FLÖRSHEIM (drh) – Die Zeiten als es Zuckerwatte noch für 20 Pfennig gab sind zwar vorbei, jedoch ist vieles bei der Kerb 2011 so, wie es vor 50 Jahren auch schon war. „Unser Sohnemann kam um 3 Uhr nach Haus und wir verfrachteten ihn nur noch auf die Coach. Er hat halt gefeiert, aber wir waren doch auch nicht anders“, so Vater Elmar Schöniger, der als ehemaliger Kerbeborsch Sohn Max gern in der Brauchtumspflege unterstützt und so wie viele Eltern gerne bei den Vorbereitungen hilft und Dienste bei den Veranstaltungen übernimmt. Am Freitagabend waren die 14 Kerbeborsch mit Kerbevatter Daniel Dicks durch die Flörsheimer Kneipen gezogen, um sich in einer langen Nacht mit zahlreichen Kerbeliedern aufs Festwochenende einzustimmen. Nach der durchfeierten Nacht kannte der Wecker am Samstag jedoch keine Gnade und klingelte die Burschen um kurz nach fünf schon aus den Federn. Der Flörsheimer Wald rief und die jungen Kerle hatten ihren Baum zu holen. „Einige mussten wir noch wachklingeln“, meinte die Mutter des Kerbevatters, Anne Dicks, die auch für ein kräftiges Frühstück und wärmenden Kaffee im Wald gesorgt hatte. Die Fahrt in den Wald entpuppte sich als kräftezehrendes Abenteuer, lagen die Temperaturen doch nur wenig über dem Gefrierpunkt, und so waren diejenigen froh, die an eine warme Decke für die Traktorfahrt gedacht hatten. Noch auf dem Kerbeplatz sah man Burschen, die in Wolldecken gehüllt auf das Aufstellen per Kran warteten. Zuvor musste der 18 Meter lange grüne Riese jedoch noch mit blau-gelben Bändern, einer Lichterkette und der Kerbebopp Amelie geschmückt werden. Die Exkerbeborsch sorgten dabei so manchmal für Verwirrung, drehten sie doch die ein oder andere Glühbirne wieder heraus oder heckten so manch anderen Schabernack aus.
Kaum war der Baum im Aufstellloch eingelassen, hatten die Kerbeborsch einen schwindelfreien Kameraden auszudeuten, der die große Leiter hinaufzuklettern hatte, um die Schelle zu schließen, den Aufstellgurt zu lösen und das Kabel der Beleuchtung einzustecken. Lukas Heuser übernahm den Part und wurde mit Applaus für seinen Mut belohnt. Nach einer Stunde war die Arbeit am Baum getan und so machten sich die Burschen auf, um die letzten Vorbereitungen für den abendlichen Kerbetanz zu treffen.
Am Nachmittag musste noch der Kerbeplatz eröffnet werden, weshalb Daniel Dicks erstmalig seine Kerberede verlas, die er dann zur Eröffnung des Kerbetanzes noch einmal zum Besten gab. Bürgermeister Michael Antenbrink stach das Apfelweinfass an und hatte dabei mit einem besonders sturen Exemplar zu kämpfen. Freiwillig floss das Stöffche nämlich nicht, es waren vom Stadtoberhaupt Muskelkraft und einige Hammerschläge erforderlich, um den Fassstopfen zu lösen. Dann jedoch füllten sich die Gläser und gemeinsam stieß man auf einen erfolgreichen Kerbetanz an. Kaum war der Tanz eröffnet, ging das Gerücht „Die Bopp iss weg“ um, hatten sich die Vizekerbeborsch der Trophäe doch schon am frühen Abend bemächtigt.
Nach der zweiten durchfeierten Nacht stand am Sonntagmorgen der Besuch des Gottesdienstes an, bevor um 14 Uhr der Kerbeumzug folgte. Die Ehrenkerbeborsch Bürgermeister Michael Antenbrink und Pfarrer Frank-Peter Beuler durften ebensowenig fehlen wie der Kerbegickel, dem man eine Henne zur Gesellschaft zur Seite gestellt hatte. Am Kerbeplatz angekommen, schien ganz Flörsheim auf den Beinen zu sein, lockte das Kaiserwetter doch besonders viele zum „Reitschulfahrn“. Während die kleinen Flerschemer Runde um Runde auf den Karussells drehten , genossen die Erwachsenen den Plausch mit Bekannten, ist der Kerbeplatz doch stets auch der Ort, um die neuesten Neuigkeiten auszutauschen, frische Erdenbürger auszufahren und manch' Gerücht aufzuschnappen. So hieß es beispielsweise auch, dass eines der beiden Flörsheimer Kutschpferde einen Bänderriss habe und deshalb eine Weilbacher Kutsche fahren musste. Tatsächlich aber war nicht das Pferd, sondern der Kutscher mit einem Bänderriss lädiert.
Kommentare