damals mit dem Frauenschwarm und schnellsten Mann Hattersheims Klaus Herber als Trainer – , mit Beginn der Pubertät in der „cooleren“ Fußballmannschaft, die von Gründungsmitglied Hans Schweikart trainiert wurde, oder später in der 2. Mannschaft. Hier wuchsen Freunde zusammen, es ging nie nur um den Sport, immer auch um „Familie“. Wir haben fast jeden Sonntag zusammen auf dem Fußballplatz verbracht, meine Eltern waren der Ansicht, wenn der Bub auf dem Platz ist, kann er keine Dummheiten anstellen. Heute wissen sie: Beides geht!“ Als er nach einer beruflichen Veränderung dann selbst als Erwachsener wieder ins Rhein-Main-Gebiet zurück kam, wohnte er zwar in Kriftel – spielte aber wieder bei der SG DJK in der Soma, und dass auch sein Sohn in Hattersheim bei der SG Sport getrieben hat, war selbstverständlich. „Und wenn er wieder hierher zurück kommt, geht er auch wieder zur SG“, ist sich Jochen Kilb schmunzelnd sicher. Er zitierte den Satz, den schon Pfarrer Hauck anlässlich der 25-Jahr-Feier prägte: „Wir in der SG erziehen keine Sieger, wir erziehen Menschen!“

Zur 50-Jahr-Feier seiner „Vereins-Familie“ freute sich Kilb unter anderem, den Europa-Abgeordneten Michael Gahler, Landrat Michael Cyriax, Bürgermeisterin und Schirmherrin Antje Köster, Bezirksdekan Klaus Waldeck, den Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Hermann-Josef Häb und viele Vertreter aus Verbänden, Vereinen, Politik und Wirtschaft begrüßen zu können. Hermann-Josef Häb überbrachte in seiner Ansprache die Grüße des gesamten Pfarrgemeinderates der Gemeinde St. Martinus und gratulierte der SG zum „50. Geburtstag“. Dabei würdigte er die lange Zeit, die vielen sportlichen Leistungen und die vielen errungenen Erfolge des Vereins. Besonders beglückwünschte er die SG zur gelungenen Integration von Flüchtlingen und Menschen anderer Konfessionen. Unter Beifall überreichte er dem Co-Vorsitzenden der SG DJK, Dr. Axel Breuckmann, schmunzelnd einen Umschlag mit dem Hinweis, der Inhalt könne sicher bei der Bewältigung des Jubiläumsprogrammes helfen.

„Den Gründungsmitgliedern gebührt ganz besonderer Dank dafür, dass sie die SG DJK 1966 aus der Taufe gehoben haben“, meinte Bürgermeisterin Antje Köster in ihrer Laudatio. „Wir freuen uns in Hattersheim über diesen Verein mit seinen mehr als 930 Mitgliedern und den vielen Sparten, der für alle da ist.“ Dass die SG DJK als „starker und bunter“ Verein sich ihren großen Zielen immer noch mit Leidenschaft widme, darauf dürften die Mitglieder und Gründer heute stolz sein. Köster erinnerte an die großen „Farbwerksturniere“ mit bis zu 50 Mannschaften, in denen Stars wie Andreas Möller – der spätere Fußball-Europa- und Weltmeister – auf Hattersheimer Boden spielten. „Da könnte man schon fast sagen, bei uns auf der roten Erde hat er sich den letzten Schliff geholt“, meinte sie schmunzelnd und unter lachender Zustimmung der Gäste. Auch die Rivalität zwischen den Fußballmannschaften des SV Hattersheim und der SG holte sie noch einmal ins Gedächtnis zurück. „Damals gab es Derbys von ganz besonderer Brisanz, etwa 1991, als 500 Zuschauer im Sportpark hier dabei waren. Damals wurde die SG zum fünften Mal in Folge Sieger.“ Der SV Hattersheim habe sich vor einigen Jahren auflösen müssen – die SG gebe es immer noch, denn „Martin Grasse und Axel Breuckmann haben ihren Verein auf einen zukunftsfähigen, guten Weg gebracht.“ Dass der Verein viel in die Kinder- und Jugendarbeit investiere, sei der richtige Weg. „Die Kinder brennen für den Verein“, lobte Köster, „aber die SG ist für alle Altersklassen da, hier kann sich jeder wiederfinden, und auch Menschen mit Migrationshintergrund finden hier Familie. Die SG hat Mitglieder aus 15 Nationen – das ist gelebte Integration“, stellte die Bürgermeisterin fest. „Die unkomplizierten Gespräche, als es darum ging, die Sporthalle für Flüchtlinge frei vom Trainingsbetrieb zu halten, haben sich in meinem Gedächtnis eingeprägt. Sie sind alle einfach klasse! Machen sie weiter so!“ Zwar hatte Antje Köster aus aktuellem Anlass einen Original-EM-Fußball als kleines Geschenk mitgebracht, darüber hinaus hatte sie aber auch ihr auf dem Neujahrsempfang gegebenes Versprechen gehalten: von der Stadt erhält der Verein ein Jubiläumsgeschenk in „Gründungsjahr-Höhe“ von 1.966 Euro – und die sogar aufgerundet auf 2.000 Euro.

