"Maske auf!" gilt auch in den Klassensälen Die Einschulungsfeier in der Flörsheimer Sophie-Scholl-Schule ist auf Distanz gepolt

Die Einschulungsfeier in der Flörsheimer Sophie-Scholl-Schule ist auf Distanz gepolt

Spät entschied sich die Landesregierung zu diesem Schritt. Seit Montag schreibt eine neue Verordnung vor, dass innerhalb der hessischen Schulgebäude eine Mund-Nasen-Maskenpflicht gilt. Nach den Sommerferien sollten, so das erklärte Ziel, die Schulen die beschränkten Unterrichtsformen beenden und den Regelunterricht wieder aufnehmen. Der Einzug aller gut 700.000 hessischen Schülerinnen und Schüler in die Klassensäle in dieser Woche, darunter etwa 55.000 Erstklässlerinnen und Erstklässler, macht es vielen Schulen jedoch unmöglich, eine Abstandsregelung, wie sie in den Klassenräumen eigentlich weiter gelten soll, umzusetzen.

Daher hatte manche Schulleitung damit gerechnet, dass auch in den Klassensälen die Maskenpflicht gelten werde. Das soll aber, jedenfalls vorerst, kein Bestandteil der hessischen Regelung sein. Der Landkreis Groß-Gerau etwa hat seine Gestaltungsfreiheit in Detailfragen genutzt und für seine nördlichen Gemeinden eine Maskenpflicht für Schüler wie Lehrer ausgesprochen. Im Main-Tauuns-Kreis gibt es so etwas nicht. Die Flörsheimer Sophie-Scholl-Schule hat sich dennoch dazu entschlossen, ebenfalls die Maskenpflicht auch auf die Unterrichtsräume auszudehnen. Eine rechtliche Handhabe dazu gegenüber Eltern und Kindern, die dies nicht einsehen, dürfte die Schule im Zweifelsfall kaum haben, aber der Appell an die Vernunft steht.

Die Sophie-Scholl-Schule hätte schon wegen der durch die Umbauarbeiten derzeit fehlenden acht Klassensäle keine Chance, zusätzliche Räume einzusetzen und größere Klassen aufzuteilen, sie bleiben in voller Stärke zusammen, mit an die 30 Schülerinnen und Schülern in einem Saal. „Wir haben selbst beschlossen, die Maskenpflicht auf den Unterricht auszuweiten, weil wir keine Chance sehen, die Abstandspflichten einzuhalten“, erläuterte Konrektor Björn Bauer. Diese habe schließlich auch schon vor den Ferien in der Schule gegolten.

Abnehmen dürfen die Schülerinnen und Schüler die Masken letztlich nur auf dem Pausenhof, um essen und trinken zu können. Mit den Fünftklässlern werde im Unterricht, der in dieser Woche noch ausschließlich mit den Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern stattfindet, das Thema Distanz ausführlich besprochen. Die Schule sei zudem auf alle Entwicklungen vorbereitet, betont Bauer, also auch auf eine neuerliche Schulschließung bei explodierenden Infektionszahlen.

Die strikte Handhabung der Hygieneregeln soll diese Situation vermeiden – bisher klappte dies, in der Sophie-Scholl-Schule gab es bisher keinen Coronafall. Selbst in der großen Stadthalle, wo etwa die städtischen Gremien wieder tagen und dabei ohne Masken auskommen, trugen alle Anwesenden am Dienstag den Mund-Nasen-Schutz, alle Gäste mussten sich registrieren.

Drei statt einen Tag in der Stadthalle

Mit den Einschulungsveranstaltungen der beiden weiterführenden Schulen in Flörsheim ist es dieses Jahr ein schwieriges Ding. Normalerweise mieten sich das Graf-Stauffenberg-Gymnasium und die Sophie-Scholl-Schule für den Dienstag der ersten Schulwoche nach den Sommerferien gemeinsam die Stadthalle an. Am Vormittag ist das Gymnasium mit seiner Feier dran, am Nachmittag die Haupt- und Realschule. Doch diesmal mussten beide Schulen die Veranstaltungen aufteilen und mehrfach durchführen, um die Menschenmengen in der Stadthalle zu begrenzen.

Schon am Montag sowie am gewohnten Dienstagvormittag absolvierte die Stauffenberg-Schule diesmal ihre Feier, am Dienstagnachmittag und Mittwoch war dann die Sophie-Scholl-Schule an der Reihe. Die Haupt- und Realschule teilte die beiden Veranstaltungen sogar noch einmal auf. Am Dienstag kamen zunächst die zwölf künftigen Hauptschülerinnen und Hauptschüler, nachdem diese mit ihren Begleitern die Stadthalle durch den Nebeneingang wieder verlassen hatten, war die neue Klasse 5Ra des Realschulzweigs dran mit 26 Schülerinnen und Schülern. Am Mittwoch folgten nacheinander die drei weiteren Realschulklassen.

