Tosende Beifalls-Raketen in der Goldbornhalle

Gesangverein Harmonie Wicker präsentierte einen gelungenen Einstieg in die karnevalistische Saison

Als „Indianer“ kam das Mini-Ballett der Harmonie Wicker in diesem Jahr auf die Bühne.    ?(Fotos: A. Kreusch)

 

WICKER (ak) – Durch einen rundum gelungenen, überaus stimmungsgeladenen und wie immer humoristisch einfallsreichen Fastnachtsabend beim MGV Harmonie Wicker am letzten Freitag, 23. Januar in der Wickerer Goldbornhalle, führten auch in diesem Jahr wieder Tanja Duchmann und Frank Haindl mit wunderbar auf die einzelnen Nummer abgestimmten Kostümen und Moderationen.

 

Frank Haindl war als „Ausscheller“ auch der „Eisbrecher“ zu Beginn des vierzehn Nummern umfassenden Programmes. Und er bewies gleich, wie gut die Männer der Harmonie singen können: sein „Weine nicht, Argentinien“, witzig umgetextet zur Fußball-WM, klang beeindruckend melodisch durch die gut gefüllte Halle. Dass man sich in Wicker nicht nur um sich selbst – in dem Fall als „einheimische“ Nutzer des „Tores zum Rheingau“ – kümmert, sondern auch durchaus über den Tellerrand nach Korea, Thüringen, Griechenland, zu Terroristen, zu Flüchtlingen und überhaupt ins ganze Weltgeschehen schaut, machte er perfekt gereimt klar. Nicht in seinen Reim passte allerdings „Pegida“ – die Abkürzung, die zurzeit solche Schlagzeilen macht und die seiner Ansicht nach für „Panische Europäer gegen die Intellektualisierung des Abendlandes“ steht. „Werdet nicht der Rechten Beute!“, fordert er die Wickerer und Flörsheimer auf, denn: „Und falls sie mal kommt – eine „Flögida“ hab‘ ich nicht gewollt!“
Zum bekannten sehnsuchtsvollen „Winnetou-Ohrwurm“ marschierte nach der Verabschiedung des „Ausschellers“ mit einer wohlverdienten Rakete das „Mini-Ballett“ der Harmonie als „Die Töchter des Falken“ mit Lichtern in den Händen in den abgedunkelten Saal. Die federngeschmückten Mädchen bewiesen mit großem Elan und Eifer, dass Indianer auch zu moderner Musik bestens tanzen können.
„Frau Hickser hat ein neues Telefon“ erklärte Luzia Platt zu Anfang ihres amüsanten Zwiegespräches mit sich selbst als „telefongestresste Hausfrau Erna Hickser“ und zahlreichen verschiedenen Anrufern, vom italienischen Gemüsehändler bis zum bayrischen Getränkevertrieb – die alle nervenaufreibend auskosteten, dass „Frau Hickser“ nun rund um die Uhr bestens telefonisch zu erreichen ist. Ihr Resümee „ich krieh noch en Knall“ und der Rat an die penetranten Anrufer: „Ei schwätze Se doch mit ihrm Frisör!“ brachte ihr viel vergnügtes Gelächter und großen Beifall ein. Mit einem glitzernden außerirdischen „Space“-Tanz verdiente sich anschließend das Nachwuchs-Ballett der Harmonie immerhin drei Raketen – wenn das nicht für das Talent der jungen Tänzerinnen spricht!
Gunther Raupach aus Heidenroth, schon seit einigen Jahren ein gern gesehener Gast auf der Sitzung der Harmonie in Wicker, kam in diesem Jahr als „Beziehungsjubilar“ auf die Bühne. Der auch aus dem Fernsehen bekannte Comedian berichtete davon, nun schon „zwei mal elf Jahre“ verheiratet zu sein. „Ei so viel kriehste nit für e Kapitalverbreche!“, zog er Bilanz und nahm die lange Zeit zum Anlass, über das Zusammenleben mit Frauen, über aus dem Kühlschrank verschwundenen Handkäs, über die Wahrheit sowie über (pubertierende) Kinder urkomisch emotionsgeladen und für das Publikum durchaus nachvollziehbar zu philosophieren. Das brachte ihm auch in diesem Jahr wieder rauschende Beifalls-Raketen ein!
Eine ganze „Helene Fischer Show“ hatte die Singspielgruppe der Harmonie für diese Karnevalssaison einstudiert. Bei ihr trafen sich „Heino“, „Conchita Wurst“ und „Grönemeyer“ (die „Curryfäe aus dem Ruhrgebiet“) mit Olaf Schubert und sogar einer „Zauberkünstlerin“ vor einer ganzen Reihe strahlender und glamouröser Backgroundsängerinnen mit „Helene Fischer“ in der Goldbornhalle – sie alle brachten mit Gags, Gesang und Tanz das Publikum zum Toben.
