Im Flörsheimer Geschichtsheft Nr.2 hatte Dr. Lauterbach einen Beitrag über die Urgeschichte von Flörsheim verfasst. Während des Ausflugs führte er an interessante Stellen in der Umgebung, auf die er in seiner Abhandlung Bezug nahm.
Vom Berliner Brunnen aus führte die 15 Kilometer lange Route mit acht Haltepunkten über Eddersheim, den Weilbacher Kiesgruben über Bad Weilbach zurück an die Flörsheimer Warte. An den einzelnen Stationen erläuterten die beiden Geologen die erdgeschichtliche Entwicklung der Landschaft von der Eiszeit an. Schon nach hundert Metern Fahrstrecke gab es am Mainstein interessante Erkenntnisse über die in der Altstadt zum Bau benutzen Baumaterialien. Der in geringer Tiefe vorkommende Löss, ein Sedimentboden, der sich in der Eiszeit gebildet hatte, wurde in zahlreichen Ziegeleien in der näheren Umgebung zu Backsteinen verarbeitet. Hausfassaden aus Backstein prägen ebenso wie Sandstein die Architektur in den Altstadtkernen von Flörsheim, Wicker und Weilbach.
Über die Lage des Mainbetts vor tausenden Jahren geben die Ablagerungen am „Flörsheimer Strand“, dem nächsten Haltepunkt, Hinweise. Das Gebiet entlang der Bahnlinie und dem Main bildete eine Landschaft mit dicht unter der Oberfläche liegendem Grundwasserspiegel mit moorigen Abschnitten und Feuchtwiesen, was der Geologe als Ried bezeichnet. Der Straßenname Riedstraße im Flörsheimer Osten erinnert noch an die ehemalige Landschaft. Die heute trockengelegte Ackerfläche wird vom Weilbach durchflossen. In den fünfziger Jahren wurde ein künstlicher Durchstich zum Main angelegt, die so genannte Umflutmulde, und so der ursprüngliche Bachlauf verändert. Die Artelbrückstraße erinnert noch an den letzten Abschnitt des Bachlaufes zur ursprünglichen Einmündung in den Main, der früher den Namen Ardelgraben trug.
In den Kiesgruben öffnen sich in den Abbaugebieten für die Geologen Fenster in die Geschichte der letzten zwei Millionen Jahre und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung der Landschaft. Der Klimawechsel zwischen den Kalt- und Warmzeiten führte zu Frostsprengung und Verwitterung sowie zur Anhäufung von Material im Flussbett. In den angehäuften Schotterkörper schnitt sich der Main sein neues Flussbett ein.
In Bad Weilbach wurden die Ursachen für den Aufstieg des Mineralwassers am Beispiel der Schwefelquelle „Faulborn“ erklärt. Hebungen und Senkungen der Erdplatten zeigen sich in der Flörsheimer Gemarkung an der Grenze zwischen den Hattersheimer Graben und der Weilbacher Tiefscholle. In großer Tiefe reichert sich das Grundwasser mit Mineralien an und steigt im Trennbruch nach oben. Als Mineralwasser tritt es in Quellen an die Oberfläche. Die Weilbacher Natron- und Schwefelquellen sind Punkte, an denen der Bruch zu finden ist. Zum besseren Verständnis der Erklärungen an den einzelnen Haltestationen der Route, hatten die beiden Geologen der Mainzer Universität eine mehrseitige Broschüre mit Schaubildern und Kartendarstellungen für die Teilnehmer vorbereitet.
An der Flörsheimer Warte fand die Zeitreise in die Erdgeschichte einen gemütlichen Ausklang.
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