Die eingesammelte Zeitmaschine funktioniert

Bischofsheimer Ferienspiele verzeichnen nach Teilnehmerschwund nun wieder mehr Zulauf

Der Zeitreisenraum im Jugendhaus beherbergt jede Menge Technik, die fast so aussieht, als könnte sie funktionieren ...
(gus/Fotos: Steinacker)

BISCHOFSHEIM (gus) – Einfach unverwüstlich, diese Zeitreisen-Fantasien. Sie bilden den roten Faden, mit dem die Betreuerinnen und Betreuer der Bischofsheimer Ferienspiele ihre 65 Mädchen und Jungen in die zweiwöchigen Aktionen einbanden. Am Freitagnachmittag, 26. August, gingen die kreativen Tage der Sechs- bis Elfjährigen mit der Abschlusspräsentation vor den Eltern zu Ende.

Als „Forscher der Zeit“ waren die Kinder an vielen Epochen und Orten der Menschheitsgeschichte gefordert. Schon um die Länder aufzusuchen, um die es dabei ging, würden die zwei Wochen im realen Leben kaum reichen, denn Ägypten, Griechenland und China sind Schauplätze der Menschheitsgeschichte, die die Ferienspielkinder aufsuchen sollten. Und da sie die Länder nicht in unserer Zeit, sondern in ihren alten Glanzzeiten erfahren sollten, als sie das Zentrum der Weltgeschichte darstellten, und zudem auch die Steinzeit und die Zukunft als Zielorte zum Besichtigungsprogramm gehörten, ging nichts am Bau einer Zeitmaschine vorbei.

Eigentlich wollte Ferienspielleiterin Mona Stinner das Ding am Eröffnungstag mit ins Jugendhaus bringen, aber beim Landeanflug ging etwas schief. Zwar stand Stinner wie durch ein Wunder zur Begrüßung ganz unversehrt vor den Kindern, die mussten die Teile der Maschine allerdings in Gruppen aufgeteilt bei einer Schnitzeljagd erst einmal in ganz Bischofsheim einsammeln. In einem Raum im Jugendhaus wurde die hoch komplizierte Apparatur dann aufgebaut, blinkte beim Einschalten eindrucksvoll vor sich hin und tat offenbar, was ihr befohlen wurde.

So schauten sich die Kinder nach und nach das Leben in der Steinzeit, im alten Ägypten, im alten Griechenland und dem alten China an, wo seinerzeit die entscheidenden Dinge geschahen, die die Welt prägten. Die Zukunft blieb ein eher unbestimmter Ort. Was sich bei den Reisen finden ließ, das – so ist eben das Ferienspielleben – mussten die Kinder sich für ihre Präsentation jeweils selbst basteln. Dabei wurden natürlich ganz aktuelle Materialien wie Kunststoffeimer, Schere und Klebestifte eingesetzt.

Stinner, die gerade ihr Studium der Sozialen Arbeit abgeschlossen hat, ist schon seit einigen Jahren im Jugendhaus aktiv, nun aber erstmals als Leiterin der Ferienspiele. Im vergangenen Jahr war sie bereits in die Organisation der Spiele eingebunden und konnte sich so auf die Übernahme der Leitung von Anna Fuchs vorbereiten. Dieses Jahr war Dominik Endert unterstützend bei der Organisation dabei, er war während der zwei Wochen aber als normaler Betreuer aktiv.

Stinner hatte elf Kräfte im Einsatz. Besonders in der ersten Woche, als nur knapp 50 Kinder dabei waren, war die Betreuung damit ausgesprochen intensiv gewesen. Die Aktivitäten der einzelnen Gruppen verteilten sich freilich auch auf dem gesamten Gelände. Immer möglich war es für die Kinder zudem, Auszeiten zu nehmen. „Wer mal keine Lust hatte, mitzumachen, ging ins freie Spiel, wie etwa in den Pool“, erläuterte Stinner.

Die ganz besonderen Attraktionen fanden sich freilich nicht auf dem Areal des Jugendhauses. Und so waren auch diesmal die beiden Mittwoche für ganztägige Ausflüge reserviert. In der ersten Woche ging es zum Wasserspielplatz in Bingen, auch wenn das Wetter der zweiten Woche deutlich besser gepasst hätte. In der ging es jedoch etwas weiter weg, an die Mosel auf die Ehrenburg bei Brodenbach. Dort war man ganz auf junge Tagesgruppen eingerichtet, denn auf der Ehrenburg wird das mittelalterliche Dasein vor rund 700 Jahren durch das Programm „Lebendige Burg“ in der Mitmachform vorgeführt, inklusive Bogen- und Katapultschießen.
Nur einen Termin gab es diesmal am Silbersee, wo die ESV-Abteilung Angeln und Casting jedes Jahr Ferienspielkindern zeigt, wie man Freizeit ohne elektronische Unterstützung gestalten kann, indem man sich ganz einfach nur an einen Teich setzt, die Angel auswirft – und wartet, dass etwas an der Schnur zupft. Bei Josef Andiel fiel der Fang gar nicht so schlech aus, es zappelten allerdings ausschließlich Sonnenbarsche im Fangeimer, „die gehören hier eigentlich gar nicht hin und fressen den ganzen Laich auf“, erläuterte Andiel. Da hat der Silbersee offenbar ein Invasorenproblem wie die Gustavsburger kürzlich auf ihrer Ochsenwiese.

Auch die Übernachtung im Jugendhaus durfte nicht fehlen. Auch, wenn die letztlich nur wenige hundert Meter oder Kilometer vom Elternhaus stattfand, ist das doch jedesmal für die Kinder eine aufregende Sache, vor allem für die Kleinsten, von denen manche noch nie außerhalb übernachtet haben.

Nachdem die Teilnehmerzahlen bei den Ferienspielen in den jüngsten Jahren deutlich zurückgegangen waren, sind sie in diesem Jahr wieder kräftig gestiegen. Eine schlüssige Erklärung dafür ist nicht bekannt, offenbar hat es etwas damit zu tun, dass die Ferien in den beiden vergangenen Jahren zwei beziehungsweise eine Woche später angesetzt waren und der Bedarf berufstätiger Eltern an einer Betreuung an den Wochentagen bei den früheren Ferienterminen größer ist. Dann wird der Andrang im kommenden Jahr nochmal steigen, denn 2017 geht es bereits am 3. Juli ab in die Ferien – nochmal eine Woche früher als in diesem Jahr.

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