Nicht möglich waren in diesem Jahr unter den Vorgaben naturgemäß auch die üblichen Begrüßungsauftritte der älteren Jahrgänge auf der Bühne. Aber mit viel Zeitaufwand hatten sie auf dem Schulhof ein Video produziert, das die Botschaften in digitaler Form überbrachte. So erklären Sechstklässlerinnen und Sechstklässler, welche Schulfächer, die sie aus der Grundschule zu einem guten Teil noch nicht kennen, in der weiterführenden Schule mit welchem Stundenbudget unterrichtet werden. Dazu zählt auch in den Stufen 5 bis 7 eine Stunde pro Woche das soziale Lernen, genannt „Lions Quest“.

Eine zweite Videoeinspielung stellte die Arbeit der „Guides“ vor, die von den Schulsozialarbeiterinnen Tatjana Heller und Nina Kläser geschult und betreut werden. Diese etwas älteren Schülerinnen und Schüler schlichten kleinere Streitereien, wissen, wo welche Räume zu finden sind, begleiten Schulausflüge und stehen den Schulsozialarbeiterinnen, die von der Caritas gestellt werden, helfend zur Seite.

Konrektor Bauer musste den Neuankömmlingen unter anderem mitteilen, dass sie ihr Essen und Trinken komplett selbst mitbringen müssen – der Kiosk bleibt zu, der Wasserspender ausgestellt. Selbst in solchen Details dominiert also weiterhin Corona. „Das sind Herausforderungen, aber zusammen schaffen wir das“, zeigte sich Schulleiter Reik Helbig überzeugt.

Er verwies auf das auf der Leinwand eingeblendete Logo der Schule und verteilte an die Schülerinnen und Schülern die erste Hausaufgabe ihrer Laufbahn an einer weiterführenden Schule. Die Bedeutung der darauf zu sehenden „Weißen Rose“ und warum Sophie Scholl ein Vorbild sei und es verdient habe, dass Schulen nach ihr benannt werden, wird in den ersten Unterrichtseinheiten dieser Woche thematisiert und geklärt.

Bürgermeister Bernd Blisch überbrachte die Grüße des Magistrats und lobte in seiner Ansprache die Entscheidung der Schulleitung, die Einschulung trotz der Umstände in der Stadthalle zu feiern, die schließlich die gute Stube der Stadt sei. An die Schülerinnen und Schülern gerichtet betonte er, dass es nun zwar vor allem auf ihre Leistung ankomme, „aber ihr seid nicht alleine, Eure Eltern und ein tolles Team an Pädagoginnen und Pädagogen ist für euch da“.

Das Coronavirus zeige, wie schnell es passieren könne, dass alles, was man gelernt habe, in den Hintergrund rücken könne. „Da kommt so ein kleines Virus, und alles ist nicht mehr so wichtig.“ Blisch und Helbig warben um Verständnis für die Maskenregelung, in der Hoffnung, dass diese helfen werde, die Bedrohung bald zurückdrängen zu können.

Die Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Klassen wurden zum Abschluss des Tages einzeln auf die Bühne gerufen. Dort durften sie für einen kurzen Moment auch die Masken abnehmen, denn eine Einschulung muss natürlich auf einem vernünftigen Foto festgehalten werden. Alle bekamen für den Nachhauseweg zwei Zettel mit auf den Weg, so den ersten Elternbrief, in dem zum Beispiel mitgeteilt wird, dass die Ganztagsangebote am 1. September anlaufen werden. Schülerinnen und Schüler, die Erkältungssymptome zeigten, dürfen nicht in die Schule kommen. Auf einem zweiten Zettel mussten alle Schüler und Eltern erklären, ob sie sich im August in einem Corona-Risikogebet aufgehalten haben - und ob seither ein negativer Test vorliegt und die Quarantänezeit eingehalten wurde.

Über 90 Prozent im Realschulzweig

Insgesamt beginnen in diesem Jahr 120 Schülerinnen und Schüler das Leben auf der weiterführenden Schule, eine durchschnittliche Zahl im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Drei freiwillige Wiederholer kommen hinzu. 90 Prozent der Neuen (111) beginnen im Realschulzweig. Laut Statistik der Schule kommen 92 der nun Eingeschulten aus Flörsheim und den Ortsteilen selbst, aber auch zwölf aus Hattersheim und elf aus Hochheim, sieben wohnen gar in weiter entfernten Kommunen.

Kommentare

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
Sicherheitsprüfung
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.


X