Wenn der Tod zum Beruf wird

"Tags des Bestatterhandwerks" erlaubt Blick hinter die Kulissen des Instituts Wolf

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Obwohl der Tod zum Leben gehört, wird er im Alltag oft verdrängt. Für Bestatter hingegen ist er fester Bestandteil ihrer täglichen Arbeit. Am 22. und 23. März luden zahlreiche hessische Betriebe im Rahmen des "Tags des Bestatterhandwerks" dazu ein, hinter die Kulissen ihres Arbeitsalltags zu blicken und Vorurteile abzubauen. Auch Angelika und Rainer Woller vom Bestattungsinstitut Philipp Wolf öffneten ihre Türen, um interessierten Besuchern einen Einblick in ihre Räumlichkeiten zu geben und zu zeigen, wie vielfältig dieser Beruf sein kann.

Unter den Gästen vor Ort zählte die Vorsitzende der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag, Wiebke Knell. Sie ließ sich gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Bestattungskultur, Hermann Hubing, und dessen designierter Nachfolgerin Andrea Belegante die Arbeitsprozesse eines modernen Bestattungsunternehmens erklären.

Dabei wurde schnell deutlich, dass Bestattende weit mehr leisten, als Särge bereitzustellen und Trauerfeiern zu organisieren. Sie haben psychologisches Fingerspitzengefühl und begleiten trauernde Angehörige in den schwersten Stunden. Sie kennen sich in Rechtsfragen aus und kümmern sich um sämtliche Formalitäten.

„Ich unterstütze diesen Aktionstag sehr“, erklärte Knell. „Was Bestatterinnen und Bestatter leisten, ist weit mehr, als vielen bewusst ist: Sie sind Seelsorger, Handwerker und Organisatoren zugleich. Beeindruckend ist, mit wie viel Einfühlungsvermögen und Fachkompetenz sie diese anspruchsvolle Arbeit erfüllen.“

„Wer gut bestatten will, braucht nicht nur Fachwissen, sondern auch ein offenes Herz“, sagt Rainer Woller. Er betont, wie wichtig dabei die persönliche Nähe zu den Angehörigen ist. Das Bestattungsinstitut Philipp Wolf zeigt, was das in der Praxis bedeutet. Bereits 1932 gegründet, wird es heute erfolgreich in dritter Generation weitergeführt. Ursprünglich als Schreinerei und Möbelgeschäft gestartet, bietet das Unternehmen heute neben Erd-, Feuer- und Seebestattungen auch eine breite Palette individueller Erinnerungs- und Abschiedsmöglichkeiten an, wie etwa Hand- oder Gesichtsabdrücke.

Neben fachlicher Beratung legt das Bestattungsunternehmen großen Wert auf eine einfühlsame Beratung und eine würdevolle Gestaltung der Trauerfeiern. Dabei sollen sich Angehörige in den Räumen gut aufgehoben fühlen. Warme Farben und beruhigende Elemente schaffen Orte, an denen persönlicher Abschied möglich ist. So verbindet dieser Beruf Herz, Handwerk und Menschlichkeit.

„Wir wollen Hinterbliebene nicht alleinlassen“, betont die heutige Inhaberin Angelika Woller. Ob Behördengänge, Trauerdruck oder Musikarrangements: Das Team möchte Angehörigen in ihrer Trauer so viele Aufgaben wie möglich abnehmen. „Der Gedanke an den Tod wird oft verdrängt, bis ein Trauerfall tatsächlich eintritt“, sagt Woller. "Dann stehen plötzlich unzählige Fragen im Raum und wir möchten für die Angehörigen da sein und sie unterstützen"

Obwohl das Bestatterhandwerk seit 2020 als Vollhandwerk anerkannt ist, bleibt der Berufstitel Bestatter ungeschützt. "Jeder kann einen Gewerbeschein beantragen, ohne eine fundierte Ausbildung nachweisen zu müssen", erklärt Hermann Hubing. Deshalb werben Verbände wie "hessenBestatter" und das Deutsche Institut für Bestattungskultur im Hinblick auf die Handwerksordnungs-Novellierung 2025 erneut für die Einführung der Meisterpflicht. Ziel ist es, die Fachkompetenz und Seriosität im Bestatterhandwerk dauerhaft zu sichern - unter dem Motto: "JA zum Bestattermeister" - für Kompetenz, Transparenz und Vertrauen.

Der "Tag des Bestatterhandwerks" hat gezeigt, wie wichtig Offenheit, Handwerkskunst und Empathie in dieser Branche sind. Die Organisatoren hoffen, dass das Interesse am Berufsfeld der Bestatter weiter wächst. Denn es geht nicht nur um einen würdevollen Umgang mit dem Tod, sondern auch um ein Handwerk, das fest im Leben verankert ist.

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