Nur noch wenige Tage bis zum Start

Euroradler nehmen sich in diesem Jahr Island, die Insel aus Feuer und Eis, vor

 

MAINSPITZE (pm/tw) – Zwanzig Jahre „Euroradler“ ist auf den Wind- und Regenjacken zu lesen, die man seit einigen Tagen in der Mainspitze sieht. Eigentlich haben die Radler dabei ein Jahr unterschlagen, denn los ging es bereits 1992, als man sich im Mai auf den Weg in die polnische Partnerstadt von Bischofsheim, Dzierzoniow, machte. Was damals noch eher wie ein sportlicher Familienausflug aussah, ist mittlerweile zu einer sportlichen Höchstleistung geworden.
 

 

Natürlich liegen in diesen zwei Jahrzehnten viele Entwicklungsschritte. Crewe and Nantwich in England, Macon in Frankreich – diese beiden Touren 1993 und 1994 hatten noch etwas mit den Städtepartnerschaften zu tun. Aber schon 1995 wagten sich die Radler aus Bischofsheim und Umgebung an ein nicht mehr ganz so einfaches Ziel: Tallinn in Estland. Die jungen Nationen im Baltikum hatten das Interesse geweckt und dazu gehörte natürlich auch die Strecke durch das ehemalige Ostpreußen.
Dublin in Irland, Lissabon, Jalta in der Ukraine, Moskau, das Nordkap und Palermo auf Sizilien, Istanbul und zuletzt die Halbinsel Peloponnes in Griechenland – kein europäisches Ziel war zu weit, kein Pass zu hoch und kein Land zu unbedeutend. Das Timmelsjoch mit meterhohen Schneemauern an den Straßenrändern, die verschneiten Pyrenäen, der Albula in den Schweizer Alpen oder die Karpaten in Rumänien. Manchmal dauerte eine Bergfahrt etwas länger, manchmal zehrte ein Grenzaufenthalt – wie in Moldawien – gehörig an den Nerven: aber immer sind sie angekommen, wenn auch manchmal etwas später.
Jetzt stehen die „Euroradler“ vor einer neuen Herausforderung. Am kommenden Donnerstag, 30. Mai, starten sie um sechs Uhr in der Früh in Bischofsheim. Über Hochheim und Delkenheim führt sie der Weg in den Taunus nach Wehrheim. Wenn an diesem Feiertag viele Hobbyradler das Bett mit dem Frühstückstisch tauschen, haben die gut zwanzig Radlerinnen und Radler aus der Mainspitze schon fast 50 Kilometer in den Beinen und gönnen sich eine erste Rast. Jetzt geht es nach Mittelhessen, über Gießen und Marburg bis in den Burgwald. Südlich von Frankenberg ist dann erst einmal „Endstation“. 144 Kilometer sollten dann auf dem Tacho stehen und der erste von dreißig Tagen geschafft sein. Dafür warten dann abends nicht nur „alternative Betten“ im Heuhotel, sondern auch Kartoffelklöße mit Wildgulasch. 
Paderborn, Zewen, Stolzenau sind die weiteren Etappenziele auf dem Weg nach Norden. Südlich von Bremen führt der Weg der Radlergruppe zur Elbe und weiter nach Schleswig-Holstein und Dänemark. Über Tonder in Südjütland geht es bis an die Nordspitze der Halbinsel, nach Hirtshals. Dort, nach fast 1400 Kilometern, gibt es den ersten großen Wechsel. Fünf Radler steigen aus und fahren mit der Eisenbahn zurück. Die Urlaubsplanung oder die Familie haben bei solchen Entscheidungen immer ein ausschlaggebendes Wort mitzureden. Dafür kommen fünf andere Radler und Radlerinnen dazu. Mit der Fähre geht es dann nach Island. Zwei Tage auf dem Schiff sollten ausreichen um wieder Kondition zu tanken, wenn es in Seydisfjördur von Bord geht.
Gleich nach der Ankunft wartet dann die erste Prüfung. Auf zehn Kilometern steigt die Straße von Seehöhe bis auf 650 Meter an – bei dem zu erwartenden Gegenwind die richtige Einstimmung auf die kommenden Tage. Djupivour, Brunnholl oder Kirkjub, an die Namen ihrer abendlichen Stationen müssen die „Euroradler“ sich erst noch gewöhnen, Strecken bis zu 200 Kilometern kennen sie dafür aber schon. Dafür liegt dann in Reykjavik ein absoluter Entspannungstag vor ihnen. In der „Blauen Lagune“ können sie sich die Kraft für die „Pistenfahrt“ holen. Straßen ohne Befestigung, Übernachtungen in Hütten – Abenteuer pur. Island ist aber mehr: Geothermie und Vulkane, Gletscher und atemberaubende Landschaften – schon beim Planen war die Lust zum Fahren förmlich zu spüren und jetzt sind Trainingstouren in Rheinhessen auch kein Ersatz mehr.
Wenn alles gut geht, dann sind die „Euroradler“ am 30. Juni wieder in Bischofsheim und haben bestimmt viel zu erzählen. Was sie aber auf jeden Fall tun werden: ihre Informationen nicht für sich behalten. Am 6. Dezember gibt es in der Bischofsheimer „Ratsstube“ einen ganz besonderen Nikolausabend: einen mit Bildern und Geschichten aus Island. Wer solange nicht warten möchte, der kann während der Tour (fast) live dabei sein. Jeden Abend ab 20 oder 21 Uhr (Achtung: Zeitumstellung in Island beachten) gibt es ein „Tagesblog“ der Radlergruppe. Auf www.euroradler.de findet man dann die Geschichte und das Bild des Tages – und wer möchte kann dies sogar kommentieren.
Nach 1400 Kilometern an die Nordspitze Dänemarks fängt das Abenteuer erst an: Die Euroradler brechen kommende Woche zu einer großen Island-Tour auf.?(Foto: privat)
Das Sternenbild wächst: Die bisherigen Touren der Euroradler im Überblick.
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