„Mit Knochen und Tod hat zwar ein Friedhofsgärtner nicht viel zu tun, aber dennoch genießt der durchaus sichere Ausbildungsberuf kein gutes Image“, so Müller, der sich wünschen würde, dass noch mehr Jugendliche Interesse am Beruf Friedhofsgärtner finden würden. Ein idealer Friedhofsgärtnerazubi brauche eine Affinität zur Natur, müsse wetterfest sein und dann auch ein wenig Sensibilität für die Arbeit auf einem Friedhof mitbringen. Generell sei der Friedhofsgärtner auch nicht mit einem Totengräber oder einem Steinmetz zu verwechseln. So mussten auch die zehn Prüflinge am Donnerstag nicht erst noch ein Grab ausheben oder einen Grabstein setzen, sondern sie konnten sich ganz allein um die Gestaltung und Bepflanzung des Grabes kümmern.
Allen Azubis wurde zunächst ein Foto des Grabsteins ihres Prüfungsgrabes und Angaben zum Standort vorgelegt, sodass sie sich Gedanken über die Pflanzenwahl und die Aufteilung machen konnten. „Es galt, ein harmonisches Bild zu schaffen und die Grundregeln von 25 Prozent Rahmengehölzen (Sträuchern), 60 Prozent Bodendeckern und 15 Prozent Wechselbepflanzung (blühende Pflanzen) einzuhalten“, so Oliver Müller. Die Prüfer achteten zudem auf Farbharmonie und auf eine Aufteilung nach dem „Goldenen Schnitt“. Auch das Arbeitsverhalten wurde benotet und so achteten die Prüfungsmeister auf handwerkliches Geschick, eine saubere Verarbeitung und die Handhabung mit den Materialien. „Jede Pflanze hat eine Schokoladenseite. Da wäre es fatal, wenn die schöne Seite nach hinten blickt“, gab Müller als Beispiel an. Weitere praktische Aufgaben befassten sich mit den Themen: Aussaat, Pikieren und Topfen, Pflanzenschutz und Pflanzenbestimmung.
Alle zehn Prüflinge meisterten die praktische Prüfung und konnten sich dann übers Wochenende auf den mündlichen Teil der Abschlussprüfung vorbereiten. Der Nischenberuf ist grundsätzlich mit einem Hauptschulabschluss erlernbar, ein Realschulabschluss ist aber besser, gibt es doch auch Abiturienten in den Klassen. Je nach Schulabschluss und Leistung kann die reguläre dreijährige Ausbildungszeit auch verkürzt werden. Die meisten Ausbildungsangebote gibt es in privaten Friedhofsgärtnereien. In Ballungszentren gibt es aber auch Ausbildungsplätze bei Kommunen oder anderen öffentlichen Trägern.
Die sechs Prüfungsgräber werden von der Flörsheimer Friedhofsgärtnerin Andrea Gericke weiterhin gepflegt und erhalten, damit sich auch in Zukunft noch viele ein Bild von einer Profigestaltung machen können. Die Profis hatten auch Tipps gegen typische Friedhofsschädlinge parat: Bei Schnecken helfe nach wie vor nur der Einsatz von Schneckenkorn, wohingegen bei gefräßigen Kaninchen mit nicht schmackhaften Pflanzen gearbeitet werden könne. „Stiefmütterchen und Hornveilchen sind für Kaninchen eine Delikatesse, Begonien schmecken den Tieren eher nicht“, rät Oliver Müller.
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