Zuprosten auf Abstand ist nicht die Idee

Weilbacher Vereinsring sagt Adventsmarkt wegen Corona-Situation ab - Parlamentarischer Abend verschoben

Der Weilbacher Adventsmarkt - hier in der jüngsten Ausgabe im Jahr 2019 - fällt ein weiteres Mal den hohen Corona-Infektionszahlen zum Opfer. Der Vereinsring entschied sich zur Absage.

Es ist nicht absehbar, wie es weitergeht mit dem zweiten Coronawinter. In den geht Deutschland mit dem Versuch, einen erneuten Lockdown zu vermeiden. Nicht verwunderlich also, dass die Infektionszahlen derzeit deutlich höher liegen als vor einem Jahr, als Anfang November etwa die Sporthallen schlossen und alle Kulturveranstaltungen abgesagt wurden. Aber die nächsten Wochen könnten zeigen, dass es nicht realistisch ist davon auszugehen, dass mit 2G- oder der in Hessen gültigen 3G+-Regelung (Getestete nur mit aktuellen PCR-Negativbefund) Großveranstaltungen zu retten sind, an die vor einem Jahr nicht zu denken war.

Das kommt inzwischen auch in Flörsheim und seinen Stadtteilen an. Einige Veranstaltungen wurden und werden derzeit wieder abgesagt. Den Auftakt machte der FCV, der am vorvergangenen Samstag die Fastnachtskampagne in der Stadthalle eröffnen wollte, kurzfristig aber entschied, dies abzusagen. Noch stehen die Termine der Hallenfastnacht, deren Sitzungen im Februar anstehen, der FCV hat sich für die fünf Sitzungen schon vor einigen Wochen auf eine 2G-Regel festgelegt. Vor dem Jahreswechsel – 2020 erreichten die Infektionszahlen rund um Weihnachten den damaligen, in diesem Jahr jetzt schon deutlich überschrittenen Höchststand – gibt es keine Notwendigkeit, endgültige Entscheidungen zu fällen.

Auch der für den kommenden Freitag vorgesehene, erste „Parlamentarische Abend“ der Stadt, der unter dem Motto „Politik trifft Ehrenamt“ stehen sollte, wurde vom Rathaus abgesagt. „Im Hinblick auf die stark ansteigenden Inzidenzen“, wie die Verwaltung betont, sei dies „im Sinne und zum Schutze aller“, auch wenn diese Veranstaltung nach der 2G-Regel geplant war, um auf die Abstands- und Maskenpflicht verzichten zu können. Wenige Tage zuvor hatte die Stadtverordnetenversammlung noch die Liste der zu ehrenden, verdienten Bürgerinnen und Bürger abgesegnet.

An den Veranstaltungen im kleineren Rahmen hält die Stadt bisher fest, noch gibt es darunter welche mit 2G- und welche mit 3G-Regelung. Aber da gibt es ja noch die Traditionen der vorweihnachtlichen Märkte im Freien, über deren Schicksal in diesem Jahr die Entscheidungen noch ausstehen. Nicht so allerdings in Weilbach. Der Vereinsring, Veranstalter des Markts "Advent am Bach", der traditionell am zweiten Adventswochenende am Haus am Weilbach stattfindet, hat diesen nun ersatzlos abgesagt.

Vereinsringchef Peer Eric Neugebauer berichtet, dass der Beschluss dazu nach zwei Besprechungsterminen am Montag vergangener Woche feststand. „Wir haben schwer mit der Entscheidung gerungen, aber haben das am Ende so festgelegt“, berichtet er. In den Sitzungen sei lange überlegt worden, ob ein Hygienekonzept die Veranstaltung retten könnte, „aber wegen der steigenden Zahlen halten wir es nicht für sinnvoll, den Adventsmarkt durchzuführen“, sagte Neugebauer. „Es hätte keine schöne Veranstaltung gegeben.“

Denn ohne Abstandsregelung wäre es nicht gegangen, das steht dem Sinn und Zweck solcher Märkte aber nun einmal komplett entgegen. „Das Gelände am Haus am Weilbach hat mehrere Zugänge, das wäre schwer zu kontrollieren, und das wäre auch kaum leistbar – man plant letztlich von Anfang an mit Verstößen.“ Ohne Absperrung und Security, „die die Leute auseinandertreibt“, wäre es nicht gegangen – das ist überhaupt nicht heimelig und verursacht auch noch Kosten für die neun Stände, die in Weilbach traditionell von die Kerbeborsch, den Kitas und den Kirchengemeinden betrieben werden.

Gesetzliche Regelungen, die die Kommunen zu der Absage solcher öffentlichen Veranstaltungen zwingen könnten, gibt es nicht. Die hessischen Großstädte mit ihren Massenzusammenkünften in den Innenstädten halten bisher allesamt an ihren Planungen fest. Die Stadt Flörsheim, die ebenfalls für das 1. Adventswochenende 27./28. November am St. Gallusplatz einen Weihnachtsmarkt plant, hat sich bisher noch nicht zu einer Absage durchgerungen. „Die Stadtverwaltung ist bemüht, ein passendes Konzept zu erarbeiten“, heißt es im städtischen Veranstaltungskalender weiterhin. Die Tendenz war zur Wochenmitte, dass er unter 3G-Regelung stattfinden wird, wenn die für Donnerstag einberufene Bund/Länder-Sitzung keine Beschlüsse fast, die dem entgegenstehen.

