Spaziergang an der Zonengrenze

Angst vor noch mehr Fluglärm – Bürger sind von Fraport-Informationspolitik enttäuscht

EDDERSHEIM (ak) – Anlässlich des „Tags des Lärms“ am 25. April lud die Hattersheimer Ruhebeauftragte Joy Hensel für den Samstag, 28. April, zu einem Spaziergang entlang der Grenzen der „Lärmschutz-Zone“ des Frankfurter Flughafens nach Eddersheim ein. 

 

Entlang dieser Grenze entscheidet es sich, ob die Anwohner Anspruch auf Entschädigung für vorzunehmende „passive“ Lärmschutzmaßnahmen haben oder nicht.
Dabei spielt es auf dem Papier keine Rolle, dass sich der Lärm von den in fast greifbarer Nähe landenden Flugzeugen gar nicht immer genau an diese „Grenze“ hält, sondern sich tagsüber genauso ungeniert darüber hinweg ausbreitet wie der nächtliche bloße „Bodenlärm“. Die beim Spaziergang mitgeführten Lärm-Messgeräte bestätigten das, was man auch so gut hört: einen Meter jenseits der „Grenze“ ist es noch ebenso laut. Joy Hensel bekräftigte auf der kleinen Runde durch Eddersheim immer wieder, dass sie es für nicht zumutbar halte, dass seit der Planung des Flughafens kein „Monitoring“, keine Überwachung des nun wirklich auftretenden Lärmes, durchgeführt werde. „Alle diese Werte, welche diese Zonen ausweisen, sind nur in der Planung vorgelegt worden, ob sich die Lärmwerte nun in der Praxis eventuell anders darstellen, wurde nicht noch einmal geprüft oder wird gar überwacht. Wie oft die in der Planung genannten Höchstwerte gerissen werden, wird nicht offiziell festgestellt.“ Besonders in Bezug auf den sogenannten „Bodenlärm“ vermutet sie, dass möglicherweise völlig unzulässige Werte vorliegen könnten, immerhin würden bei ihr, seitdem der Wald für die neue Landebahn gefällt wurde, vermehrt Beschwerden über nächtlichen Bodenlärm eintreffen. Dieser Lärm, der hauptsächlich durch Antriebs- und Rollgeräusche der Flugzeuge bei der Bewegung zu ihren Parkpositionen verursacht wird, ist nun oft sogar bis nach Kriftel als „diffuses Grollen“ zu hören, näher am Flughafen in Okriftel sogar manchmal zu spüren. Ob dabei tatsächlich niemals eine „Schub-Umkehr größer als Leerlauf“ zum Einsatz kommt und ob tatsächlich alle Triebwerks-Probeläufe nur noch bei der Wartungshalle des Flughafens stattfinden, daran hat Joy Hensel so ihre Zweifel. 
Eine Art „Selbstkontrolle“ am Flughafen scheint es nicht zu geben. Dabei ist interessant, dass an anderen Flughäfen in Deutschland die Lärm-Höchstgrenzen für Bodenlärm weit niedriger angesetzt sind als bei Fraport, wo 53 Dezibel nicht überschritten werden sollen: in Berlin-Schönefeld ist eine Obergrenze von 47 Dezibel, in Halle sogar von nur 45 Dezibel maßgeblich. Wäre dieser vom Flughafen in der Nacht ausgehende Lärm noch als „Gewerbelärm“ einzuordnen, dürfte er gar 35 Dezibel nicht überschreiten – durch die „Anerkennung“ von Bodenlärm im Fluglärmschutzgesetz wurde daher die Situation der unter dem Lärm leidenden Menschen sogar verschlechtert. Anders als in Bezug auf die Entschädigung von Gewerbebetrieben wurde über Bodenlärm in Leipzig nicht gesprochen, zu wenig Kläger hatten dagegen geklagt. Für Gewerbetreibende gibt es allerdings Hoffnung: „Eventuell müssen Gewerbetreibende nun doch auch entschädigt werden – gerade auch hier in Hattersheim gibt es ja viele Betriebe, in denen auch anspruchsvolle Tätigkeiten ausgeübt werden. Das Leipziger Gericht vertrat die Ansicht, der Entschädigungsanspruch der Gewerbebetriebe müsse individuell nachgebessert werden“, erklärte die Ruhebeauftragte auf dem Spaziergang. 
Immer wieder wenden sich die Blicke der kleinen Gruppe nach oben, Flugzeuge fliegen mal mehr, mal weniger direkt über ihnen die neue Landebahn an. „Die fliegen mittlerweile wie sie wollen“, ärgert sich Werner Schuster. „Über ganz Eddersheim befindet sich der ausgewiesene sogenannte Anflug-Korridor, die darin befindliche schmale Ideal-Linie, die für uns den wenigsten Lärm verursacht, nehmen keineswegs alle!“ Konsequenzen hat das – außer für die lärmgeplagten Anwohner – für niemanden, wenn Flugzeuge von der Ideal-Linie abweichen. „Wie wird das erst werden, wenn die dicken Brummer dann auch hier fliegen dürfen?“, fragt sich Schuster mit düsterem Blick in die Zukunft. Er hatte schon am Morgen dem Info-Mobil der Fraport, welches zufällig am gleichen Tag in Eddersheimern Station machte, einen Besuch abgestattet und war, wie einige andere Informationen Suchende dort, frustriert und enttäuscht. „Viel mehr als Hochglanz-Prospekte, Anstecker, Kugelschreiber und Mützen haben die uns nicht zu bieten – und ich setze doch keine Fraport-Mütze auf und laufe auch noch Werbung für den Flughafen!“ Auch andere Spaziergangsteilnehmer berichteten davon, dass am Info-Mobil zum Teil hitzige Diskussionen zustandegekommen seien – zum Beispiel, weil die Mitarbeiter der Fraport oft als „Information“ lediglich die Verbreitung von Floskeln wie „Lärm wird von verschiedenen Menschen verschieden wahrgenommen“ angeboten hätten. „Man hatte den Eindruck, die Besucher des Info-Mobils kannten sich mit dem Problem Fluglärm doch weit besser aus, als die angeblich geschulten Fraport-Mitarbeiter“, war die einhellige Meinung. 
Das Schlusswort des Spazierganges hatte Werner Schuster: „Man kann die betroffenen Anwohner nur animieren, animieren und nochmal animieren, sich zu wehren, damit – wenn schon kaum Aussicht auf eine Schließung der neuen Landebahn besteht – wenigstens der Flugbetrieb bei Fraport mit dem jetzigen Stand gedeckelt wird. Geht zu den Montags-Demos und beteiligt euch an Protesten, wenn die Flugbewegungen, wie von Fraport geplant, noch einmal fast verdoppelt werden, wird alles nur noch viel schlimmer hier!“ Bei vielen der Spaziergangs-Teilnehmer ist der Leidensdruck durch die Lärm- und Schmutzbelästigung, die der Flugbetrieb jetzt schon mit sich bringt, offensichtlich so groß, dass es keiner weiteren „Animation“ mehr bedarf. „Ich war und bin bei jeder Montags-Demo dabei“, entgegnet ihm eine Okriftelerin.
Vor der Flettner-Villa traf sich die Gruppe der Teilnehmer am „Lärmspa
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