In diesem Jahr gestaltete sich die Organisation des jährlichen Experimentiertages des VDI Rheingau-Bezirksvereins etwas schwieriger als gewohnt. Die Folge: Statt der rund 1200 Kitakindern sowie Schülerinnen und Schüler, die normalerweise im Klassenverbund in der Flörsheimer Stadthalle vorbeischauen und sich von Unternehmen und Institutionen für einen Beruf aus dem MINT-Bereich interessieren lassen sollen, musste der Bezirksverein sich diesmal mit 800 Vier- bis Siebzehnjährigen begnügen.
Die Stände, bei denen es im Gegensatz dazu diesmal einen kleinen Zugewinn gab, waren so eben etwas schneller zugänglich für die Kinder. Doch der in Flörsheim wohnende Geschäftsführer des Bezirksvereins, Wolfgang Truss, stand vor wenigen Wochen kurz davor, die im Wesentlichen von ihm und seiner Sekretärin mit drei bis vier Monaten Vorlaufzeit organisierte Veranstaltung zu beerdigen. Denn durch den Urlaub seiner Sekretärin gingen die Einladungen an die Schulen diesmal verspätet raus, „nach den Ferien hatten wir erst 200 Anmeldungen“.
Durch gezieltes Ansprechen der Schulen und kleinen Kniffen wie der Übernahme der Buskosten gelang es, das drohende Debakel abzuwenden. „Das war etwas holprig, wir haben bis zur letzten Minute gezittert, dass wir die 800 Schüler bekommen - wenigstens so viele wie zu Coronazeiten“, erläutert der Geschäftsführer. Wäre es bei den 200 Anmeldungen geblieben „wäre es das letzte Jahre der Veranstaltung gewesen“, ist sich Truss sicher - nach 14 Ausgaben in der Stadthalle.
Bei den Ausstellern gewann der Bezirksverein in diesem Jahr zwei Unternehmen dazu: aus der chemischen Industrie Provadis (Höchst) sowie auf der Bühne Promethean, ein Hersteller von Unterrichtstechnologien wie interaktive Displays (Whiteboards). Die Kontakte zu diesen Unternehmen entstehen oft über dort beschäftigte Mitglieder, von denen der Bezirksverein, dessen Gebiet vom Taunus bis Worms und Birkenfeld bis Kelsterbach reicht, rund 2500 hat. Entsprechend ist Truss nicht zufrieden damit, dass derzeit nur etwa 15 Aktive die ehrenamtliche Schularbeit mitgestalten, die der Verein das ganze Jahr über betreibt. „Bis auf zwei sind alles Rentner – es hat früher besser geklappt, Mitglieder anzusprechen“, hält er fest.
In der Halle war davon nichts zu bemerken. Bei der Organisation erhielt sein Büro kurzfristig Unterstützung von einigen Kollegen, die auch in der Gruppe dabei sind, die in den Schulunterricht gehen. Die Angebote und das Personal an den Ständen müssen die Anbieter sich allerdings selbst ausdenken beziehungsweise stellen. Vom VDI gibt es da keinerlei Vorgaben oder Absprachen. Die allermeisten Aussteller in diesem Jahr sind die alten bekannten. So als allgemeine Bildungseinrichtungen aus Hofheim das Gymnasium Main-Taunus-Schule und die Gesamtschule am Rosenberg, aus Rüsselsheim die Werner-Heisenberg-Schule, das DLR-School Lab der TU Darmstadt, das Gießener Mitmach-Museum „Mathematikum“, das Weilbacher Naturschutzhaus der Vhs des Landkreises Main-Taunus, zudem das Medienzentrum Groß-Gerau mit seinem 3-D-Drucker.
Auch fachliche Ausbildungseinrichtungen wie das Mainzer Industrie-Institut für Lehre und Weiterbildung und die IHK Darmstadt präsentieren sich. Die Unternehmen, die sich beteiligen, haben Angebote in Berufsfeldern aus dem Ingenieursbereich, so die Eichsfelder Technik eitech, die Metallbaukästen herstellt, der Wiesbadener Sonnenuhr-Hersteller Helios oder der Verpackungshersteller Econo-Pak aus dem rheinhessischen Flonheim.
Auch die Stadt Flörsheim präsentiert sich auf der Veranstaltung stets. Dabei war aus der Stadt aber auch, auf der Bühne platziert, das Flörsheimer Repair Café – echt etwas für technisch interessierte Bastler. Natürlich war last but not least auch der VDI-Bezirksverein selbst mit seinem VDIni-Club sowie den „Zukunftspiloten“ vertreten. Absoluter Exot: Ein Stand einer Vermögensberatung, denn Kinder sollen auch mit Geld umzugehen lernen, begründet das Unternehmen sein Interesse an der Veranstaltung.
Im Foyer war ein Elektro-Rennwagen ausgestellt, der ein seit 2006 bestehendes, fachbereichsübergreifendes Dauer-Projekt der Hochschule Rhein-Main unter dem Namen „Scuderia Mensa“ ist. Ziel ist es, jedes Jahr ein konkurrenzfähiges Fahrzeug für die „Formula Student“ zu stellen, denn das ist der größte studentische Konstruktionswettbewerb der Welt. Wie in den beteiligten Schulen und Hochschulen ist der VDI auch bei der Scuderia betreuend dabei, „wir arbeiten mit, dass die Wagen mitfahren können“, sagt Truss. Die Hauptarbeit findet allerdings in Unterrichtsbesuchen in den Schulen statt, wobei der Verband mehr und mehr die steigenden personellen Lücken in der Lehrerschaft in den MINT-Fächern ausbügelt.
Rund 40.000 Euro gibt der Bezirksverein laut Truss jährlich für die Experimente aus, die die Ehrenamtler im Schulunterricht durchführen. „Manche Schulen wollen uns eine Woche lang täglich im Unterricht haben, manche einmal die Woche für ein ganzes halbes Schuljahr, manche wollen Nachmittagskurse“, erläutert der Geschäftsführer die unterschiedlichen Modelle. Genügend zu tun haben die Ingenieure in ihrer Mission allemal, der Nachwuchs in den technischen Berufen kann einen stärkeren Zulauf dringend gebrauchen.
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