Mehr als nur ein alter Stützpfeiler

FW Gigu möchte durch Hinweis am Luftschutzbunker in der Landdammstraße an Luftangriff von 1945 erinnern

Als Stützpfeiler des längst verlassenen MAN-Verwaltungsgebäudes leistete der Luftschutzbunker in der Gustavsburger Landdammstraße nach dem Zweiten Weltkrieg wertvolle Dienste. Ob an ihm oder in seinem Umfeld künftig an die Ereignisse des 27. Februar 1945 erinnert werden soll, blieb nach der Sitzungsrunde der städtischen Gremien offen, weil die Freien Wähler ihren Antrag nach Bedenken der anderen Fraktionen überarbeiten wollen.?(gus/Fotos: Steinacker)

 

GUSTAVSBURG (pm) – Es ist in seinem Grau ein recht gewaltiger, aber stark umwucherter Betonkubus, der den Passanten in der Landdammstraße in die Augen fällt, wenn sie sich die Bausubstanz des ehemaligen MAN-Verwaltungstraktes genauer anschauen. Ein Antrag der Freien Wähler befasste sich in der abgeschlossenen Sitzungsrunde der Stadtverordnetenversammlung mit dem Gebilde, das durch eine Gedenktafel, so der Vorschlag, in seiner ursprünglichen Funktion stärker in das Bewusstsein der Gustavsburger geholt werden sollte.

 

Denn nicht, dass der längst leer stehende ehemalige Bürotrakt hinter dem heutigen TIGZ-Gebäude an seinem westlichen Ende auf dem Betonbauwerk aufgestützt liegt und damit eine originelle bauliche Lösung präsentiert, interessiert die FW Gigu bei ihrem Vorstoß. Der Kubus ist vielmehr ein Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der einzige, über den der Ort damals verfügte und das einzige Bauwerk, das bis heute direkt an die Ereignisse des 27. Februars 1945 erinnert.
An jenem Dienstagnachmittag warfen britische Kampfflieger ihre vernichtenden Bomben auf Mainz und zerstörten 80 Prozent der Innenstadt. Aber bei solchen Abwürfen landen manche Bomben nicht dort, wo sie hin sollen. Auch in Gustavsburg kamen vier Bürger ums Leben, als sie versuchten den Luftschutzbunker zu erreichen.
In der Diskussion des Antrags wurde deutlich, dass die Idee den anderen Fraktionen noch etwas zu unausgegoren ist und deshalb zurückgestellt werden sollte, womit die Freien Wähler sich dann auch einverstanden erklärten. Da wäre, wie Bürgermeister Richard von Neumann erläuterte, erst einmal der Fakt, dass der Bunker nicht im städtischen Besitz ist sondern der TIGZ GmbH gehört. „Die Verwaltung würde bei einem entsprechenden Beschluss aber prüfen, wie er umgesetzt werden kann.“ 
In der jetzigen Situation, ohne entsprechende Pflege des Umfeldes und des Bunkers selbst, ist die Anlage den Bürgern wohl kaum als Gedenkstätte nahezubringen, ist auch Marufke klar. In welcher Form das Gedenken ermöglicht werde, ob durch die im Antrag genannte Erinnerungstafel oder in anderer Form, halte seine Fraktion offen, erläuterte der Fraktionschef. „Es wäre auch ein Schild an der Straße denkbar.“
Besonders von den Grünen kamen allerdings Bedenken, ob eine Tafel zeitgemäß wäre, die ausschließlich den Zweck haben soll, auf die Gustavsburger Opfer des Luftangriffs hinzuweisen. Claus Rethorn sah die Stadt nicht als geforderten Akteur für ein Gedenken, da es sich bei dem Vorfall in Gustavsburg um kein Ereignis handelte, das aus dem allgemeinen Kriegsgeschehen hervorsteche.
„Wir brauchen keine Erika-Steinbach-Diskussion“, lautet die Befürchtung von Carsten Nickel (SPD), dass das Gedenken in der vorgeschlagenen Form einen falschen Unterton bekommen könnte. „Auf solch einer Tafel müsste auf die Ursachen des II. Weltkrieges hingewiesen werden“, betonte er.
Wer gedenken wolle, müsse dies zudem nicht immer über eine Tafel tun, „es könnte auch eine Broschüre erstellt oder eine Veranstaltung mit Zeitzeugen organisiert werden“, betonte Benjamin Weiß (Grüne). Marufke stellte klar, dass für seine Fraktion viele Möglichkeiten denkbar wären, den Zweck des Antrags umzusetzen. In überarbeiteter Form will die Fraktion ihren Vorstoß nun im März erneut in die Sitzungsrunde einbringen.

 

 

 

 

Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)


X