Frieden ist keine Selbstverständlichkeit

Volkstrauertag: Mahnende Worte gegen das Vergessen – Erinnerung an millionenfaches Leid durch Krieg und Verfolgung

Große Abordnungen des DRK und der Freiwilligen Feuerwehr säumten die Kranzniederlegung auf dem jüdischen Friedhof.
(Fotos: R. Dörhöfer)

WEILBACH/FLÖRSHEIM (drh) – „Brauchen wir den Volkstrauertag noch?“ fragte Ortsvorsteher Thomas Schmidt anlässlich der Gedenkfeier zum Volkstrauertag am Sonntagmorgen, 19. November, in der Weilbacher Trauerhalle. Der Ortsvorsteher beantwortete die Frage eindeutig mit „Ja“, denn zum einen hätten die nachfolgenden Generationen den Opfern der Kriege Respekt zu zollen, zum anderen sei der Volkstrauertag eine Stütze der Erinnerung, ein Moment des Gedenkens, der die Ereignisse nicht verdrängt. „Jede Kranzniederlegung hilft, uns vor dem Vergessen zu bewahren“, sagte Schmidt, der an die bereits lange vor der Bundesrepublik bestehende Tradition des Volkstrauertages erinnerte. Schon in den 1920er Jahren hätten die Menschen mit dem Gedenktag an das millionenfache Leid erinnert und gehofft, damit weitere Kriege zu verhindern. Schon 20 Jahre später, so Schmidt, sei es anders gekommen – und auch heute sei man längst nicht vor Kriegen und Auseinandersetzungen gefeit. Frieden ist keine Selbstverständlichkeit – Schmidt erinnerte an den Jugoslawien-Krieg und auch an aktuelle Entwicklungen mit Krisen-Potenzial, nämlich an den Austritt Großbritanniens aus der EU oder an das Zerwürfnis in Spanien.

 „Uns fehlt es an gegenseitiger Solidarität und Verantwortung“, meinte Schmidt, der damit den neuen französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron zitierte. „Es liegt an uns allen, Respekt zu zollen und der jungen Generation Fortschritt zu bieten“, sagte der Ortsvorsteher, der im gleichem Atemzug die historische Sammlung des Fördervereins Weilbachs lobte. Den Aufbau der Sammlung bezeichnete Schmidt als Baustein zum Bewahren der Geschichte. Schmidt dankte den Polizisten, Soldaten und Rettungskräften für ihr tägliches Engagement zum Erhalt des Friedens und der Sicherheit im Land. Ebenso dankte der Ortsvorsteher den Gestaltern der Gedenkfeier. Schmidt lobte die Liedbeiträge der Sängervereinigung und dankte den Abordnungen der Feuerwehr, der Kerbeborsch und der Turngemeinde.

Gerlinde Goldbach-Thimm übernahm das Sprechen eines Gebetes für die Opfer von Krieg und Gewalt und bat zugleich um göttlichen Beistand für all die Regierenden, auf dass sie dem Frieden dienen mögen. Die Kränze wurden von Stadt und Vereinsring im Anschluss am Kriegerdenkmal niedergelegt.

In Flörsheim sprachen Bürgermeister Michael Antenbrink und Pfarrer Karl Endemann auf der Gedenkfeier in der Trauerhalle des Neuen Friedhofes. In Wicker übernahmen VdK-Vorsitzender Rolf-Dieter Borchardt, Ortsvorsteher Christopher Willmy und Pfarrer Christoph Müller die Redebeiträge. Auf dem jüdischen Friedhof legten die Flörsheimer im Anschluss der Kranzniederlegung am Gedenkstein des Friedhofes einen weiteren Kranz nieder. Die jungen Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes nutzten die Gelegenheit, sich über den jüdischen Friedhof zu informieren. „Wir müssen den jungen Leuten schon erklären, weshalb wir an einem Sonntagmorgen auf einer Wiese am Feldrand stehen und gedenken“, sagte DRK-Leiter Franz-Josef Eckert, der dann selbst auch noch Neues über die letzten Beisetzungen auf dem jüdischen Friedhof lernen konnte.

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