Machen statt meckern

Mit den Schwänen hat alles angefangen: „IG Main Eddersheim“ schafft mit großem Engagement Ordnung am Ufer

Die Mitglieder und Freunde der „IG Main Eddersheim“ nach ihrer Aufräumaktion am Mainufer: sie haben zusammen am letzten Samstag eine ganze Menge geschafft und dabei auch viel Spaß gehabt.
(Fotos: A. Kreusch)

EDDERSHEIM (ak) – Morgendlichen Spaziergängern am Eddersheimer Mainufer bot sich am Samstag, 24. Oktober, ein ungewohntes Bild: in der auf den ersten Blick anscheinend menschenleeren Grünanlage stand direkt neben dem Holzpavillon ein Tisch, auf dem neben Schüsseln mit süßen und herzhaften Snacks auch Getränke schön arrangiert waren. Erst wenn man näher an die Uferböschung herantrat, fiel auf, dass unten, direkt am Fluss und neugierig beobachtet von einer Schwanenfamilie und etlichen Enten, etwa 20 Leute mit blauen Tüten und Abfallgreifern zwischen den Büschen unterwegs waren. Die „IG Main Eddersheim“ (IG) hatte zu einer Abfallsammelaktion aufgerufen, das Frühstück auf dem Tisch wollte man sich am Ende der Aktion gemeinsam gönnen.

Mit kleinen Plakaten, einer Zeitungsnotiz und mit Flyern hatte die IG zum herbstlichen Aufräumen entlang der Strecke am Wasser, an der an manchen Tagen ein Angler neben dem anderen sitzt, aufgerufen. „Wir sind wirklich überrascht, dass so viele Leute dem Aufruf gefolgt sind und heute hier mitmachen“, freute sich Christine Dörr, eine der Initiatoren der IG. „Hier sind heute Morgen tatsächlich alle Generationen vertreten, und es sind auch nicht nur Anwohner von hier direkt, sondern auch andere Eddersheimer gekommen, auch fünf in Eddersheim wohnende Asylbewerber beteiligen sich – und ein Helfer ist sogar aus Weilbach!“ Sie freute sich sehr darüber, dass sogar Bürgermeisterin Antje Köster tatkräftig mit anpackte, um den wassernahen Teil der Anlage, der nicht wie der obere Teil regelmäßig von der Stadt Hattersheim gesäubert wird, weil er in die Zuständigkeit des Wasser- und Schifffahrtsamtes Aschaffenburg gehört (auch die Anlage hat die Stadt Hattersheim nur vom Amt gepachtet), von Unrat zu befreien.

Das Engagement der IG für die Mainuferanlage in Eddersheim hatte vor mehr als einem Jahr begonnen – man fand dort eine tote Schwänin und kümmerte sich gemeinsam um die Rettung ihres Nachwuchses. Wenig später versorgte man einen Schwanen mit gebrochenem Flügel, auch ein Schwan mit Geschwüren an den Füßen ließ man in die Tierklinik bringen. Bei der Versorgung der Wasservögel fiel auf, welchen Unrat die Angler, die im Sommer dort manchmal dicht an dicht direkt am Wasser ihre Angeln, Schirme und manche sogar Zelte aufbauen, hinterlassen hatten und dass nicht nur die vielen dort unachtsam liegen gelassenen Angelschnüre die Vögel gefährdeten, sondern auch der ganze „Ufertrubel“ ihre Brutplätze störte. „Das ist im Frühjahr hier manchmal so schlimm gewesen mit den Anglern, die haben auch die Wege so belagert, dass alte Damen mit ihren Rollatoren nicht mehr hier durchkamen“, wusste Christine Dörr zu berichten. Sie holte aus ihrem Korb eine Papiertüte, die bis oben hin mit Angelschnüren in allen Farben angefüllt war, auch kleine Bleikügelchen und Glöckchen, die eigentlich wohl einen Fang anzeigen sollten, waren darin. „Das alles habe ich alleine in den letzten vier Wochen hier gesammelt“, erklärte sie den Grund, warum man sie immer mal unten am Wasser in den Büschen „herumkriechen“ sieht.

Stadt unterstützt Aktion
Aus den gemeinsamen „Schwan-Rettungsaktionen“ und einer Unterschriftensammlung auf dem letzten Fischerfest sind regelmäßige Stammtischtreffen derer, die etwas für die schöne Grünanlage am Eddersheimer Mainufer tun wollen, geworden. Man hat Ansprechpartner bei der Stadt Hattersheim gesucht, sie mit Bürgermeisterin Antje Köster, Grünamtsleiterin Gloria Gotzhein und dem Ordnungsamtsleiter Werner Schaffhauser auch gefunden und zu den Treffen eingeladen. Dass diese tatsächlich auch relativ schnell reagierten, freut Christine Dörr: „Innerhalb von etwa acht Wochen hatten wir dann schon miteinander gesprochen und in der Zwischenzeit haben wir auch schon einiges erreicht: es sind mehr Tütenspender für Hundehinterlassenschaften aufgestellt worden, es wurden Schilder mit Verhaltensregeln für die Angler aufgestellt, damit das Ordnungsamt nun auch einen Grund zur Kontrolle hat – und es wurde inzwischen auch tatsächlich schon mal kontrolliert, ein unberechtigter Angler wurde des Platzes verwiesen. Ich denke, das alles hat auch schon gewirkt.“ Ralf Respondek bedankte sich diesbezüglich im Namen der IG auch bei der Anglerzunft Höchst und den Fischereiaufsehern für ihre Unterstützung bei der Lösung des „Anglerproblems“.

In der „IG Main Eddersheim“ herrscht eine gute Stimmung, man freut sich darüber, gemeinsam etwas erreicht zu haben und auch etwas zusammen zu schaffen. „Das fördert auch unser Gemeinschaftsgefühl. Wir zeigen damit, dass wir uns alle hier verantwortlich fühlen, selbst etwas tun und nicht auf dem Standpunkt verharren: die Stadt macht das schon. Wir schauen eben nicht einfach zu und meckern, wir machen auch was!“, erklärte Christine Dörr. Der Berg an blauen Mülltüten, „dekoriert“ mit zwei alten Mofa-Rahmen, einem halbierten Besen und mit am Ufer liegengelassenen Konservendosen, Wodkaflaschen und Plastikverpackungen gefüllt, beweist das ganz eindrücklich.

Bürgermeisterin Antje Köster ist voll des Lobes für die Eddersheimer IG. „Es ist außergewöhnlich, wie die Leute sich hier engagieren. Hier gibt es kein 'großes Theater' darum, man macht einfach etwas im eigenen Stadtteil. Man muss Menschen, die sich so engagieren einfach auch unterstützen“, betonte die Rathauschefin am Ende der Abfallsammelaktion am Mainufer. Für die Zukunft hat man in Eddersheim vor, solche Aufräumaktionen einmal im Herbst und einmal im Frühjahr zu organisieren.

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