Reise durch Werke aus drei Jahrhunderten

Jahreskonzert des Flörsheimer Musikvereins 1954 stieß auf großes Interesse - Sef Diehl verabschiedet

Multimedial sind die Konzerte des Musikverein, das Publikum kann Illustrationen und Texte zum gerade vorgetragenen Stück lesen.

Wie bei allen „Wiedergeburten“ nach den Corona-Ausfällen ist es für die Veranstalter derzeit kaum zu kalkulieren, inwiefern die bis zur Pandemie gut angenommenen Veranstaltungen im Flörsheim den gewohnten Zuspruch finden, wenn sie nun wieder angeboten werden. Ganz sicher war sich auch der Musikverein Flörsheim nicht, ob das Jahreskonzert, einst fester Bestandteil der Veranstaltungen des 1954 gegründeten Zusammenschlusses, sofort wieder ein größeres Publikum finden würde.

Es fand einen besseren Zuspruch als es der Verein erwartet hatte nach dem Vorverkauf. „Wir hatten am Freitag mit 130 Zuschauern kalkuliert, aber dann sind noch eine ganze Menge Karten an der Abendkasse verkauft worden, auch einige Schüler, die freien Eintritt hatten, kamen noch hinzu“, berichtete Musikvereins-Sprecher Markus Jäger. Von den letztlich 300 gestellten Stühlen in der Stadthalle blieben nicht allzu viele ungenutzt. „Damit waren wir sehr zufrieden, schließlich ist ja immer noch Corona“, betont er.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer bekamen ein langes und musikalisch ausgesprochen vielseitiges Programm geboten, das inklusive Pause und einer gebührenden Verabschiedung des Bariton-Spielers Heinz-Josef Diehl (siehe Text) über zweieinhalb Stunden Unterhaltung bot. Auf der Bühne der Stadthalle hatte Dirigent Bernhard Frank 45 Musikerinnen und Musiker um sich herum versammelt. Nicht nur seines großen Orchesters, das vielmehr Unterstützung aus eigenem Haus erhielt.

„Wer sich fragt, was unser Jugendorchester macht, ob es das noch gibt“, sagte die Vorsitzende und Moderatorin Christine von der Au. „Es hat sich heute unter das Orchester gemischt.“ Die „fffortissimos“ durften sich kurz erheben und sich einen Extrapplaus abholen. von der Au las vor den einzelnen Stücken kurze Ein- und Überleitungen zu den nächsten Komponisten vor, dessen Werk der Musikverein nun präsentierte.

Insgesamt 14 Mal kehrte Frank auf die Bühne zurück, um den nächsten Block einzuleiten. Ältestes Stück war der „Yorks’sche Marsch“ von Ludwig van Beethoven, entstanden im Jahr 1813. Komponist für Komponist arbeitete das Orchester sich durch die Jahrzehnte in die Moderne vor. Das nahezu aktuelle Potpourri aus „La La Land“ (2016) des 1985 geborenen Komponisten Justin Hurwitz bildete den Abschluss. Aber natürlich hatte der Musikverein eine im Programmheft nicht angekündigte Zugabe eingeplant, hier kam das Böhmische Liedgut mit den Polka-Stücken „Böhmische Liebe“ und „Südböhmische Polka“ zu ihrem Recht.

Auf dem Weg durch die zwei Jahrhunderte populärer Musik der jeweiligen Zeit präsentiert der Musikverein ein „Best of“ von Melodien aus der Feder von Giuseppe Verdi, namentlich aus den Opern Aida, Rigoletto, La Traviata, Der Troubadour und Nabucco. Es folgten „The Great Gate of Kiev“ von Modeste Mussorgsky und der Walzer „Auf den mandschurischen Hügeln“ (1906) des russischen Militärmusikers Ilya Schatrow.

Das Orchester blieb noch ein wenig in östlichen Gefilden, mit dem „Herzegowina-Marsch“ von Julius Fučík, ehe es dann einen großen Sprung in die Nachkriegszeit machte. Audrey Hepburn erschien auf der Leinwand, die Hauptdarstellerin der Filmversion des Musicals „May Fair Lady“ (1964). Dessen Komponist war der gebürtige Berliner Frederick Loewe, das Orchester bot ein großes Potpourri der auch heute noch bekannten Musikstücke.

Der erste noch lebende Komponist im Konzert war der letzte Programmpunkt vor der Pause. Erstaunlich, wie viele allgemein bekannte Melodienklassiker Herb Alpert geschaffen hat, zeigte das Medley von Stücken des 1935 geborenen Kaliforniers, der seine größten Erfolge mit der Band "The Tijuana Brass" feierte.

Der zweite Teil des Konzerts begann mit einer Polka des Tschechen Antonín Žváček (1907- 1981), ehe es zurück auf den amerikanischen Kontinent ging, zu bekannten Melodien der Musik aus dem Disney-Film „Aladdin“, komponiert sowohl für den Zeichentrickfilm von 1992 wie den Fantasyfilm von 2019 von Alan Menken (*1949).

Zurück nach Europa ging es mit den Komposition für Blasorchester „Adventure!“ sowie „Adagio for Winds“ des 1973 geborenen Markus Götz, unterbrochen allerdings vom „Rendezvous im Herbst“, einem Walzer aus der Feder des Arrangeurs Timo Dellweg. Der vorletzte Beitrag vor „La La Land“ war wiederum eine Polka. Der 1988 geborene Österreicher Martin Scharnagl hatte ebenfalls für ein Blasorchester „Von Freund zu Freund“ komponiert.

Der Musikverein war froh, nach zwei Jahren Zwangspause wieder sein Jahreskonzert im normalen Rahmen anbieten zu können. Weitere Einsätze in diesem Jahr haben Orchestermitglieder noch bei den Martinsumzügen in Eddersheim und am kommenden Sonntag in Flörsheim. Am 1. Advent darf zudem eine Abordnung des Orchesters beim Flörsheimer Weihnachtsmarkt nicht fehlen.

Weitere Artikelbilder:

Noch keine Bewertungen vorhanden


X