Der Auftrag in Stein gemeißelt Gedenkstein für die Dominikanerschwestern auf dem Alten Friedhof enthüllt

Schwester Lucina, im Gespräch mit Bürgermeister Bernd Blisch, gehörte bis zur Schließung des Marienkrankenhauses zum Leitungsgremium der Einrichtung und wohnt weiterhin in Flörsheim.

Gedenkstein für die Dominikanerschwestern auf dem Alten Friedhof enthüllt

Es hat eine Weile gedauert, bis der Wunsch des Ortsbeirates Stadtmitte umgesetzt wurde, als Bestandteil des Programms zum Verlobten Tag war am Montag der Moment nun gekommen. Schon im August 2016 hatte das Gremium einen CDU-Antrag unterstützt, die langjährige Arbeit der im Marienkrankenhaus tätigen Dominikanerschwestern durch einen Gedenkstein zu würdigen. Das war rund ein Dreivierteljahr, bevor die Entscheidung fiel, dass die Geschichte des Krankenhauses und damit des Wirkens der Ordensschwestern in Flörsheim durch die Schließung der Belegklinik Ende September 2017 nach 113 Jahren zu Ende gehen sollte. Jetzt wurde der Gedenkstein auf dem Alten Friedhof offiziell durch Bürgermeister Bernd Blisch enthüllt.

Im Jahr 1956 hatten die „Dominikanerinnen der hl. Katharina von Siena“, wie der Orden heißt, der die Schwestern nach Flörsheim entsandte, die Patientenbetreuung von den „Dernbacher Schwestern“ übernommen. Diese Verbindung wird nun auch durch die Wahl des Platzes für den Gedenkstein verdeutlicht, er ist zu Fuße der Gräberreihe der Dernbacher Schwestern auf dem Alten Friedhof zu finden. Erst sei daran gedacht gewesen, einen Platz für den Stein am Marienkrankenhaus zu suchen, erläuterte der Bürgermeister – das hatte sich mit der Schließung und der ungewissen Zukunft des Gebäudes aber bald erledigt. Zweite Option wäre der neue Friedhof gewesen, denn auf dem wurden die in Flörsheim verstorbenen Schwestern begraben.

Dass diese Grabstätten nach und nach abgeräumt wurden und die Spuren der Dominikanerinnen somit allmählich zu verschwinden drohten, war ein Anlass für den Antrag im Ortsbeirat gewesen. Derzeit finden sich auf dem neuen Friedhof noch zehn Gräber dort bestatteter Schwestern, aber auch die werden dort nicht über die übliche Liegezeit hinaus zu sehen sein. Der Alte Friedhof, der sich mit der fortschreitenden Einebnung der verbliebenen Gräber immer mehr zu einem Stadtpark wandelt, seine Gedenkstätten wie jene an die Dernbacher Schwestern aber behalten wird, ist da langfristig der geeignetere Ort, um den Dominikanerinnen angemessen zu gedenken.

Das sehen auch die beiden Schwestern so, die zu der kurzen Zeremonie erschienen. Schwester Lucina Weiß war Teil der Klinikleitung, die das Ende der Einrichtung abwickeln musste und wohnt weiterhin in Flörsheim. Die heute 75-Jährige war ebenso wie die 82-jährge Schwester Angelika naturgemäß erfreut, dass das Gedenken in der Stadt an das Wirken ihres Ordens nun auch für die nachfolgenden Generationen sichtbar bleibt. Die Arbeit der 1899 in Südafrika gegründeten Gemeinschaft der Oakford-Dominikanerinnen hat auch in Deutschland eine lange Tradition. Ausgesendet wurden die Schwestern seinerzeit vom Ordenssitz in Neustadt am Main bei Marktheidenfeld.

„Wir sind Wanderpredigerinnen“, umschreibt Schwester Angelika, dass der häufige Wechsels der Wirkungsstätte eine gewisse Normalität für die Ordensfrauen darstellte. Wie viele der Dominikanerinnen im Laufe der 61 Jahre, die der Orden in Flörsheim tätig war, hier gearbeitet haben, hat niemand je zusammenaddiert, jedenfalls soweit Schwester Angelika es weiß. Dass die Frauen wie Schwester Lucina auch ihren Lebensabend in der Stadt verbringen, ist eine Ausnahme. Eine kleine Gemeinschaft der Schwestern jedoch, betont der Orden, übernahm nach der Schließung des Marienkrankenhauses in Flörsheim soziale und pastorale Aufgaben im Hospiz und Altenheim.

Der Text auf dem Gedenkstein formuliert in Stein gemeißelt die Aufträge, denen die deutschsprachigen Dominikanerinnen folgen sollen:

  • Unterwegs mit den Suchenden, einstehen für die Leidenden, Gott loben mit den Glaubenden.
  • Weltoffen, der Gerechtigkeit und dem Frieden verpflichtet, Einheit in Verschiedenheit leben.
  • Ganz Mensch, Frau werden, um in der Freiheit der Gelübde, sich Gott ganz zu schenken.

Auch für die Oakford-Dominikanerinnen, die neben dem Stammsitz in Südafrika und in Deutschland auch in den USA und Großbritannien tätig waren, werden die Bedingungen durch den fehlenden Nachwuchs im Orden immer schwieriger. Noch halten sie die über 120-jährge Tradition aber aufrecht. Und für die Zeit danach ist auf den Flörsheimer Alten Friedhof nun nachzulesen, dass die Schwestern in der Stadt einst eine wichtige Funktion erfüllten und welcher Leitlinie sie dabei folgten.

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