Nah am Menschen bleiben

CDU-Neujahrsempfang: Hessens Finanzminister als Gastredner / Ehrung langjähriger Mitglieder

Die Ehrung von Mitgliedern ist traditioneller Bestandteil des Neujahrsempfangs der Flörsheimer Christdemokraten.    ?(Fotos: R. Dörhöfer)

 

FLÖRSHEIM (drh) – Finanzpolitik mag zwar nicht des Bürgers liebstes Thema sein, gleichwohl bildete sie den Schwerpunkt beim Neujahrsempfang der Flörsheimer CDU, deren Mitglieder und Gäste sich am Samstagmorgen im Pavillon der MCE Bank eingefunden hatten, um unter anderem einen Vortrag des Hessischen Finanzministers Dr. Thomas Schäfer zu verfolgen.

 

„Politik muss zuhören können, den Dialog suchen und sich stets fragen, wie die Mitbürger erreicht werden können“, sagte Parteivorsitzender Steffen Bonk in seinen Begrüßungsworten. Bonk verurteilte die Anschläge von Paris, sprach die Konflikte in Russland und im Nahen Osten an und warnte davor, im Inland alle Demonstranten pauschal zu verurteilen. Für Rechts- wie Linksradikale dürfe es in Deutschland keinen Platz geben, doch seien die gegenwärtigen Demonstrationen ein Zeichen für die persönliche Unzufriedenheit vieler im Land.
Auch Landrat Michael Cyriax fragte: „Wo stehen wir, wo wollen wir hin?“Er blickte aber eher auf das kommunale Geschehen im Main-Taunus-Kreis. Flörsheim könne sich über eine hervorragende Schullandschaft freuen und der Kreis wie auch die Kommunen müssten sich weiter dafür einsetzen, die Wohnqualität in ihren Städten zu verbessern. Hierzu zählte Cyriax auch eine flächendeckende Breitbandverkabelung. Gemeinsam mit der „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main“ solle die Chance genutzt werden, das Gemeinwesen für einen größeren Zusammenhalt in der Gesellschaft weiterzuentwickeln, um die größer gewordenen Belastungen auszugleichen.
CDU-Fraktionsvorsitzender Marcus Reif widmete sich vor allem wieder der Finanzthematik und kreidete das Finanzieren von Maßnahmen „auf Pump“ in der aktuellen örtlichen Politik an. „Wenn wir so weitermachen, haben wir bald Kinderbetreuungsgebühren von 450 Euro im Monat“, rechnete Reif vor. Außerdem prangerte er an, dass politische Entscheidungen in Flörsheim unter Zeitdruck gefällt werden müssten. Lieb gewonnene Traditionen, so Reif an anderer Stelle, dürften nicht in Frage gestellt werden: Fastnacht, Nikolaus, Volkstrauertag, der Tag der Deutschen Einheit, Kerb und Nachkerb sowie St. Martin müssten erhalten werden. In den „Pegida-Bewegungen“ drückt sich aus Reifs Sicht die Entfernung der Politik von den Bürgern aus, die Menschen hätten ein Bedürfnis, gehört zu werden.

„Kein Spaziergang“
Auch der hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer sieht in fehlenden Orientierungsmustern ein Problem der komplizierter gewordenen Welt. Die Echtzeit-Berichterstattung der Medien, die vielfältigen Angebote verwirrten die Menschen, zumal immer weniger in Predigten und ihrem Glauben Halt und Orientierung fänden. Die Entwicklungen in Dresden zeigten, dass die Menschen die subjektive Empfindung hätten, nie in den verheißenen blühenden Landschaften angekommen zu sein. Die Demonstranten suchten Anonymität, um sich zu artikulieren und dürften daher nicht stigmatisiert werden.
Schäfer forderte die Politik auf, offen zu ihren Meinungen zu stehen und den Menschen nicht nach dem Mund zu reden. „In der Politik kommt es nicht auf Zuneigung und Empathie, sondern auf Respekt an. Respekt verdient man sich, wenn man sagt, was man denkt“, so Schäfer. Nur mit Respekt könne etwas erreicht werden und die Menschen müssten sich auf Aussagen und vorgestellte Pläne, seien sie auch noch so hart, verlassen können.
„Wir waren uns bewusst, dass die Schuldenbremse kein Spaziergang wird. Wir haben 40 Jahre gut gelebt und 70 Prozent der Bürger wollten die Schuldenbremse“, so Schäfer, der davor warnte, den harten Sparkurs zu verlassen. „In 20 Jahren werden wir über eine Rente mit 63 lachen. Da wird die Rente mit 70 Normalität sein“, prophezeite der Finanzminister, der auch das „Jammern“ der Kommunen nicht verstehen kann, würden diese 2015 voraussichtlich doch schon einen Überschuss erwirtschaften. Ihm sei bewusst, dass wenige Kommunen extrem viel und viele sehr wenig erwirtschaften, doch mit der Reform zum kommunalen Finanzausgleich sei dies in den Griff zu bekommen.
Auch in der Griechenlandproblematik riet Schäfer zum Einhalten der Verträge. „Wenn wir Griechenland nachgeben, ziehen andere Länder nach. Ein Zahlungsausfall Griechenlands ist verkraftbar“, so Schäfer, der glaubt, dass die Griechen an sich nicht an den Reformen, sondern hauptsächlich an der fehlenden Konsequenz der Durchsetzung litten. „Ich habe ein Stück weit Verständnis für die Griechen, kann aber derem Wunsch, dass Deutschland erneut zahlen soll, nicht entsprechen.“
Nach der Rede des Finanzministers ehrte der Stadtverband langjährige Parteimitglieder. Seit 25 Jahren halten Antonia Folland und Dietmar Sondermann der CDU die Treue. Seit drei Jahrzehnten sind Jutta Euler, Otmar Adelfang, Matthäus Kohl, Christof Lauck, Thomas Lauck, Christopher Willmy und Frank Neugebauer Mitglied. Reinhard Kohl gehört der Partei seit 35 Jahren an. Rolf Schleidt und Anton Weilbächer sind seit 45 Jahren dabei. Seit fünf Jahrzehnten hält Josef Lauterbach die Treue. Stolze 60 Jahre ist Nikolaus Müller Mitglied der CDU.

 

 

 

 

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