Jubiläumsfähre startet in die Saison

Ab Karfreitag verkehrt die 40 Jahre alte Fähre "Okriftel" wieder über den Main nach Kelsterbach

Am 2. April beginnt die neue Saison für die Okrifteler Fähre.

Es dauerte länger als erhofft, bis die neue Fähre namens "Okriftel" im Jahre 1981 endlich aus der Werft Gustavsburg in Mainz-Gustavsburg kommend am Steg in Okriftel anlegen konnte. Bereits mit dem Haushalt 1979 wurden Mittel für die Anschaffung der Fähre bereitgestellt, jedoch war sie selbst zwei Jahre später noch nicht rechtzeitig zum Beginn der warmen Jahreszeit in Sicht. Erst am 5. September 1981 wurde schließlich die Hattersheimer Bevölkerung zur Inbetriebnahme des neuen Fährnachens an das Okrifteler Mainufer eingeladen. Mit dabei der Fanfarenzug Okriftel und der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Okriftel, dazu gab es im Rahmen eines kleinen Festes Apfelwein und Bratwürste.

10,30 Meter lang, 2,80 Meter breit und mit einem 60-PS-Motor an Bord: Mit diesen Spezifikationen stellte sich die Fähre seinem Einweihungspublikum und später natürlich unzähligen Ausflüglern über vier Jahrzehnte hinweg vor - und tut dies immer noch. Die Investition war seinerzeit kein Pappenstiel: Stolze 96.000 Mark kostete das Fährboot selbst, hinzu kamen noch einmal 80.000 Mark für die Anlegestelle. ,,Ich höre weder Beifall noch Mißfallen. Die Beträge sind offenbar so hoch, daß sie am Ohr vorbeirauschen“, so Bürgermeister Norbert Winterstein bei seiner Ansprache anlässlich der Eröffnung der neuen Fährverbindung von Okriftel zur Kelsterbacher Mainseite vor 40 Jahren. Diese hohen Beträge war auch ein Grund für die längere Wartezeit auf die Fähre, sie hatten ein gewisses nachvollziehbares Zögern seitens der städtischen Körperschaften zur Folge. Auch die Anschaffung eines gebrauchten Bootes wurde erörtert, jedoch konnte man sich letztendlich doch zu einem Neukauf durchringen. Heute lässt sich zweifellos festhalten: Die Investition hat sich rentiert.

Ein Nachen sollte es ursprünglich sein, ein weitaus schmuckeres Schiffchen ist es letztendlich geworden, ausgestattet mit einem Dach, Sitzplätzen und Fahrradständern. Und von Anfang an nahmen zahlreiche Ausflügler am Wochenende gerne die Dienste des erfreulich komfortablen Fährbootes gerne in Anspruch. 70 Pfennig kostete damals die Überfahrt mit einem Fahrrad - ein niedriger Preis, der gerne bezahlt wurde. Und diese Einnahmen waren gleichbedeutend mit dem Lohn der drei Fährleute, die sich seinerzeit abwechselten. Die Unterhalts- und Treibstoffkosten übernahm die Stadt Hattersheim.

Zum Stapellauf war die Überfahrt nach Kelsterbach kostenlos, jedoch überschnitten sich die Feierlichkeiten mit den Veranstaltungen des Okrifteler Vereinsrings zum Jahr der Behinderten. Es wurde daher um eine Spende für einen entsprechenden guten Zweck gebeten.

Zudem konnte am Eröffnungstag der neuen Fährverbindung auch ein besonderes "Certificat" für eine Mark erworben werden: "Ad infinitum soll walten das Glück über Nachen und Schiffer. Möge es, wie in dieser Stunde, nie gebrechen an wagemutigen Reisenden", war darauf zu lesen. Auch der Erlös aus diesem Zertifikatsverkauf ging seinerzeit an wohltätige Zwecke zugunsten von behinderten Menschen.

Der ehemalige Eddersheimer Wehrleiter Anton Dahmen steuerte die "Okriftel" auf ihrer Jungfernfahrt, und er tat dies erfolgreich mit Erfahrung und Routine. Seine beiden Kollegen konnten da zunächst nicht ganz auf Augenhöhe mithalten, wie im Hattersheimer Stadtanzeiger vom 10. September 1981 zu lesen war: "Offenbar noch nicht ganz so routiniert sind die beiden anderen Fährleute. Es wurden jedenfalls an den ersten beiden Tagen mehrere mißglückte Anlegemanöver registriert. Vorsichtshalber will man das Schiffchen nun mit alten Autoreifen garnieren, damit künftige Anstöße nicht gar so hart ausfallen."

Saisonstart 2021 an Karfreitag

Rechtzeitig zum Osterwochenende dürfen Ausflügler mit der „Okriftel“ nun wieder übersetzen. Am Karfreitag, 2. April, startet die neue Saison für das Okrifteler Fährboot. Anlegestelle ist das Bootshaus an der Okrifteler Jahnallee, von dort aus geht es über den Main nach Kelsterbach.

Die normale Passagierkapazität darf in Zeiten der Pandemie nicht ausgeschöpft werden: maximal sechs weitere Personen dürfen sich neben dem Fährmann gleichzeitig auf der Fähre befinden, was an stärker frequentierten Tagen zu Wartezeiten führen kann. Bürgermeister Klaus Schindling weist in einer Pressemitteilung der Stadt darauf hin, dass die Abstands- und Hygieneregeln zwischen den Wartenden unbedingt einzuhalten sind. Zudem gelte auf der Fähre Maskenpflicht. „Es ist mir wichtig, dass wir trotz der zurzeit schwierigen Umstände die Fährverbindung zwischen Okriftel und Kelsterbach auch in diesem Jahr wieder anbieten können“, zeigt sich Bürgermeister Schindling zufrieden.

Fußgänger, Fahrräder, Mofas, Kleinkrafträder, Hand- und Kinderwagen können jeden Samstag, Sonntag und an Feiertagen in der Zeit von 10 Uhr bis 20 Uhr den Main überqueren. Bei starkem Regen finden keine Fahrten statt.

Die Ticketpreise sind gegenüber dem Vorjahr gleichgeblieben und betragen für Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahren 0,70 Euro, für Kinder von vier bis einschließlich elf Jahren 0,50 Euro. Kinder unter vier Jahren werden kostenfrei befördert. Die Mitnahme von Fahrrädern, Mofas, Hand- und Kinderwagen sowie Kleinkrafträdern bis zu 50 Kubikmetern und ähnliches kostet jeweils 0,30 Euro mehr.

Ansprechpartnerin für Fragen zur Fährverbindung ist Regina Scheuer, Telefon 06190/970-137, E-Mail regina.scheuer[at]hattersheim[dot]de.

"Die Zwerchfahrt zu Okriftel"

Der Okrifteler Heimatforscher Heinz Loos hatte vor 40 Jahren die Inbetriebnahme des neuen Fährboots zum Anlass genommen, für den Hattersheimer Stadtanzeiger einiges aus der Geschichte der Okrifteler Fähre aufzuzeichnen:

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