Das Opfer hält eine blutrote Robe entgegen

Sound of Musicals zeigte vor mehrfach ausverkauftem Haus Auszüge aus fünf bekannten Musicals

BISCHOFSHEIM (ast) – Sie singen sich die Seele aus den schön kostümierten Körpern: Seit 2001 existiert „Sound of Musicals“ und verwandelt Bischofsheim einmal im Jahr zur Mainmetropole des facettenreichen Musiktheaters.

 

Die Anziehungskraft des Vereins ist auch im elften Jahr ungebrochen. Fünf ausverkaufte Vorstellungen an zwei Wochenenden konnten die Aktiven aktuell wieder verzeichnen. Der Einsatz ist gewaltig: Insgesamt 40 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne des Bischofsheimer Bürgerhauses und noch einmal so viele Helfer hinter den Kulissen. Dazu kommt die sechsköpfige Band und ein Technikteam.
Unter der musikalischen Leitung von Ralph Scheiner bieten die Akteure Aufführungen, die einen professionellen Charakter mit viel Spielfreude ausstrahlen. Dass es sich hier um Laiendarsteller handelt, gerät mit den ersten Tönen in völlige Vergessenheit. Ausgebildete Stimmen, besonders in den Soloparts, zeigen, dass hier Könner auf der Bühne stehen.
Auch in der darstellerischen Leistung steigern sich die Sänger. Das bewiesen die Akteure gleich beim ersten der insgesamt fünf Musicalausschnitte, die der Verein in diesem Jahr auf die Bühne brachte. „Der Schuh des Manitu“, Uraufführung war 2008 in Berlin, verlangte komödiantisches Talent. Das brachten Rainer Maaß als Apahatschi und Florian Strecker als Ranger in ihren Sprechrollen gekonnt zum Ausdruck.
Von der Prärie und zwei singenden Marterpfählen gelang der Sprung an den Wiener Hof des 19. Jahrhunderts mühelos. Mit „Rudolf“ erlebte das Bischofsheimer Publikum den österreichisch-ungarischen Thronfolger Rudolf von Habsburg in seiner Zerrissenheit zwischen einer nicht standesgemäßen Geliebten und liberalem Gedankengut. Hier boten sich den Zuschauern ruhige Momente beim Duett von Ilka Rosenthal (der Geliebten Mary) und Petr Kühn (Rudolf). Als Gräfin Larisch präsentierte sich die Gründerin des Vereins, Simone Wolf, in einem Solopart.
Mit „Ich will Spaß“, Uraufführung 2008 in Essen, gelang „Sound of Musicals“ wieder ein Zeitsprung, diesmal in die 1980er-Jahre. Die Neue deutsche Welle ist auch 2012 noch mitreißend. Sie schwappte sofort von der Bischofsheimer Bühne ins Publikum, das begeistert mitklatschte. Neonfarbene Leggins, getragen unter überdimensionalen T-Shirts, repräsentierten die kunterbunte Musikwelt eines Jahrzehnts, das ohne Sorgen schien.
Große Gegensätze während des amerikanischen Bürgerkriegs offenbarten sich bei „Vom Winde verweht“, Uraufführung 2003 in Paris. Hier schlüpfte das Bischofsheimer Ensemble in die Rolle von Sklaven. Das Glamourpaar Scarlett O’Hara (Stephanie Rafrafi) und Rhett Butler (Florian Strecker) offenbart die Kluft zwischen Schwarzen und Weißen.
Als Höhepunkt und furioses Ende des Musicalreigens zeigt sich der „Tanz der Vampire“. Darstellerisch überragend Florian Strecker als zittriger Professor Abronsius. Sein Gegenspieler, Vampirfürst Graf Krolock, mit der starken und bissfreudiger Aura der Untoten, hervorragend dargestellt von Rainer Maaß. Der Solopart „Die unstillbare Gier“ gelingt ihm grandios. Sein schönes und singfreudiges Opfer Sarah (Carla Tiberi) hält mit einer blutroten Robe dagegen.
Insgesamt war die überwältigende Anzahl der Kostüme, Simone Wolf und Ilka Rosenthal werkelten wieder in ihrer Kostümwerkstatt, sehr gelungen. Das Bühnenbild zeigte sich ebenfalls professionell und half dem Zuschauer sich bei den Orts- und Zeitsprüngen zu orientieren. Ausgefeilt ist die aufwändige Choreografie von Sandra Brose und Carla Tiberi. Mit immer mehr Tanzelementen bringen sie das Ensemble in Bewegung. Verständlich, dass die Anziehungskraft der aufwändigen Aufführungen dieses Vereins auch nach elf Jahren ungebrochen ist. Auch für das jüngere Publikum wird das Bischofsheimer Bürgerhauses zum Magnet, wenn „Sound of Musicals“ seinen Bühnenzauber entfaltet.

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