Reife Leistung von jungen Spielern

Das „Junge Theater“ präsentierte ein durch und durch „fantasievolles“ Stück

FLÖRSHEIM (ak) – Am letzten Wochenende führte das „Junge Theater“ des „Flörsheimer Amateur Theaters“ (FAT) in der Kulturscheune in Flörsheim das Stück „Von Vampiren, Lehrern und anderen Gespenstern“ unter der Regie von Luzia Platt auf. Insgesamt acht junge Schauspieler im Alter von 8 bis 13 Jahren nahmen – unterstützt von zwei „FAT-Oldies“ – in 14 verschiedenen Rollen und drei Szenenbildern die Zuschauer zum Schmunzeln und Lachen, aber auch zum Nachdenken mit in eine „Horror-Schule“ und ins „Schloss Grafenschmus“.

 

In der „Horror-Schule“ lernten die Gespenster-Azubis Max (ein junger Vampir), Mumi (eine „uralte“ Mumie) und Horri (ein junges Gespenst, zum Herumgeistern verurteilt wegen „Malens eines 25-Euro-Scheins“) nicht nur, wie man sich „so richtig schlecht benimmt“, auch etwa „Stöhnen“, „Heulen“, „mit den Ketten klirren“ (alles „mit und ohne Kopf“) und auch „Auseinanderfallen“ waren dort ihre Fächer. Davon konnten die „Gespenster-Schüler“, wie alle anderen Schüler überall sonst auch, einiges schon gut, anderes mussten sie noch üben. Zum Beispiel hatte „Max von Dracula“, der junge Vampir, noch eine sehr ärgerliche Abneigung gegen Blut, er trank am liebsten Petersiliensaft. In den Schulalltag der jungen Gespenster brachten drei Besucher aus dem benachbarten „Schloss Grafenschmus“ Aufregung: ihr Schloss wurde seit kurzem von der Lehrerfamilie Wutschrei bewohnt, und Lehrer Wutschrei war absolut „Gespensterresistent“ – er ließ sich nicht erschrecken und hatte auch einfach gar keine Angst, so sehr sie sich auch Mühe gaben. Deshalb hatten sie entnervt beschlossen, mal Urlaub zu machen. Aber ein Spukschloss ohne Gespenster war natürlich undenkbar, also machten sich die drei Gespenster-Schüler auf den Weg nach Schloss Grafenschmus, entschlossen, Lehrer Wutschrei das Fürchten beizubringen. 
Dort angekommen lernen sie zunächst die Kinder von Lehrer Wutschrei kennen und erfahren von ihnen, an was es liegt, dass ihr Vater sich nicht fürchtet: „Er hat einfach keine Fantasie!“, fasst Sille Wutschrei (Jacqueline Walther) die Diagnose kurz zusammen.
Ob man das ändern sollte, war die Frage. „Butler James“ wurde eingeweiht und um Rat gefragt, seine Meinung dazu war für alle Zuschauer – wie man am Auflachen hörte – durchaus auch nachvollziehbar: „Etwas Fantasie hat noch niemandem geschadet, ich glaube nicht, dass das bei einem Lehrer der Fall sein wird!“ Mit dem erfrischend frei vorgebrachten Ausruf des „Nesthäkchens“ der Lehrerfamilie (prima gespielt vom achtjährigen Joshua Walter) „Geil, jetzt wird’s spannend!“, begann die Aktion der Gespenster, den „grauen und griesgrämigen“ Lehrer Wutschrei wieder zu einem netten, fantasiebegabten Menschen zu machen.
Wie die Gespensterschüler es am Ende mit Hilfe ihrer „Gespenster-Lehrerin“ Frau Pfui und des „Gespenster-Technikers“ Alpha tatsächlich schafften, den „harten Brocken“ Lehrer Wutschrei wieder Fantasie „einzuhauchen“, konnten die amüsierten Zuschauer in einem sehr schönen, flüssigen und unterhaltsamen Spiel erleben. 
Dabei war vor allem bei den Doppelrollen zu bemerken, dass die jungen Schauspieler wussten, wie man verschiedene Charaktere auch unterschiedlich ausarbeitet. So brachte etwa Jonathan Walter das Publikum zum einen als ungestümer kleiner Vampir mit großer Lust auf grünen Petersiliensaft oft zum Lachen, erstaunte und erfreute aber auch in seiner zweiten Rolle als Butler James mit schon fast geschliffen korrekt und „butlergerecht“ gestelzt vorgetragenen Kurz-Monologen. Vampir und Butler unterschieden sich in ihrem Handeln auf der Bühne so sehr, dass die Zuschauer schon ganz genau hinschauen mussten, um zu sehen, dass es sich tatsächlich um denselben Schauspieler handelte.
Auch von Jean Lauck wurde die „Verwandlung“ vom überkorrekten, fantasielosen und bei Familie und Schülern gefürchteten „Pauker“ Oskar Wutschrei in einen am Ende doch wieder netten und liebevollen Vater und Lehrer sehr gut herausgearbeitet.
Regisseurin Luzia Platt kann zu Recht stolz auf ihre junge Truppe sein, die sich auch nach fast einem Jahr Proben nicht davon aus dem Konzept hat bringen lassen, dass kurz vor Weihnachten zwei junge Schauspieler einfach „ausgestiegen“ sind. Ihre „FAT-Oldies“ Karl-Heinz Platt als „Gespenster-Techniker Alpha“ und Hans-Joachim Schäfer als Gespenst „Gerald von Angst“, die danach erst kurzfristig eingesprungen waren, um die schon geplanten Aufführungen zu retten, fügten sich wunderbar in die junge Truppe ein. 
Man kann nun hoffen, dass sich in der gut gefüllten Kulturscheune im Publikum auch ein paar Lehrer (oder strenge Väter) befunden haben, die durch die amüsante Vorführung dazu angeregt wurden, vielleicht einmal darüber nachzudenken, wie sie bei ihren Schülern oder Kindern „so rüberkommen“ – und das diese dann in Zukunft vielleicht auch der Fantasie eine Chance geben, nicht nur um anderen das Leben zu erleichtern, sondern auch um selbst mehr Freude im Leben zu haben. 
Das „Junge Theater“ des FAT und Lehrer Wutschrei haben gezeigt, dass Änderungen möglich sind und viel Spaß machen können.
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