Gedenkschild soll an Synagoge erinnern

Bürgermeisterin Ulrike Steinbach will deutlichen ung der Bischofsheimer JudenHinweis auf Verfolg

 

BISCHOFSHEIM (gus) – Einen festen Eintrag im Bischofsheimer Kalender hat das Datum 9. November. Dieser, in der Geschichte Deutschlands in manchen Zusammenhängen markante Tag, ist für den Gemeindevorstand jährlich Anlass daran zu erinnern, dass auch im eher beschaulichen Bischofsheim einst kräftig mitgemischt wurde bei der Durchdringung der Gesellschaft mit dem nationalsozialistischen Ungeist.
Deutschland gedenkt am 9. November seit nunmehr 22 Jahren dem Fall der Berliner Mauer. In Bischofsheim ist das Interesse präsent, daneben das andere, negative geschichtliche Datum nicht zu vergessen: die Pogrome gegen Juden, die mit dem Schwerpunkt des Abends des 9. Novembers 1938 den Beginn der systematischen Judenvertreibung und -verfolgung im Reich kennzeichnen, und die letztlich in einer beispiellosen Mordmaschinerie in den Konzentrationslagern münden sollten.
Erstmals war es am Donnerstagabend (10.) vergangener Woche an Ulrike Steinbach, als Bürgermeisterin das Gedenktreffen am Marienplatz in der Hochheimer Straße zu leiten. Der dortige Gedenkstein erinnert an den Abtransport der letzten Juden aus dem Dorf im Jahr 1942, der in die Vernichtungslager führte. Aber schon die Pogromnacht ist für Steinbach „einer der schwärzesten Tage in der deutschen Geschichte“, der eben nicht nur in Berlin stattfand.
Wie stark die Pogromnacht auch in Bischofsheim zu spüren war, ist nicht detailliert bekannt, aber sie fand laut Zeugenaussagen statt. Unmittelbar vor der Reichspogromnacht wollte eine Frau das Synagogengebäude in der Frankfurter Straße kaufen. Denn obwohl zu dem Zeitpunkt noch ein paar wenige jüdische Familien in Bischofsheim lebten, war die jüdische Gemeinde durch Flucht und Abwanderung längst so ausgedünnt, dass die Synagoge „nicht mehr unterhalten werden konnte“.
In der Nacht zum 10. November sorgte ein SA-Trupp aus dem Landkreis dafür, dass die Bischofsheimer Synagoge bei den Pogromen nicht vergessen wurde. Laut Augenzeugenberichten gingen die Fensterscheiben zu Bruch, die Inneneinrichtung samt der alten Thorarollen wurde zerstört. Der Besitzerwechsel war laut einer Zeitungsmeldung bereits am 12. November vollzogen.
Der Gemeinde ist es bis heute nicht gelungen, den heutigen Eigentümer des Hauses, das eine Gaststätte beherbergt, davon zu überzeugen, dass ein Gedenkstein an der Fassade an die Vergangenheit des Gebäudes erinnern soll.
So definierte Steinbach es als Aufgabe, „mit einem würdigeren Gedenkschild an oder vor der ehemaligen Synagoge an das jüdische Leben in Bischofsheim, das jüdische Gotteshaus und an die Pogromnacht 1938 zu erinnern“. Als Ziel setzt sie sich dafür das Jahr 2013, den 75. Jahrestag des Vorfalls.
Die rege Beteiligung aus der Bischofsheimer Politik an der Gedenkveranstaltung – der Gemeindevorstand und alle Fraktionen des Parlamentes waren vertreten – lässt hoffen, dass dieses Ziel geschlossen angegangen werden wird. Karin Wehner vom Gemeindevorstand beendete das Treffen mit dem Zitieren eines nachdenklichen Gedichtes.
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