FLÖRSHEIM (pm) – Vielen katholischen
Christen ist es eine gute Tradition, der Einladung
des Bistums Limburg folgend zu Maria
Himmelfahrt eine Wallfahrt zu machen, um
mit Gleichgesinnten das Fest der Aufnahme
Mariens in den Himmel in einem festlichen
Gottesdienst zu feiern. Die KAB hatte einen
großen Reisebus gechartet, um mit 46 Wallfahrern
nach Marienthal zu fahren und gemeinsam
mit Hunderten von Gläubigen, den
Franziskanerpatres und Weihbischof Thomas
Löhr aus Limburg ein festliches Pontifikalamt
zur Ehre und zum Lobe der Gottesmutter Maria
zu feiern. In seiner Predigt ging Weihbischof
Löhr auf die Bedeutung Mariens für
den Glauben und für die heutige Lebenssituation
ein. Könnten wir uns doch auch heute ein
gutes Beispiel nehmen an ihrem Glauben und
Vertrauen auf Gott: „Denn der Mächtige hat
Großes an mir getan, und sein Name ist heilig“.
Die KAB gedenkt in diesen Tagen dem 200.
Geburtstag des großen Bischofs von Mainz,
Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, der
sich als Adliger, Jurist und Bischof – und damit
Mitglied der herrschenden Klasse im preußisch-
geprägten Kaiserreich – in herausragender
Weise für Recht und Gerechtigkeit der arbeitenden
Bevölkerung, insbesondere der unterdrückten
und ausgebeuteten katholischen
Menschen – Männern, Frauen, Kindern und
Alten – auf dem Fundament des christlichen
Glaubens eingesetzt hat. Ketteler war nicht der
einzige seiner Zeit, der die schrecklichen
Missstände zwischen Armut und Reichtum in
Staat, Gesellschaft und Kirche, neben Adolph
Kolping und den säkularen Zeitgenossen wie
Karl Marx, Friedrich Engels oder Ferdinand
Lasalle, anprangerte.
Bei seinem Engagement für die Armen und
Elenden erhielt er Kraft und Inspiration durch
die Botschaft Jesu Christi und dessen Auftrag
zur Nächstenliebe. Sein flammendes Engagement
gipfelte in seiner berühmten Rede auf der
Liebfrauenheide bei Offenbach am 27. Juli
1869: er forderte Lohnerhöhung, Verkürzung
der Arbeitszeit, Gewährung von Ruhetagen
(der Sonntag war kein „Sonntag“ für Alle!),
Verbot von Kinder- Mädchen- und Frauenarbeit
in den Fabriken. Fast einhundertfünfzig
Jahre später gelten diese Grundforderungen
wieder – oder noch?
Ketteler forderte nicht nur die Arbeitgeber,
Gesellschaft und Staat zum Umdenken auf und
verlangt menschlich-soziales Verhalten. Ketteler
forderte auch die Arbeitnehmer auf, sich ihrer
gesamtwirtschaftlichen Bedeutung bewusst
zu sein, sich in Gewerkschaften/Verbänden
selbst zuorganisieren um ihre berechtigten
und lebensbestimmenden Interessen durchzusetzen.
Der Erfolg brauchte seine Zeit, denn
die Widerstände der Etablierten waren groß,
bis sich die Lebensumstände der Arbeiterschaft
verbesserten. So wurde Ketteler zum
geistigen Wegbereiter der Arbeitervereine und
damit der Katholischen Arbeiter Bewegung.
Bischof Ketteler zu Ehren und zu seinem Gedenken
feierten die KAB auch in diesem Jahr
an der Kettelerkapelle eine Andacht und freuten
sich über viele aufmerksame Zuhörer. Die
heutige Katholische Arbeitnehmer Bewegung
beruft sich zu Recht und mit Stolz auf das Wirken
des großen Bischofs.
Am Nachmittag wurde in einer Andacht mit
Prozession durch das Tal, entlang des Kreuzweges,
das Marienbild (aus dem 13. Jahrhundert)
getragen, und zum Abschluss erteilte
Weihbischof Löhr den sakramentalen Segen.
Für viele Wallfahrer, die alljährlich hierher
kommen, ist dies der Höhepunkt des Tages.
Die Gruppe besuchte anschließend die Pfarrkirche
St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen.
Diese schöne Pfarrkirche beherbergt in einem
vergoldeten Schrein die Reliquien der Heiligen
Hildegard, die hier einst als Äbtissin wirkte
und heute Schutzpatronin ist.
Den Tag beschlossen die Teilnehmer in gemütlicher
Runde in einem Gasthaus in den
Weinbergen von Frauenstein und genossen den
herrlichen Blick in den Rheingau bei einem Glas heimischen Wein.