Ein Volksfest sprengt seine Grenzen

Rekordbesucherzahl beim 56. Gustavburger Burgfest auf der Ochsenwiese – 2500 bei „Dexter“

GUSTAVSBURG (gus) – Aus dem Neustart des kriselnden Burgfestes wird ein paar Jahre später ein regionaler Renner. Geradezu euphorisch etwa nahm die Band „The Incredible Dexter Band“ die Stimmung auf ihrer „Lieblingsbühne“ wahr. „Ein Dorf im Ausnahmezustand“, schreibt die Coverband auf ihrer Homepage, nachdem ihr am Samstagabend auf dem Festplatz auf der Ochsenwiese rund 2500 Zuhörer auf den Sitzbänken und vor der Bühne zugehört und -gejubelt hatten – absoluter Rekord bei ihrem vierten Auftritt bei diesem Fest. 

 

Der Sport- und Kulturbund Gustavsburg (SKB) war nicht nur an diesem Abend selbst überrascht von dem Ansturm, den ihr Bandprogramm auslöste, beginnend von Freitagabend mit der „ABBA Explosion“ und „Hot Stuff“, über „Dexter“ am Samstag und „Jammin' Cool“ am Pfingstsonntag, bis zu „Mallet“ zum Abschluss am Montagabend war beim 56. Burgfest überall deutlich mehr Zuspruch zu sehen als in den vergangenen Jahren.
„Wir hatten mit mehr Leuten als in den Vorjahren gerechnet und den Stehplatzbereich vor der Bühne doppelt so groß gestaltet wie sonst, aber dennoch sind wir vor Menschen geradezu abgesoffen“, berichtet Daniel Martin vom Organisationsteam des SKB. Der Zweite Vorsitzende sieht die Chance, dass das Burgfest sich bei den regionalen Top-Bands einen Namen macht, der dem der größeren Volksfeste in nichts nachsteht. „Die Musikgruppen, die wir bieten, sind sonst auf dem Heinerfest oder der Johannisnacht zu sehen, wir sind das kleinste Fest, auf den solche Bands spielen“, hebt Martin hervor, dass die Ochsenwiese offenbar inzwischen ein anerkannt heißer Ort in der Szene ist.
Für die Vereine, die die Essens- und Getränkestände auf betreiben, ist das Burgfest weiterhin eine nicht unbedeutende Finanzierungsquelle. Sie haben auf den größeren Ansturm, von dem sie sich durchaus auch mehr Umsatz versprechen dürfen, reagiert und stellen sicher, dass sie jederzeit Ware nachordern können. „Es geht an die Grenzen, aber die Vereine bekommen es noch gestemmt“, sieht Martin noch keine Überforderung. Die Entwicklung sei freilich auch für sie frappierend. „Noch vor vier Jahren wurden um 22 Uhr die Stände zugemacht, jetzt geht es bis ein Uhr in die Nacht“, betont er.
Der frühe Freitagabend mit der offiziellen Eröffnung ist zweifellos noch ein Schwachpunkt des Ablaufs. Denn obwohl an einem Freitagabend um 18 Uhr schon viele Menschen auf der Ochsenwiese sein könnten, wenn Bürgermeister Richard von Neumann den Hammer schwingt und das Bierfass ansticht, waren die Reihen bei diesem Traditionsakt auch in diesem Jahr wieder nur spärlich besetzt. Zwar sei das Bild der Leere durch die erhöhte Anzahl der Sitzbänke zu erklären und zu relativieren, meint Martin. „Wir werden uns überlegen müssen, wie wir die Eröffnung noch attraktiver machen können“, ist der SKB-Vorständler aber auch nicht ganz glücklich mit der Situation.
Auf 1620 Sitzplätze wurden die Bankreihen erweitert, direkt vor die Bühne passen rund 500 Menschen, dazu die Seitengänge – so errechnet sich die Kapazität für die Fans der Bands. Nicht alle waren so belagert wie „Dexter“, aber alle fanden ihr Publikum. Die Zielgruppe für die Abendprogramme sind dabei keineswegs nur die älteren Jugendlichen, wie bei solchen Festen eher üblich, erläutert Martin. „Wir zielen auf de Altersgruppe ab 27, 28 Jahre aufwärts .“ Und wenn dann wie am Freitagabend bei „ABBA Explosion“ die Älteren ihre jugendlichen Kinder mitbringen , sieht Martin dies als Erfolg an.
Wem diese konzentierte Ausrichtung des Burgfestes auf Party-Rock missfiel, der bekam tagsüber weiterhin sein traditionelles Volksfestprogramm geboten. Zur Eröffnung spielten wieder die Kostheimer Gecken auf, und der Sonntag bot einen Frühschoppen mit den Kasteler Musikanten. Auch die „Bateria Caipirinha“ ist schon viele Jahre an der Mainspitze bei den Festen zu sehen.
Am Pfingstmontag wurde der ökumenische Gottesdienst von den evangelischen Bläserchören aus Gustavsburg unter Leitung von Erich Becker und aus Ginsheim unter Hans-Benno Hauf begletet.
Das Ziel für den SKB ist es in den kommenden Jahren, „das Niveau zu halten“, sagt Martin. Das Festgelände ist für ihn trotz der begrenzten Erweiterungsmöglichkeiten perfekt, „es gibt ein ganz besonders Flair, wenn abends die Lichter angehen, mit den Bäumen drumherum“.
Ausbaufähig wäre beim Burgfest am ehesten noch der hintere Bereich, auf dem die Schausteller ihre Angebote machen. „Da könnten wir noch weiter nach hinten erweitern“, überlegt der SKB laut Martin immer wieder einmal. Auch hier sieht er eine Entwicklung zum Positiven, nachdem vor einigen Jahren die Stimmung unter den Schaustellern wegen lauer Geschäfte noch eher getrübt war. Dieses Jahr fand erstmals ein saarländischer Betreiber eines Kinder-Riesenrades das Burgfest so interessant, dass er in Gustavsburg sein Fahrgeschäft aufschlug.
Fast schon erstaunt registriert Martin, dass es trotz des Rekordandrangs – die Besucherzahl über die vier Tage ist schwer zu schätzen, dürfte aber den fünfstelligen Bereich erreicht haben – keinerlei Vorkommnisse gab, mit denen die Polizei sich beschäftigen musste. Auf dem Gelände, rundherum und auch in der Umgebung blieb alles absolut friedlich.

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