Gebürtiger Flörsheimer und Verwaltungsfachmann

Der Grüne Sven Heß tritt zum zweiten Mal bei der Bürgermeisterwahl an

FLÖRSHEIM (al) – Der 52 Jahre alte GALF-Stadtverordnete Sven Heß tritt erneut bei der Flörsheimer Bürgermeisterwahl (3. Juni) an. Heß und seine grünalternativen Mitstreiter stellen vor allem zwei Vorzüge heraus: Er ist gebürtiger Flörsheimer und Verwaltungsfachmann. Beides unterscheidet ihn von seinen Mitbewerbern Michael Antenbrink (SPD), dem Amtsinhaber, und Markus Ochs (CDU), dem Ersten Stadtrat. Denen merke man an, dass sie „von auswärts“ kommen und „dieses Heimatgefühl“ nicht haben, ist GALF-Fraktionsvorsitzende Renate Mohr überzeugt.

 

Mit der Bekanntgabe der Kandidatur am Montagabend in einer Pressekonferenz wollte die GALF allen Spekulationen ein Ende machen, die in der Frage gipfelten, ob sie denn überhaupt ins Rennen gehe (und sich den Verzicht mit dem Amt des Ersten Stadtrats honorieren lasse). Aber: Es hat keine Gespräche und schon gar keine Abstimmung mit den anderen Fraktionen gegeben, betonte Renate Mohr gegenüber der Presse. Allein das Wahlergebnis von 25,4 Prozent verpflichte die GALF, bei der Bürgermeisterwahl einen Kandidaten aufzustellen. Und Sven Heß habe bei seinem zweiten Versuch „sehr, sehr gute Aussichten“.
Der Kandidat verweist nicht nur auf seinen beruflichen Status als Verwaltungsoberrat bei der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg, sondern auch auf sein 1989 begonnenes Engagement in der Flörsheimer Kommunalpolitik. In der Heimatstadt zum Bürgermeister gewählt zu werden, wäre „die Vollendung meiner beruflichen und politischen Karriere“.
 
„Ich lass mich nicht vertreiben“
Dass die Rahmenbedingungen in Flörsheim geradezu schlecht geworden sind, gehöre zu dem, was ihn reize. „Ich lass mich auch vom Fluglärm nicht vertreiben“, sagt Heß, obwohl er unter der Einflugschneise wohnt. Die massiven und beharrlichen Demonstrationen der Bürger gegen die enormen Belastungen nach dem Ausbau des Flughafens seien ja Mutmacher, die ihn in der Kandidatur bestärkten. Auch die anstehende Haushaltssanierung schrecke ihn nicht, bekundet der GALF-Finanzexperte. Als weitere Schwerpunkte nennt er Soziales (etwa die Aufrechterhaltung der Flörsheimer Standards in der Betreuung) und Verkehr (weitere Schritte zur Entlastung an den Durchfahrtsstraßen). Es gelte, „das lebens- und liebenswerte Flörsheim“ zu erhalten.
Sven Heß würde als „Bürgermeister ohne Mehrheit“ einen „kooperativen Führungsstil“ praktizieren und sähe sich mehr in einer Moderatorenrolle. Die GALF habe eine starke Position und keine Probleme, mit CDU oder SPD zu stimmen, „wenn es um Inhalte und Rahmenbedingungen geht“. Auf keinen Fall werde sie sich „in Abhängigkeiten begeben“, um einem GALF-Bürgermeister eine feste Mehrheit zu schaffen.
 
Bewegung und Spielräume
Sven Heß und Renate Mohr plädieren ohnehin für weiterhin wechselnde Mehrheiten. Das gehe, auch in Flörsheim, wo nun „Bewegung drin“ und „neue Spielräume“ entstanden seien. Etwa in Weilbach, wo nach dem letzten Bürgerentscheid in Sachen Verkehr mehr passiert sei als in Jahrzehnten zuvor (kleine Umgehung, Kreuzungsumbau Mainzer, Rüsselsheimer Straße). Sven Heß findet gut, dass alte „Kriegsbeile begraben“ worden seien.
Das GALF-Führungsduo verweist auch auf die vorzüglichen grünen Wahlergebnisse andernorts. Es gebe immer mehr Grüne in hauptamtlichen Funktionen. „Man traut ihnen das zu.“ Sven Heß weiß, dass der Auftrieb auch aus der Atomkatastrophe in Fukushima resultiert und der als Katastrophe empfundene Flughafenausbau weiteren Auftrieb bringen könnte. Ihm wäre freilich lieber gewesen, wenn es solchen Rückenwind nicht gäbe. Er bräuchte ihn auch nicht. Denn die GALF mache in Flörsheim „seit Jahrzehnten verlässliche Politik“. Sie sei in der Lage, den „Flörsheimer Nerv“ zu treffen, und brauche daher für ihren Wahlkampf keinen externen Berater.
Die Chancen seien besser als vor sechs Jahren, schätzen Bewerber Sven Heß und seine GALF-Mitstreiter. 2006 hatte Heß 27,3 Prozent der Stimmen bekommen – nur 238 hätten damals gefehlt, um in die Stichwahl zu kommen. Da wäre es gegen CDU-Bewerberin Angelika Doetsch gegangen und nicht gegen den späteren Sieger Michael Antenbrink.
Sven Heß, jüngst Teilnehmer am New-York-Marathon, will auch als Flörsheimer Bürgermeister am intensiven Ausdauersport festhalten. Das erhalte die Balance, die er in seinem Leben gewonnen habe. Dazu zählt Heß auch die „Erdung“ durch die Familie. Und freut sich, dass er in ein paar Wochen Opa wird.
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