Wiedersehen nach halbem Jahrhundert

Die Abschlussklasse der Riedschule von 1962 trifft zusammen

FLÖRSHEIM (drh) – Ein knielanger Rock, ein schmales Haarband und jede Menge Haarspray in der auftoupierten Frisur gehörten zur Mode eines Schulmädchens vor 50 Jahren. Am Freitag traf sich die Mädchenabschlussklasse der Riedschule von 1962 nach einem halben Jahrhundert im Flörsheimer Bootshaus zu einem Klassentreffen. 40 von ehemals 50 Klassenkameradinnen waren dem Aufruf von Helga Reisz gefolgt, die sich ein Vierteljahr Tag für Tag daran machte, die Adressen ihrer alten Schulkameradinnen ausfindig zu machen. „Ich bin manchmal stundenlang durch die Wohngebiete der alten Adressen gelaufen, um jemanden zu finden, der mir über den Verbleib der Schülerin von damals etwas sagen konnte“, so Reisz, die meist nur die Mädchennamen kannte. Die Arbeit hat sich gelohnt, waren doch einige Schülerinnen gar aus weiter Ferne angereist, um noch einmal die alten Zeiten aufleben zu lassen. „Wo lebst du heute?“, „Was und wo hast du gearbeitet?“, „Hast du eine Familie?“ – fragten die Damen, die sich manchmal jahrzehntelang nicht mehr gesehen hatten.

 

Die große Wiedersehensfreude teilten aber nicht nur die Schülerinnen, sondern auch die ehemalige Lehrerin Edith Hanusch, die bis heute in Flörsheim lebt. Als kleine Person hielt sie schon damals die 50-köpfige Schülerschar in Schach. „Mir hat das Unterrichten stets Freude gemacht und gerne habe ich die Mädchen aufs Leben vorbereitet“, so die 89-Jährige, die 25 Jahre in Flörsheim als Lehrerin tätig war. Insgesamt stand Edith Hanusch 42 Jahre im Schuldienst. „Frau Hanusch war eine nette und äußerst faire Lehrerin, bei der wir viel gelernt haben“, erinnerten sich die Damen, die es damals dennoch gewagt hatten, die Pension an ihrer Abschlussfahrt nach Oberammergau nächtens zu verlassen. „Wenn wir laut waren, wurde Frau Hanusch immer leiser und so merkten wir schnell, dass wir ruhig sein mussten“, so Helga Reisz.
Eine Klassenkameradin hätte es nach Frankreich verschlagen und einige andere lebten in der Bundeshauptstadt. Viele aber seien nach wie vor in Flörsheim und Umgebung ansässig. Nach der Schulzeit hätten die meisten einen Lehrberuf wie Schneiderin, Friseurin oder Kauffrau bei Opel oder der Farbwerke ergriffen. Manche aber hätten auch die Handelsschule besucht. „Wenn wir auf der Handelsschule Probleme hatten, hat uns Frau Hanusch nachmittags geholfen“, erinnerten sich die Schülerinnen, die auch noch wussten, dass Frau Hanusch das Elternhaus persönlich aufsuchte, wenn es Schulprobleme gegeben habe. „Sie hat sich wirklich engagiert und ihren Beruf ernst genommen“, lobten die Frauen ihre ehemalige Lehrerin. Die Nachmittage hätte man damals mit Klicker, Hula Hop und Federballspielen am Main verbracht und Rock n' Roll sei absolut modern gewesen. „Um 18 Uhr mussten wir aber immer alle wieder zu Hause sein“, meinte Christel Schreiber. Auch hätten sich viele im Turnverein, in der Fastnacht und manche beim Theaterspielen engagiert. Nach dem ersten großen Wiedersehen möchte sich die Klasse, die damals kurzfristig aus zwei Klassen zusammengelegt worden war, so schnell nicht mehr aus den Augen verlieren. Schon im nächsten Frühjahr soll es eine Fortsetzung des Treffens geben.

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