Das Türmchen kehrt zurück

Restaurierung am Dachreiter der Galluskirche abgeschlossen

FLÖRSHEIM (drh) – Zahlreiche Schaulustige, Pressefotografen und jede Menge Handwerker verrieten am Mittwochmorgen schon von weitem: Das Türmchen von St. Gallus kehrt zurück. So wie vor wenigen Wochen herunter wurde der Zwiebelturm der Galluskirche am Mittwoch nur in umgekehrter Richtung wieder an seinen Platz auf der Mitte des Kirchenschiffs befördert. 

 

Zunächst gurteten die Zimmerleute den frisch restaurierten Unterbau des Zwiebeltürmchens am Kran an und hievten ihn in die Senkrechte. Aus der Nähe am Boden waren die vielen ausgetauschten Balken gut zu erkennen. „Wir mussten am Unterbau rund 60 Prozent erneuern. Die Wasserschäden waren enorm“, so Dieter Wölfel als Chef der gleichnamigen Zimmerei, die den Turm in den vergangenen Wochen restaurierte. 
Die Fachleute haben vermulmte und verfaulte Holzstellen bis auf einen gesunden Kern abgearbeitet, um dann gesundes mindestens sechs Jahre abgelagertes Eichenholz kraftschlüssig einzusetzen. „Hier kann man nur mit uralten Zimmermannshandwerk rangehen“, so der Chef, der stets ein wachendes Auge auf alle Arbeitsvorgänge hatte. Schädlingsbefall hätte das Holz nicht aufgewiesen, jedoch sei durch das Entfernen der ehemals am Turm angebrachten Jalousien das Holz des Turms der Witterung ungehindert ausgesetzt gewesen. Eine schadhafte Verbleiung am Gesims des Turmunterbaus hätte für zusätzliche Schäden gesorgt. „In dieser Höhe wird zu selten kontrolliert. Das Wasser konnte unter der schadhaften Verbleiung nicht abtrocknen und ließ das Holz faulen“, so Dieter Wölfel. Um die Fehler der Vergangenheit nicht noch einmal zu machen, soll der Turm wieder mit Jalousien, die das Wasser nach außen ableiten, versehen werden. An der Turmspitze selbst waren weniger Schäden zu beklagen, sei doch die Verschieferung noch weitestgehend intakt gewesen, sodass das Holz der Zwiebel nicht oder nur wenig geschädigt wurde. „An der Zwiebel waren nur 30 Prozent auszutauschen“, meinte Wölfel. 
Beim Aufrichten des Unterteils erkannten die Zimmerleute gerade noch rechtzeitig, dass sie in der Werkstatt einen der Zapfen, die den Turm im Dach verankern sollten, zu lang zugeschnitten hatten und so musste noch einmal die Kettensäge angesetzt werden, um fürs richtige Maß zu sorgen. Nach Beseitigung des Problems stand dem Aufsetzen des drei Tonnen schweren Unterteils auf dem Dach nichts mehr im Wege. Am frühen Nachmittag konnte dann auch das mindestens ebenso schwere Oberteil wieder aufgesetzt werden. 
Die Anwesenheit des großen Kranes nutzten die Experten zugleich, um einige Schäden im Dach der Kirche auszubessern. „Es gibt einige lose Verbleiungen, die herabstürzen könnten. Wir führen mit dem Förderkorb am Kran noch Notsicherungsmaßnahmen durch“, so Wölfel, der dafür einen Dachdecker bestellt hatte. Umfangreiche Dachdeckerarbeiten schließen sich nun auch an die Zimmermannsarbeiten am Zwiebelturm an, schließlich muss die Zwiebel auch wieder aufwendig verschiefert werden. 
Die gesamte Restaurierungsmaßnahme beläuft sich auf etwa 210.000 Euro. Allein das große Gerüst kostet schon 60.000 Euro und auch die Dachdecker werden eine ähnliche hohe Summe in Rechnung stellen. Zur Krönung soll dem Zwiebelturm bei Fertigstellung der Restaurierungsarbeiten auch wieder ein Eisenkreuz aufgesetzt werden. Wie genau das Kreuz im Originalzustand ausgesehen hat, ist allerdings nicht bekannt, das Kreuz wurde wahrscheinlich wegen zu großer Schäden irgendwann einmal entfernt.
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