Eben kein Ding der Unmöglichkeit

Vorfall in der Gallusstraße: Wirbelschleppe schleudert Ziegel auf Gehweg – Flugzeug der „Heavy-Klasse“ als Auslöser vermutet

Trümmer auf dem Gehweg und am Straßenrand – dieser Ziegel, von einer Wirbelschleppe vom Hausdach über den Vorgarten „in die Öffentlichkeit“ befördert, hätte auch wesentlich größeren Schaden anrichten können.
(Foto: F. Treml)

FLÖRSHEIM (noe) – Da sich Fahrzeuglenker und auch Fußgänger im Straßenverkehr nicht immer richtig verhalten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu Kollisionen kommt. Auch wer sich umsichtig und korrekt auf der Straße bewegt, ist nicht gegen Unfälle gefeit; es gibt genügend unaufmerksame und leichtsinnige Verkehrsteilnehmer, die jeden jederzeit in ein Unfallgeschehen hineinziehen können. Dann geht es nur noch darum, ob es beim Sachschaden bleibt. Damit muss man sich leider abfinden. Mit anderen Dingen jedoch nicht.

Am Dienstagvormittag, 17. Januar, krachte es in der Gallusstraße nämlich nicht wegen des Zusammenstoßes zweier Fahrzeuge, sondern wegen eines „Unfalls“, der laut eines viel bemühten und verspotteten Gutachtens quasi ein Ding der Unmöglichkeit zu sein hat: Eine Wirbelschleppe schleuderte einen Ziegel vom Dach des am Flörsheimer Stadtrand gelegenen Wohnhauses mit der Nummer 15, Bruchstücke landeten auf dem Gehweg und auf der Fahrbahn, weitere Ziegel wurden gelockert. Ein Nachbar bezeugt, dass der Ziegel um exakt 9.27 Uhr auf dem Boden zersprang. Die Wucht der Wirbelschleppe hatte den Ziegel, wahrscheinlich begünstigt durch eine unter ihm liegende Gaube, über den Vorgarten und somit „in die Öffentlichkeit“ befördert. Als Verursacherin der Wirbelschleppe kommt eine Maschine der sogenannten „Heavy-Klasse“, und zwar eine Boeing 777-200 der Fluglinie United Airlines, infrage. Ein Phänomen, wie es nur einmal in zehn Millionen Jahren (siehe Gutachten) vorkommt? Zweieinhalb Dutzend bekannt gewordene Wirbelschleppenereignisse seit Eröffnung der Landebahn Nordwest vor noch nicht einmal fünfeinhalb Jahren sprechen für sich. Dass bislang noch niemand durch herabstürzende Dachziegel verletzt wurde, ist pures Glück.

Hans Jakob Gall, Vorsitzender des Vereins „Für Flörsheim e. V.“, bemerkt dazu: „Auch dieser Vorfall zeigt auf, wie wichtig es ist, die Klage unserer Musterkläger gegen die Wirbelschleppengefahr in Flörsheim vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen. Denn das Gutachten, das der Umweltverträglichkeitsprüfung zum Bau der Landebahn Nordwest zugrunde lag und dessen Bau ermöglichte – Stichwort: Ein Vorfall in zehn Millionen Jahren – hätte nie akzeptiert werden dürfen.“ Die Umweltverträglichkeitsprüfung sei fehlerhaft und könne deshalb nicht zur Rechtfertigung des Flughafenausbaus herangezogen werden. Genau so will der Verein Für Flörsheim übrigens auch vor dem Europäischen Gerichtshof argumentieren.

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