Die CDU kann sich den Partner auswählen

Wahl zur Stadtverordnetenversammlung: SPD erlebt herben Absturz - CDU, GALF und dfb legen leicht zu

Das Balkendiagramm zeigt den großen Vorsprung der CDU vor drei in etwa gleich großen Konkurrenten sowie der FDP als fünfte Kraft.

Die eindeutig auffälligste Grafik zu dieser Flörsheimer Stadtparlamentswahl ist die Gewinn- und Verlustrechnung der erneut fünf Parteien, die sich um die 37 Sitze in der künftigen Stadtverordnetenversammlung beworben hatten. Einen dramatischen Absturz von Platz eins auf drei in der Wählergunst, den der Verlust von 11,4 Prozentpunkten oder auch rund 37 Prozent des Stimmenanteils im Vergleich zu 2016 ausdrückt, erlebte die SPD. Und das als Oppositionspartei im Lande der Nörgler und Meckerer.

Einziger weiterer Verlierer unter den fünf Listen ist die FDP mit milden 0,5 Prozentpunkten. Auch für die Liberalen gilt: Aus der Opposition heraus – in die der einstige vierte Partner im Mehrheitsbündnis sich im Laufe der vergangenen Periode begeben hatte – kommt man mit seinen Positionen nicht unbedingt besser zur Geltung.

Alle drei anderen Parteien, ob zufällig oder nicht diejenigen, die das bisherige Dreierbündnis in der Stadtverordnetenversammlung stellten, haben dagegen zugewonnen, Dies auf ihre bisherige Größe bezogen in ungefähr dem gleichen Umfang. Im Drei-Prozentpunkte-Bereich bei der GALF (3,8) und dfb (3,1) sowie 4,8 Prozent bei der CDU.

Da in Flörsheim das gleiche Angebot am Start war wie vor fünf Jahren, lassen sich die Verschiebungen nicht mit einer Neusortierung durch eine neue Gruppierung erklären. Vielmehr deutet auch das Kreistagswahlergebnis der Sozialdemokraten in Flörsheim (15,8) darauf hin, dass die Partei auch in dieser Stadt nicht vom deutschlandweiten Trend ihres Niedergangs (bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg blieben 11,1 Prozent übrig) verschont geblieben ist.

Die CDU hat als Folge ihres großen Vorsprungs zur Konkurrenz nun freie Auswahl bei der Bildung einer Mehrheit, zu der ihr im Gegensatz zur bisherigen Situation außer beim Zusammengehen mit der FDP jeweils ein Partner genügt. Mit knapp 55 Prozent wäre ein Bündnis mit der GALF am solidesten, aber auch mit der SPD (54,5) und den Freien Bürgern (53,5) würde es kaum schlechter rechnen. Da sich Christdemokraten und Grüne mit Bürgermeister Bernd Blisch (CDU) und der Ersten Stadträtin Renate Mohr (GALF) noch auf Jahre die Besetzung an der Magistratsspitze teilen, wird eine Zusammenarbeit mit den Grünen zweifellos erste Option sein.

Das Trendergebnis vom Sonntagabend, für das ausschließlich die Stimmzettel ausgezählt wurden, die mit einem einfachen Listenkreuz versehen waren, umfasste gerade einmal 47,9 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Die Zettel mit kumulierten und panaschierten Stimmen - 52,1 Prozent demzufolge, während es landesweit etwa nur ein Drittel sind - wurden bis Dienstagabend Bogen für Bogen in den Rathausräumen ausgewertet. Dann stand fest, dass es keine großen Verschiebungen durch das Panaschieren gab.

Die GALF, die in der zweiten Auswertung 0,5 Prozentpunkte verlor, war noch am stärksten von den Verschiebungen betroffen. 2016 war der Effekt deutlich stärker ausgefallen, was besonders den Freien Bürgern in guter Erinnerung blieb – „damals sind wir von rund 19 Prozent im Trendergebnis auf 14,7 runtergezählt worden“, erinnert sich Fraktionschef Thomas Probst mit Grausen.

Interessante Parallele: Weder bei CDU, SPD, noch GALF liefen die Spitzenkandidaten tatsächlich auch auf Rang eins ein. Marcus K. Reif (CDU) wurde ebenso wie Stadtverordnetenvorsteher Michael Kröhle von der auf Position 3 stehenden Wickerer Ortsvorsteherin Luana Schnabel überflügelt. Die fuhr mit ihren 4423 Einzelstimmen das mit Abstand beste Ergebnis sämtlicher Bewerberinnen und Bewerber bei dieser Wahl ein. Bei der SPD schob sich Katharina Adam knapp an Spitzenkandidatin Melanie Ernst und Philipp Moritz vorbei auf Rang eins, und auch bei der GALF wurde Rang drei der Erste: Peter Kluin setzte sich mit einigem Abstand vor Frank Laurent und Telja Wolters. So kamen nur Thomas Probst (dfb) und Thorsten Preß (FDP) auf der von ihren Parteien festgelegten Spitzenposition ins Ziel. Die Verschiebungen sind freilich nur relevant, wenn in den betroffenen Fraktionen keine Einigkeit um die Vergabe des Fraktionsvorsitzes herrscht – so etwas soll es ja geben.

Aus Platz 21 der CDU-Liste versteckte sich erfolglos die ehemalige Wickerer Ortsvorsteherin Berthilde Enders, denn sie wurde doch von Fans fleißig bis auf Rang 6 nach oben gekreuzt – die Hardcore-Version des vor 20 Jahren in Hessen eingeführten Kumulierens.

Die Wahlbeteiligung lag bei der Stadtverordnetenwahl in Flörsheim diesmal bei 51,2 Prozent und war damit nahezu unverändert zu 2016 (51,0). Der deutlich höhere Briefwähleranteil zeigt hier also keine klar ersichtliche Auswirkung. Es kann freilich sehr gut sein, dass sich der Trend zur niedrigeren Beteiligung bei Kommunalwahlen sonst fortgesetzt hätte.

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