Die Einwände, die den Weilbacher Vereinsring zu seiner Entscheidung brachten, sind freilich trotz sicherlich besserer personeller Voraussetzungen letztlich in der Stadtmitte keine anderen – sich auf Abstand mit dem Glühwein zuprosten und ständig drauf achten, dass es nicht zu kuschelig wird ist nicht das, was mit Weihnachtsstimmung in Verbindung zu bringen ist. Der gleiche Sachstand gilt für den Wickerer Nikolausmarkt, nur dass hier noch eine weitere Woche Reaktionszeit zur Verfügung stünde, sollten sich im Laufe der nächsten Tage die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern.

Die Lage im Landkreis

Die deutschlandweit ungünstige Entwicklung bei den Coronazahlen spiegelt sich natürlich auch in Flörsheim und dem Landkreis wider. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt derzeit mit 164,3 (Stand Dienstag) weit unter dem Bundesschnitt, der am Wochenbeginn erstmals die 300 überschritten hat. Aktuell sind im Kreis über 820 Menschen mit dem Virus infiziert, in Flörsheim 44. Insgesamt wurden in der Stadt seit März 2020 bisher 1.328 Positivbefunde registriert.

Die Hospitalisierungsinzdenz, die eigentlich die Infektionsinzidenz als wichtigstes Kriterium für die Problemlage ablösen sollte, ist hessenweit ebenfalls auf dem Vormarsch. 4,42 von 100.000 infizierten Bürger/innen lagen in den vergangenen sieben Tagen am Dienstag wegen einer Covid-Erkrankung in den Krankenhäusern. In den MTK-Kliniken sind dies derzeit 20 Infizierte, davon fünf intensivmedizinisch betreut. Das sind noch keine Zahlen, die über frühere Werte hinausgingen.

Auffällig ist, dass sich unter den 20 Patienten immerhin acht befinden, die trotz eines vollständigem Impfschutzes schwer an dem Virus erkrankt sind. Die Quote der Ungeimpften unter den Intensivpatienten wird von der Kreisbehörde nicht mitgeteilt, liegt aber bundesweit bei 90 Prozent. Dass das Impfzentrum in Hattersheim geschlossen wurde, will der Kreis bisher nicht revidieren. „Primäre Ansprechpartner für Impfungen sind die Haus-, Fach- und Betriebsärzte“, betont die Gesundheitsbehörde. Unterstützt würden sie im Auftrag des Amtes durch die Kliniken des Main-Taunus-Kreises. Ab Freitag (19.) bieten diese in den Räumen der bisherigen Corona-Praxis in der Kurhausstraße in Hofheim, immer freitags zwischen 12 und 19.30 Uhr, Impfungen an - Erst-, Zweit- und Drittimpfungen, Anmeldungen per E-Mail an

Parlamentarischer Abend später

Im Gegensatz zu den weihnachtlichen Terminen kann der Parlamentarische Abend mit den Ehrungen in dieser oder anderer Form im neuen Jahr nachgeholt werden. Alle Auszuzeichnenden haben laut Ehrenordnung mindestens vier Wahlperioden ehrenamtliche Kommunalpolitik mitgestaltet. Der Ehrentitel richtet sich „in der Regel nach dem zuletzt ausgeübten Amt“. Die von der Stadtverordnetenversammlung bestätigte Vorschlagsliste des Magistrats für die verschiedenen Ehrenbezeichnungen laut der Ehrenordnung sieht folgende Auszeichnungen vor:

Ehrenortsbeirat Marcel Anthes.

Der Wickerer war 20 Jahre lang für die CDU im Ortsbeirat kommunalpolitisch tätig.

Ehrenausländerbeirat Adem Karacan

war 23 Jahre lang im Ausländerbeirat der Stadt tätig. Zeitweise saß er dem Gremium vor oder war stellvertretender Vorsitzender. Er gehörte zudem der einstigen Kommission für Wohnungsfragen an.

Ehrenstadtrat Karl-Heinz Landwehr

war fünf Wahlperioden lang in Gremien wie dem Ortsbeirat Keramag/Falkenberg, in der Stadtverordnetenversammlung und seit 2011 im Magistrat aktiv. Er gehörte dem Haupt- und Finanzausschuss und dem Vorstand der Stadtverordnetenversammlung an, neun Jahre lang als stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher. In Keramag/Falkenberg war er stellvertretender Ortsvorsteher und Ortsvorsteher.

Ehrenstadtrat Helmut Reinhard

wurde 1997 in den Ortsbeirat Stadtmitte gewählt, dem er mit dreieinhalbjähriger Pause bis März 2006 angehörte. Dann wechselte der in den Magistrat. Reinhard gehörte von Februar 2000 bis März 2001 sowie von Mai 2002 bis März 2006 zudem der Stadtverordnetenversammlung an.

Ehrenstadtverordnete Anneliese Wann

begann ihre kommunalpolitische Tätigkeit 1993 im Ortsbeirat Stadtmitte, ab April 1994 als stellvertretende Ortsvorsteherin. Dann wechselte sie in die Stadtverordnetenversammlung und gehörte diversen Ausschüssen an, im damaligen Ausschuss für Kultur, Jugend, Sport und Soziales war sie von Mai 2001 bis März 2011 stellvertretende Vorsitzende. Ab April 2011 war Wann stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin.

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