300 Weckmänner verteilte Pfarrer Sascha Jung in seiner Rolle als Heiliger Nikolaus auf dem Flörsheimer Weihnachtsmarkt. Zuvor hatte er den Marktbesuchern noch ein Gedicht vorgetragen und die neue städtische Weihnachtsbeleuchtung sowie die ebenfalls neue Beleuchtung von St. Gallus gelobt. Einen kleinen Seitenhieb konnte sich der Mann in der Kutsche dann aber doch nicht verkneifen, er spielte auf den von Bürgermeister Antenbrink an die Adresse der Stadtverordneten gerichteten Vorwurf der Clownerie an: „Es schadet bestimmt auch nicht, wenn im Parlament ab und an gelacht wird“, scherzte der Heilige Nikolaus, der anscheinend nicht nur die Taten der Kinder, sondern auch die des Bürgermeisters im Blick hat. Antenbrink nahm die kleine Rüge gelassen und packte wie auch der Erste Stadtrat Sven Heß beim Verteilen der Weckmänner mit an.
Aufmerksamen Besuchern des Weihnachtsmarktes fiel nicht nur die neue LED-Beleuchtung, sondern auch das neue Gingko-Bäumchen in der Platzmitte auf. „Die Umrandung ist noch provisorisch, denn der Goethe-Baum soll einmal von einer Bank umrundet werden“, erklärte Bürgermeister Michael Antenbrink.
In der St. Galluskirche luden die Flörsheimer Kantorei, der Chor der evangelischen Kirchengemeinde und die Band „Tiberias“ unterdessen zum adventlichen offenen Singen. Die Sänger hatten sich unter Flörsheims größtem hängendem Adventskranz und vor dem ersten Bild der viel beachteten Weihnachtskrippe versammelt. Der Kirchenraum selbst war in viele warme Lichttöne getaucht. Nach dem Abendgottesdienst folgte ein adventliches Orgelkonzert mit Diözesankirchenmusikdirektor Andreas Großmann. Großmann hatte den Anspruch, die Fülle der Orgel zu präsentieren, und hatte für das Programm unter anderem Werke von Bruhns, Bach, Reger und den beiden französischen Komponisten Couperin und Dupré gewählt. „Nun sind auch die Engel der Orgel von der Restaurierung zurück. So erstrahlt das Instrument wieder in seiner ganzen Pracht“, erklärte Großmann den Anlass des Orgelkonzertes. Damit fanden Weihnachtsmarktbesucher am Rande des Trubels zwischen Glühwein, Bratwurst, Eintöpfen und Bratäpfeln auch Orte für besinnlichere Momente.
Viele „gute Engel“
Aufwärmen konnten sich die Besucher aber auch bei einem Rundgang durch den Basar des Missionsausschusses im Gemeindezentrum. Schon am Samstagabend waren die üppigen Plätzchenvorräte weitestgehend verkauft. Dabei hatten die rund 25 Mitstreiter des Missionsausschuss-Teams sieben Tische voller Plätzchentüten vorbereitet. „Unglaublich, wie schnell die Plätzchen verkauft waren“, staunte auch Schwester Lucina, die 1981 zur Flörsheimer Ordensgemeinschaft ans Marienkrankenhaus kam und sich so auch noch an die Anfänge des Missionsbasars erinnern kann. „Der Basar wurde immer größer. Nur wir Ordensschwestern werden immer weniger“, so Schwester Lucina.
Anfang der 80er Jahre waren noch 28 Dominikanerinnen am Marienkrankenhaus ansässig, heute sind sie nur noch zu dritt. „Der gute Geist ist im Haus aber nach wie vor spürbar“, versicherte Schwester Lucina, um dies sogleich mit einer bemerkenswerten Begebenheit zu unterstreichen: ein mittlerweile wieder in sein Heimatland zurückgekehrter italienischer Gastarbeiter, so die Dominikanerin, sei mit seiner 22-jährigen Tochter eigens nach Flörsheim gereist, um ihr ihren Geburtsort zu zeigen. „So etwas berührt und so können wir mit Dankbarkeit auf viele gute Jahre zurückblicken“, sagte Schwester Lucina. „Das Gute wird bleiben“, meinte die Ordensschwester, die den Wandel der Zeit nicht beklagt, sondern darauf vertraut, dass es auch weiterhin viele „gute Engel“ in Flörsheim geben wird. „Eine Berufung zum Ordensschwester-Dasein kommt von Gott“, sagte Schwester Lucina, die mit Gottvertrauen in die Zukunft schaut.
Der Erlös des Basarverkaufes kommt in diesem Jahr einem Aidshospiz der Dominikanerinnen in Südafrika und einem Altersheim von Ordensschwestern zu Gute. In all den Jahren des Missionsbasares sind unzählige Projekte aller Flörsheimer Ordensgemeinschaften unterstützt worden.
So viele Wünsche wie nie
Auch unter den 52 Standanbietern des Marktes fanden sich verschiedenste karitative, soziale Projekte, die mit dem Kauf von Selbstgebackenem und Selbstgebasteltem unterstützt wurden. Am Wunschbaum des Vereins „Stern des Südens“ hingen erstmals 158 Kinderwünsche von Familien, die für Weihnachtsgeschenke nicht genügend Geld haben. „So viele Wünsche waren es noch nie und die Wünsche der Kinder sind extrem bescheiden“, beobachtete die Vorsitzende Lisete Schwarz, die noch am Samstag an den letzten Wunschsternen von Kindern der Hattersheimer Tafel gebastelt hatte. So stand mal der Wunsch nach Sportschuhen, dann wieder nach einer warmen Winterjacke, Handschuhen und einer Mütze oder auch nach Windeln für Kleinkinder auf den Sternen. Natürlich wünschten sich viele Mädchen und Jungen auch Spielzeug, mit Vorliebe – ganz „klassisch“ – eine Barbiepuppe oder einen Fußball.
Passend zum ersten Advent boten viele Stände auch noch Adventskränze an, neben klassisch rot dekorierten Tannenkränzen fanden sich trendige schlammfarbene Kränze aus Weide und Rinden im Angebot. Am Sonntag erfreute der Gospelchor „Gospel4fun“ in der Galluskirche, während im Freien der Flörsheimer Musikverein – angesichts der musikalischen Dauerschleife aus den Lautsprechern – mit weihnachtlichen Klängen für willkommene Abwechslung sorgte.
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