Besinnliche Werke aus fünf Jahrhunderten

Flörsheimer Kantorei hatte am Dritten Advent einmal mehr ein besonders hochklassiges Konzert zu bieten

Andreas Großmann leitete nicht nur seine Kantorei an, sondern hatte auch das Bläserensemble „Les Cuivres de Mayence“ um sich gruppiert.

Monatelange Vorbereitung, viele, viele Stunden Arbeit, aber das Ergebnis entschädigt immer wieder – nicht nur die Beteiligten, sondern auch und vor allem das Publikum. Das traditionelle „Vorweihnachtliche Konzert“ der Flörsheimer Kantorei in der St.-Gallus-Kirche bleibt ein kultureller Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Stadt. Das wissen die Liebhaber klassischer Chormusik unter den Flörsheimerinnen und Flörsheimern aus Erfahrung. Und so waren bei dieser Veranstaltung im Rahmen der Gallus-Konzerte die Bänke dank rund 350 verkaufter Karten wieder sehr gut besetzt.

In 75 Minuten nahm die Kantorei ihr Publikum am Sonntagnachmittag mit auf eine Reise durch „Musik aus fünf Jahrhunderten und dem europäisch-christlichen Kulturraum“. Unterstützt wurde das Konzert durch das Bläserensemble „Les Cuivres de Mayence“, das sich im Halbkreis um den Dirigenten und Konzertleiter Andreas Großmann gruppierte. Es war vertreten durch Michael Feldner, Volker Bender und Daniel Reiter an den Trompeten sowie Simon Kunst und Norbert Porth an den Posaunen. Solo-Instrumentalist war Franz Fink an der Truhenorgel. Sängerin Marina Herrmann (Sopran), die auch als Stimmbildnerin mit der Flörsheimer Kantorei verbunden ist, ergänzte das künstlerische Aufgebot.

Als Chorleiter Andreas Großmann ans Pult schritt und seine Sängerinnen und Sänger mit dem „Canzon duodecimi toni“, aus dem von Giovanni Gabrieli (1557 - 1612) 1597 in Venedig veröffentlichten Werk „Symphoniae Sacrae“ das Konzert eröffnete, nahm er das Publikum gleich mit ins 16. Jahrhundert. Dort blieb die Kantorei auch bei ihrem zweiten Stück „Alma redemptoris mater“ von Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525 - 1594). Ein Antiphon-Stück (Gegen- oder Wechselgesang), das oft in der Advents- und Weihnachtszeit am Ende der Vesper zu hören ist gesungen wird und bis ins 9. Jahrhundert zurückführen soll.

Weniger mystisch ist der Hintergrund des Stücks „Machet die Tore weit“ im Arrangement des finnischen zeitgenössischen Komponisten und Chorleiters Mikko Sidoroff (geb. 1985). Es folgte „Maria durch ein Dornwald ging“ sowie Max Regers „Macht hoch die Tür“ und „Es kommt ein Schiff geladen“, gefolgt vom „Minuet“ von Georg Friedrich Händel, mit dem die Zeitreise wieder tiefer zurückging in die Historie.

Thomas Tallis (1505 - 1585) vertonte im 16. Jahrhundert den gregorianischen Hymnus „O nata Ilux de lumine“, der von ihm im dritten Satz als achtstimmiger A-capella-Gesang verfasst wurde. Das wirke „besonderes intensiv durch eine schwebende Klanglichkeit“, erklärt das Programmheft. Das Stück wurde nach der Weihnachts-Motette „Das Volk, das im Finstern wandelt“ von Albert Becker (1834 - 1899) in einer Bearbeitung von Morten Lauridsen (geb. 1943) wiederaufgenommen.

Kein Weihnachtskonzert ohne den evangelischen Kirchenmusiker Johann Sebastian Bach, daran hielt sich auch die Kantorei. Vom Meister wurden „Ich steh an deiner Krippe hier“ und „O Jesulein süß“ vorgetragen. Noch einmal kam Max Reger mit „Unser lieben Frauen Traum“ zu seinem Recht, ehe das „Magnificat anima mea Dominum“ von Dietrich Buxtehude (1637 - 1707) – es wird als der „wahrscheinlich am häufigsten vertonte Text“ beschrieben - folgte, sowie - noch einmal ein paar Jahrzehnte zurück - das „Psallite“ nach Michael Praetorius (1571 - 1621).

Zu Ende ging das Konzert mit zwei modernen Komponisten, dem „Weihnachtsjubel“ von Robert Jones (geb. 1945) „O kommt und seht das Wunder an“ sowie „Dem Herrn in der Höhe/Adeste fideles" von David Willcocks (1919 - 2015).

Lob in jeglicher Form wollten die Künstlerinnen und Künstler übrigens auf keinen Fall zwischen den einzelnen Stücken hören - das steht so extra im Programmheft fett und bunt geschrieben: „Wir bitten das geschätzte Publikum, den Applaus bis zum Ende des Konzerts aufzusparen.“ Dafür muss die Kantorei nach vollbrachtem Werk eben minutenlang bereitstehen. Aber eine Tradition ist es auch hier, dass am Abschluss das gemeinsame Erlebnis für alle steht, mit dem Intonieren von „O du Fröhliche“.

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