Auch Landrat Michael Cyriax ist sich sicher, dass Hattersheim der SG DJK viel zu verdanken hat. „Dieser Verein fungiert nicht nur als „Familie“, er ruht auch auf dem guten Geist eines christlichen Fundamentes. Als Familie hält man zusammen und steht man zusammen. Es ist wichtig, in Zeiten der Verunsicherung eine Scholle zu haben, an der man festhalten kann und die einem Zuversicht gibt“, führte er aus und dankte dem Vorstand, den Übungsleitern und allen Helfern für ihre großartige Arbeit. Neben der Aussicht auf ein Geldpräsent des Kreises – ebenfalls 2.000 Euro – hatte er auch zwei Landesehrenbriefe für die Vereinskassiererin Monika Hilse und den Co-Vorsitzenden Dr. Axel Breuckmann mitgebracht. Dass er wusste, dass Hilse eine Vorliebe für „Santiago“ hat und Breuckmann immer noch den Vereinsrekord im Weitwurf hält, sorgte für Heiterkeit unter den Gästen. Zumal der Vorsitzende sich nicht zurückhalten konnte, noch einmal die Arme in gespielter jungenhafter Siegerpose in die Höhe zu werfen, als er daran erinnert wurde. Hilse leitet seit dem Jahr 1987 die Abteilung Frauenfitness der SG DJK, im Jahr 2000 wurde sie zur Kassiererin des Vereins gewählt. Breuckmann kam über die Leichtathletik zum Fußball in der SG. Schon 1987 begann er, sich als Jugendleiter im Verein zu engagieren und seit 2007 hat er nun schon als Co-Vorsitzender Verantwortung übernommen. Breuckmann gab die Ehrungen gerne an seine Vorstandskollegen und an alle Mitglieder für ihr besonderes Engagement im Verein weiter. 

