Dauerlärm

 

Zu „ Die Befürchtungen wurden übertroffen“:

 

Ein bisschen unverständlich, wenn im Nachhinein wieder darauf hingewiesen wird, dass auf Gesundheitsgefahren der Betroffenen zu wenig Rücksicht genommen wurde. Seitens der Stadt Flörsheim wurde seit Jahren darauf hingewiesen (siehe auch Forum/Flörsheim vom 23.02.2010) dass bei Inbetriebnahme der neuen Landebahn Nordwest die Belastung der Bürger, wie auch die der Schulen und Kindergärten, durch extrem niedrige Überflüge unerträglich wird. 

Desweiteren muss noch einmal in Erinnerung gerufen werden, dass dieses Wohngebiet von der Stadt vor dem Beginn der Ausbaudiskussion für die neue Landebahn gezielt für Familien mit Kindern entwickelt wurde. Viele haben dort zu Höchstpreisen einen Bauplatz gekauft, um gleich oder später bauen zu können. Diese Familien müssen sich heute zusätzlich noch gegen viele Meinungen zur Wehr setzen, sich durch billiges Baugeld einen Vorteil verschafft zu haben und sich somit heute nicht beschweren können.
Aber es geht nicht nur um das Neubaugebiet Flörsheim Nord und die damit verbundene Höchstbelastung für diesen Bereich. Der Lärm, der im 90-Sekunden-Takt landenden Flugzeuge überstrahlt das ganze Gebiet. Kaum fassbar, dass sich der Luftverkehr in naher Zukunft noch wesentlich steigern soll.
An Arroganz kaum zu überbieten ist das seitens der Fraport vorgestellte CASA-Programm. Gestaffelt in drei Kernzonen bis max. 420 Meter haben Haus- und Wohnungsbesitzer die Möglichkeit, dem Lärm durch Verkauf an Fraport (Zone 1, bis 180 m) zu entgehen bzw. durch andere Maßnahmen, Schallschutzfenster (Zone 2, bis 300 m) oder Entschädigung auf Quadratmeterbasis (Zone 3, bis 420 m) den Lärm erträglicher zu gestalten. Die „Erträglichkeit“ bezieht sich jedoch nur auf die eigenen vier Wände, außerhalb des Hauses (Terrasse, Garten, etc.) ist ein Aufenthalt bei Ostwetterlage nicht mehr möglich. 
Der Lärmteppich liegt jedoch über dem ganzen Gebiet. Links und rechts der Kernzone ist es genauso laut, was auch Wicker zu spüren bekommt. Haben wir seit vielen Jahren bei Westwind den startenden Flugverkehr der viermotorigen Maschinen zu verkraften, müssen wir jetzt auch noch den Lärm der bei Ostluft landenden Flugzeuge ertragen. Eine Dauerlärmberieselung von früh bis spät.
Aber wen interessiert dies schon in unserem Lande? Wer die feierliche Eröffnung der Landebahn live im HR3-Fernsehen verfolgt hat, konnte sich ein Bild darüber machen, wie Politik und Wirtschaft darüber denken. Für den Fraport-Vorstand ging es nur darum, das vorst ausgesprochene Nachtflugverbot als totalen Unsinn hinzustellen, und der hessische Ministerpräsident hat mit seinem Dauerlächeln mitgeteilt, dass dieser Tag für 90 Prozent der Hessen ein schöner Tag ist. Kaum ein Wort über die Betroffenen, höchstens ein paar leere Phrasen nach zukünftig leiseren Flugzeugen oder ausgewogenen Flugtechniken, um alles etwas erträglicher zu gestalten. Bis solche Wünsche zum Tragen kommen, sind die am stärksten betroffenen Anrainerkommunen wohl ausgestorben.
Herbert Fichna
Flörsheim-Wicker
Noch keine Bewertungen vorhanden


X