Unikate in der Alten Kirchschule

17. Töpfermarkt lockte Keramiker aus ganz Deutschland nach Flörsheim

Schüsseln, Teller, Amulette: Die Bandbreite war erneut groß. 45 Aussteller zeigten eine große Vielfalt beim 17. Töpfermarkt.
(Fotos: R. Dörhöfer)

 

FLÖRSHEIM (drh) – Gute-Laune-Geschirr, das einen schon am frühen Morgen mit bunter Farbigkeit anlacht, fand sich auf dem 17. Töpfermarkt wie auch viele Tassen- und Teller-Klassiker in dunkelblau-weißer Tupfenmanier oder in edlem Weiß oder Pastell. „Ich bin begeistert von der Einzigartigkeit und der Haptik der Gefäße. Jedes fühlt sich anders an“, meinte die Frankfurter Kundin Clarissa Schuhmann, die im vergangenen Jahr erstmalig zum Flörsheimer Töpfermarkt gekommen war, nun aber in jedem Jahr nach neuen Unikaten Ausschau halten möchte. 

Ums Greifen und Begreifen ging es auch bei der diesjährigen Ausstellung zum Töpfermarkt in der Alten Kirchschule. Zwölf Aussteller hatten sich zum Ausstellungstitel „Greif-bar“ ihre ganz eigenen Gedanken gemacht, und so wurden beispielsweise getöpferte Möbelgriffe, Vasen mit Henkeln, ein steinzeitlich getöpferter Faustkeil oder weiße, von Handabdrücken gezeichnete Becher als Wettbewerbsarbeit eingereicht. Der mit 500 Euro dotierte Keramikpreis der Stadt Flörsheim ging in diesem Jahr an die Geisenheimer Keramikerin Gudrun Vogel, die ihrem getöpferten Gefäß einen Greifvogel oben aufgesetzt hat. Die Weilbacher Künstlerin Stina Tummel hatte ihr Aktmodel mit „Greifbar nahe – Betatschen nicht erlaubt“ überschrieben, wohingegen an einer anderen Ausstellungsstation ganz explizit das Anfassen einzelner Ausstellungsmuster gewünscht war. „Dass das Anfassen einzelner Muster gewünscht ist, ist neu. Die Besucher nehmen es gerne an“, so die Beobachtungen von Kulturamtsmitarbeiter Bernd Scholl.

Über die kunterbunten und lebensfrohen Keramik-Gartentische von Sammy Seeman strichen die Marktbesucher beim Vorbeischlendern auch gerne mal drüber, spiegelten sie mit ihrer besonderen Fugentechnik doch die Vielfalt des Handwerks wider. Wie in einem Mosaik reihten sich die bunten Keramikflächen aneinander und ergaben imposante Tischflächen.

Die Keramiker waren aus dem gesamten Bundesgebiet nach Flörsheim gereist und hofften, nach etwas verhaltenen Kaufabsichten und Regenschauern am Samstag auf gute Sonntagseinnahmen. Bei der Kartoffelsuppe der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB), die in 220 gespendeten Keramikschalen der Töpfer ausgegeben wurde, war die Nachfrage gleichbleibend. Die 80 Kilo Kartoffeln waren im Nu verspeist, sodass sich das Straßenkinderprojekt in Libano Honda über eine Spende in Höhe von 3.220,15 Euro aus dem „Empty Bowls“-Projekt freuen darf.

Auf dem Platz hinter der Galluskirche zeigte Ursula Starke die alte, aus Japan stammende Kunst des Rakubrandes. „Jedes Gefäß ist ein unnachahmliches Unikat“, so die Keramikerin, die mit Schutzbrille und einer langen Zange ausgerüstet Schüsseln aus ihrem 1.040 Grad heißen Brennofen holte, um sie dann in Blechtöpfen mit Sägespänen einzubetten und sie sturzzukühlen. Die Späne aus dem Heimtierbedarf begannen zu brennen und die Glasur der Schüsselchen entwickelte hauchfeine Haarrisse, in die der Rauch der Späne eindringen konnte. „Als Gebrauchskeramik eignen sich Rakubrände nicht, doch sie sind einzigartige Dekorationselemente“, verriet Ursula Starke. 

„Hier gibt’s so viele schöne Sachen. Man kann sich kaum entscheiden. Aber ein neuer bunter Teller wird mein Repertoire zu Hause ergänzen“, freute sich Rita Leibnitz, die künftig so nun schon vier Keramik-Unikate ihr Eigen nennen kann. „Da entwickelt sich automatisch eine Sammelleidenschaft“, meinte die Nauheimerin, die so gerne auch im kommenden Jahr noch einmal Ausschau halten möchte.

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