Mit der Aufschrift „Heinz inside“ wies schon das T-Shirt von „Muttersöhnchen“ Frank Böhme auf das Thema seines Vortrages hin: er versuchte sich in letzter Zeit beim „Wassersport“ im Internet. Welche „Abenteuer“ er dabei zu bestehen hatte und wie es dazu kam, dass am Ende seiner „Reise“ als „Gigolo“ zu „www.besserspätalsnie.de“ doch wieder „Mutti“ (diesmal als „Zauberfee“) vor ihm stand, strapazierte die Lachmuskeln des Wickerer Publikums ziemlich.
Eine südamerikanische Explosion der Lebensfreude brachte das Harmonie-Ballett mit seiner „Latin-Party“ in den Saal und auf die Bühne in Wicker. Mit einer abwechslungsreichen Show mit tollen Paartanz- und Gruppenchoreografien begeisterten die Tänzerinnen und Tänzer mit großer Tanzfreude, viel Rhythmus und erstaunlicher Kondition – sehr zur Freude der Zuschauer im Saal, die gerne mitklatschten.
Als „Berichterstatter aus Rom“ wurde der Flörsheimer Pfarrer Sascha Jung von „Engelchen“ Frank Haindl und „Teufelchen“ Tanja Duchmann dem Publikum angekündigt – und in der Tat wäre vielleicht so manches „Engelchen“ scheinheilig empört und so manches „Teufelchen“ sehr entzückt vom verschmitzten und gewitzten Vortrag des allen in der Stadt wohlbekannten Geistlichen in ungewohnter bunter „Montur“ als „musikalischer Clown“ gewesen. Dass er dabei nicht nur die katholische Kirche, die „Christen mit Reformationshintergrund“ und auch sich selbst wunderbar „auf die Schippe“ nahm, brachte ihm einmal mehr Anerkennung und natürlich großen Beifall ein. So „berichtete“ er aus dem Vatikan, dort habe man nun eine neue „Dreifaltigkeit“ entdeckt: „Liebe, Sex und Zärtlichkeit“, allerdings täten sich die Bischöfe dort schwer damit: „Da wollen nun Leute die Spielregeln machen, die selbst gar nicht mitspielen dürfen!“ Deshalb habe man ihn, als den „womanizer von Flörsheim“ gebeten, sich der Sache mal anzunehmen. Seine humorvollen Ausführungen zu Nonnen und Mönchen, zu „Zölibats-Wochenenden“, zur „Kirchenspaltung“, zum „Karnickel-Ausspruch“ des Papstes und zu den „Kois von Tebartz“ ergänzte er mit leicht abgewandelten Liedern wie „So ein Mann, so ein Mann“, „Macho macho“ und „Sollt ich im Leben ein Mädel mal frein – dann muss es in Wicker geboren sein!“ Das Publikum in der Goldbornhalle lachte buchstäblich Tränen, als Pfarrer Sascha Jung mit ungerührter Miene und von den erstaunten Aufschreien im Publikum offenbar völlig unbeeindruckt ganz leicht und äußerst witzig über eigentlich ja ganz menschliche Selbstverständlichkeiten wie Orgasmus, G-Punkt und Koitus interruptus plauderte. So konnten die Moderatoren dem „beliebtesten Pfarrer zwischen Limburg und Rom“ guten Gewissens „weissagen“, er habe sicher bald bei seinen Predigten ein genauso begeistertes Publikum wie an diesem Abend in Wicker.
Das Männerballett der Harmonie Wicker ist nicht nur für seine zahlenmäßige Stärke –18 Männer jeden Alters tanzen hier mit!-, sondern auch für seine ausgefallenen und witzigen Choreografien bekannt. In diesem Jahr erfreute es das Sitzungspublikum mit einer fulminant-barocken, temperamentvollen Augenweide als „Herzensbrecher von Wicker mit Casanova“ zu moderner Musik.
Als „Bodenpflegerin“ mit sächsischem Zungenschlag rockte Martina Focheux zu später Stunde noch das Wickerer Publikum. Bei ihren Versionen von „Kornblumenblau“, „I sing a liad für di“ und „Highway to hell“ hielt es keinen auf den Sitzplätzen. Da war es auch nicht schlimm, dass das Playback streikte: kurzerhand spielte „Eine Band namens Wanda“ einfach live weiter und Martina Focheux sang dazu – das geht in Wicker auch prima ohne vorher zu proben. Ohne Zugabe ließ man die Sängerin („Was eine Röhre!“) nicht von der Bühne.
Vor dem großen Finale zeigte das Showballett des MGV Harmonie Wicker in glänzend roten Tanz-Suits mit „Hot Chili“ jede Menge tänzerisches Können und Temperament – die großen Tanzgruppen sind wirklich ein „Pfund“ der Harmonie, mit dem sie jederzeit überall wuchern und auf das sie überaus stolz sein kann!

 

 

 

 

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