Rückblick in Bildern
Unterstützt durch eine Auswahl von Bildern aus „alten Zeiten“ lud nach dieser Ehrung Gründungsmitglied Hans Schweikart, der von 1984 bis 1994 Vorsitzender der SG DJK war, die Gäste zu einem Streifzug durch 50 Jahre Vereinsgeschichte ein – die für ihn mit Erinnerungen an „schöne Zeiten im Café Ziegler“ und an „Fußball der katholischen Jugend mit den Seminaristen“ anfängt. „Dabei standen damals die fußballerischen Leistungen der Seminaristen oft in krassem Gegensatz zum Verständnis von Fairplay“, erzählte er schmunzelnd, „aber es gab hinterher immer eine große Entschuldigung. Auch an die Kolping-Familie erinnere ich mich als an kampferprobte Spieler.“ Diese sportliche Betätigung jedenfalls brachte ihn und seine „Mitsportler“ auf den Gedanken, einen Fußballverein zu gründen, denn einige von ihnen hätten gerne in der Amateurliga gespielt. Eine Chance für diese Fußballer, in eine Mannschaft des SV Hattersheim aufgenommen zu werden, bestand jedoch nicht. Damals waren noch keine Auswechselspieler in einem Team vorgesehen. Auch die Vereinsjugend in Gestalt von Leonie Siebert aus der Jugendlichen-Abteilung der Leichtathletik hatte sich mit der Vereinshistorie beschäftigt und eine unterhaltsame Foto-Show mit Bildern von 1966 bis 2016 zusammengestellt, die verschiedenen Gästen mit ihrem schönen Wiedererkennungseffekt immer wieder zum Lachen brachte. 

Heute Zeitgemäß aufgestellt
Einmal in der Gegenwart angekommen, verglich Dr. Axel Breuckmann den Verein in seiner heutigen Größe vom Verwaltungsaufwand her mit einem mittelständischen Unternehmen. „Die Vorstandsarbeit ist heute in etwa mit einer Manager-Tätigkeit gleichzusetzen“, meinte Breuckmann, „heute ist ein Verein ein Dienstleistungsunternehmen, dem man mit Anspruchsdenken gegenüber tritt. Es wird erwartet, dass ein Verein etwas bietet.“ Obwohl die SG DJK ihren Ursprung in der katholischen Kirche hat und ihre Gründungsmitglieder Gemeindemitglieder waren, ist im Verein heute eine bunte Vielfalt von Religionen und Nationen vertreten. Und obwohl der Verein als Breitensportverein angefangen hat, ist er heute auch ein Leistungssportverein, in dem schon viele Titel bis hin zum Weltmeister errungen worden sind. „Aus dem Underdog SG DJK sind wir hier in Hattersheim zur Nummer 1 geworden. Die Konkurrenz ist nicht mehr da, das sehen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, resümierte der Co-Vorsitzende, „aber die Asche auf dem Sportplatz ist immer noch die Asche auf dem Sportplatz, und die Asche anbeten, das machen wir immer noch mehrmals die Woche, das wird auch so bleiben! Der Geist der SG DJK hat sich nicht verändert, die Gründungsmitglieder haben diesen Geist konsequent gelebt und sie waren immer Vorbilder, die uns gezeigt haben, was dieser Geist entfachen kann. Wir werden versuchen, das an die nächsten Generationen weiter zu geben.“

Der Vorsitzende des Sportkreises Main-Taunus und Vertreter des Landessportbundes Hessen, Hans Böhl, würdigte in seinem Grußwort die SG DJK als sehr aktiven Verein im Main-Taunus-Kreis, bei dem die „christliche Klammer“ für besonderen Zusammenhalt sorge. Da der große Verein im letzten Jahr 130 Sportabzeichen abgenommen habe, habe sich der Vorstand seines Verbandes überlegt, dieses zu unterstützen. Er wird die nächsten fünf Jahre die Lizenz für die entsprechende Software bezahlen. So ist auch bei der Auswertung der Sportabzeichen die SG DJK in der Gegenwart angekommen.

Nachdem die Festkommers-Gäste sich schon während der Veranstaltung an den rockigen und jazzigen Klavierklängen von Fabian Besso erfreuen konnten, hielt der Abschluss des Abends noch einen Augenschmaus für alle bereit: Keiko Schmitt von „Tanzlicht K“ aus Frankfurt entführte alle mit ihrer LED- und Schwarzlichtperformance „Kontrast“ in eine fantastische Welt aus Licht und Bewegung. Gut gestärkt von einem reichhaltigen Fingerfood-Buffet endete der Abend für viele der Gäste in netten Gesprächen, sicher oft geprägt von Erinnerungen an vergangene Zeiten.

 

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